Die letzten Tage in Thessalien

18. September 2019, Agiokampos.

Der diesjährige Aufenthalt geht dem Ende zu. Die letzten Tage haben wir ausführlich die Gegend um Mavrovouni und den Ossa erkundet und genossen. Für einen zusammenhängenden Bericht reicht das nicht, deshalb folgen in loser Reihenfolge einfach Bilder der letzen Tage. Der Sommer neigt sich erkennbar dem Ende zu, auch wenn es noch deutlich warm ist. Der sonst trubelnde Ferienort Agiokampos hat sich geleert. Wie immer haben Hunde und manchmal auch Angler Besitz von dem breiten Strand genommen. „Kalo Chimona“, einen „guten Winter“, wünscht man sich jetzt wieder, wenn es darum geht, Abschied zu nehmen. Die untergehende Sonne und das Abendrot taucht die Berge in eine feurige Glut, in der die langsam gelb werdenden Bäume noch einmal richtig aufleuchten.  Langsam beginnt die Apfelernte, die Bauern fahren leere blaue Obstkisten hinauf in die Berge. Der kleine Ort Agia hat sich mit Erntehelfern aus allen Ländern, vor allem aus Albanien gefüllt, ihnen steht eine harte und entbehrungsreiche Arbeit bevor. Die Apfelbäume an den teils hoch gelegenen, steilen Plantagen müssen von Hand einzeln abgeerntet werden und anschließend in die Kühlhäuser gebracht werden.

Wir verabschieden uns langsam von unseren Freunden, versprechen, uns spätestens im nächsten Jahr wiederzusehen. Halle ruft aus der Ferne. Der Ernst des Lebens hat auch die Kinder nach dem langen Sommer wieder eingeholt: seit einer Woche haben die Schulen wieder angefangen.

Eine besonders harte Zeit erwartet jetzt die Abiturienten.  Sie müssen nicht nur das Gymnasium erfolgreich absolvieren und damit  (theoretisch) die Hochschulreife mit dem Abitur erlangen, sondern auch die Universitätseingangsprüfung bestehen. Denn vor der Aufnahme an die Universitäten hat der Staat Eingangsprüfungen gesetzt: die sind hart, und im europäischen Maßstab eine der Härtesten überhaupt. Das Niveau des griechischen Abiturs ist etwa mit dem des deutschen Abiturs vergleichbar – doch die universitären Eingangsprüfungen verlangen weitaus mehr. In unserem Kreise bekommen wir Einblick auf das, was beispielsweise für eine Eingangsprüfung für das Fach Medizin verlangt wird: Es ist das Niveau des Stoffes, das in Physik und Chemie beispielsweise im 1. und 2. Semester an der Uni gelernt wird, oder in den gymnasialen Leistungskursen. Um die Prüfungen zu schaffen, gibt es in Griechenland so genannte „Frontistiria“. Das sind private „Aufbauschulen“, vielleicht am ehesten mit einem amerikanischen „College“ vergleichbar, die die Kinder parallel zur Schule besuchen. Hier werden die jungen Leute auf die Prüfungen, die im Mai stattfinden werden, gepaukt. Neben dem Stress kostet das Ganze auch noch eine enorme Stange Geld, monatlich um die 1500,- Euro. Das müssen die Angehörigen privat aufbringen: im Ergebnis führt das zu einer ungeheuren sozialen Selektion im Bildungswesen.  20190829_183037

 

Wenn die Technik streikt

In letzter Zeit sind die Berichte etwas rar geworden. Das hat Ursachen. Dieses Gefühl, du sitzt abends bei einem Bier auf der Terrasse, das Meer rauscht, sortierst Fotos, willst etwas schreiben, kurz durch das Netz surfen, und dann das: Windows 10 beschließt, ohne meine Erlaubnis – ein Update zu machen. Einfach so. Du starrst auf einen Himmelblauen Bildschirm, auf dem sich ein paar Kullern im Kreise drehen. „Dies kann eine Zeit dauern“, meldet die Firma von Bill Gates. Ok, ist jetzt nervig.  Aber immerhin wird ja der Fortschritt in Prozenten angezeigt. Allerdings verlangsamt der sich, bleibt nach zwei Stunden stehen, bei 27% hört der Fortschritt auf. Ende, aus, nichts; nachts um Elf. Um Mitternacht: 27% Fortschritt. „Schalten Sie den Computer nicht aus“. Googeln mit dem Handy. Tausend Ratschläge, die reihen von: einfach bis zu 24 Stunden warten, bloß nicht ausschalten, usw. Oder Kaltstart versuchen. Nach einer Stunde: Es reicht: Ausschalttaste gaanz lange gedrückt, voller Wut.  Kurzerhand den Laptop ins Meer schmeißen? Keine Option, wg.  Plastikmüll.  Jetzt ist der Bildschirm schwarz, wie die Nacht über dem rauschenden Meer. Ein Zeichen? „Vorgenommene Änderungen werden rückgängig gemacht“, schreibt eine Engelshand auf den schwarzen Bildschirm. Ab ins Bett. Am nächsten Tag ist wieder alles OK. Ein Wunder.

Voller Freude beschließen wir, einen Ausflug in die Umgebung zu machen. In Kanalia, wo wir den See und seine Geschichte noch einmal genauer untersuchen wollen, stottert der Motor des alten Toyota. Die Zündung ist ausgefallen, der Strom geht weg. An diesem verlassenen Ort gibt es praktisch nichts, was uns weiterhelfen kann, die Akuladung des Handys steht auf halb ….

In Kastri ist an einem Sonntag morgen nicht wirklich viel los.

In Kastri ist an einem Sonntag morgen nicht wirklich viel los.

Kann alles nicht wahr sein. Schlechter Traum? Nochmal Schlüssel rumdrehen. Die Karre springt an. Vielleicht hätten wir das kleine Ausrufezeichen und das Batteriesymbol, das schon eine Zeit lang leuchtete, etwas ernster nehmen sollen. Aber OK, vielleicht schaffen wir es bis in den nächsten größeren Ort, Agia, das ist ja nur 20 km entfernt. Nach 5 Kilometern: Ende der Fahnenstange. Der Motor stottert wieder, aus. In der Ferne geht langsam die Sonne über der wunderschönen Ebene und den dahinter sich schattenhaft abzeichnenden Bergen unter. Das sind Situationen in der realen Welt, in denen man nicht einfach auf die Reset-Taste drücken kann. Noch ein Versuch, und wir schaffen es immerhin bis nach Kalamaki. Auch hier nichts, was wirklich nach Hilfe aussieht.  Wir versuchen, den griechischen ADAC anzurufen. Die Zentrale des „Express-Service“ in Larissa meldet sich. Man bietet Abschleppen nach Larissa an, drei Stunden sollen wir warten, mit ca. 200 Euro Kosten müsse man rechnen. Keine wirklich gute Option. Anruf bei unseren Freunden. „Ich komme vorbei“, verspricht unser Freund. Nach einer halben Stunde ist er aus Platikampos, einem Vorort von Larissa, tatsächlich in Kalamaki. In der Zwischenzeit haben wir uns auch an den hier ansässigen Tankstellenbesitzer gewandt. Er ist hilfsbereit, ruft wiederum einen befreundeten Elektriker an, aber an dem Wochenende ist er ausgeflogen.  Mittlerweile ist es fast dämmrig, unser Freund kommt, er hat Starthilfekabel dabei. Er vermutet eine Schaden an der Lichtmaschine (was sich später als richtig erweisen sollte). Er lädt die Batterie ein wenig auf in Erwartung, dass wir vielleicht so zurück in die Zivilisation kommen. Nach etwa 2-3 Kilometern wieder Ausfall, wieder aufladen, und so hoppeln wir in Kolonne von einem Dorf ins nächste.  Unser lieber Freund ist derweil nicht untätig, ruft seinerseits Bekannte an, irgendwann findet er einen KFZ-Mechaniker aus Galini – er rät uns, die Karre am nächsten Ort (es ist Kastri, ein gottverlassenes Nest unterhalb der Resten einer byzantinischen Burg) stehen zu lassen. Unsere Freunde nehmen uns mit. Am nächsten Tag fahren wir wieder hinaus nach Kastri, wo nach einiger Zeit auch der KFZ-Mechaniker kommt. Ein junger Mann , zupackend, hilfsbereit. Mittels einer mitgebrachten neuen Batterie schaffen wir es bis zu seiner Werkstatt in Galini. Den gesamten Tag (wohlgemerkt Sonntag) wie auch den Tag drauf bemüht er sich um die Lichtmaschine, baut sie auseinender, recherchiert Ersatzteile, schraubt und kümmert sich. Dann die Nachricht: alles fertig.  Übrigens zu einem Preis, der beschämend niedrig ist, für die unglaubliche Arbeit, die der Mensch sich gemacht hat. Für uns, die er allenfalls über zehn Ecken herum kennt. Dabei braucht er sich keinesfalls über eine schlechte Auftragslage zu beklagen: seine Kunden sind vorwiegend Landwirte, deren Landmaschinen und „Agrotika“ (meistens auch alte Toyota-Pickups) gerade jetzt, zur Erntezeit, genügend Probleme bereiten. Sein Hof steht voll von zu behandelnden „Patienten“. Auch Menschen wie der Mechaniker Emilio sind Helden, die das immer wieder strauchelnde Griechenland am Leben erhalten.

 

„Ever change a running system“: generationsübergreifendes Gefummel an der Natur. Der Karla-See als mahnendes Beispiel.

Wenn man von den Höhen des Ossa südwestlich oder von denen von  Mavrovouni westlich in die ausgedehnte Thessalische Tiefebene blickt, sieht man zwischen den rechtwinkligen Flickenteppichen der landwirtschaftlichen Felder neuerdings in der Sonne ebenso kantig umrissene, silbrig glänzende Wasserflächen aufblitzen. Sie gehören zu einem ökologischen Großprojekt, das im Jahre 1988 mit Hilfen der EU gestartet wurde und immer noch anhält. Es ist der Versuch, einen einst weitläufigen natürlichen See, der in seiner größten Ausdehnung ein gutes Drittel der Thessalischen Ebene ausgefüllt hatte, und über den schon Homer berichtete, wieder herzustellen. Seit 1988 und bis zum letzten Herbst 2018 haben unzählige Bulldozer und Lastwagen, gewaltige Staubfahnen über die trocken Landschaft hinter sich herziehend, kilometerlange Dämme errichtet.   Ein gewaltiger Aufwand, den die EU mit insgesamt 100 Millionen Euro unterstützt hat.

Noch eine knappe Generation vorher, im Jahre 1962, hatte man eine große, vermeintliche Errungenschaft gefeiert: den See trocken zu legen, um die Malaria zu bekämpfen, und Land für die so wiederum arbeitslos gewordenen Fischer zu gewinnen. Das alles ist  schief gegangen, an der Beseitigung der Konsequenzen arbeitet man bis heute. Im Oktober letzten Jahres wurde am Ortsrand des Dorfes Kanalia (s. Karte) mit EU-Mitteln ein ansehnliches Besucherzentrum eröffnet, das nicht nur über die laufenden Rekultivierungsmaßnahmen des Sees informiert, sondern auch über seine geologischen Hintergründe, die Kulturgeschichte und Ökologie.

Doch der Reihe nach: Seit dem Ende der letzten Eiszeit entwässert die Thessalische Ebene in Richtung Nordosten zwischen dem Ossa- und dem Olymp-Massiv durch das tief eingeschnittene Tempi-Tal ins Meer. Allerdings geriet die Ebene durch tektonische Hebungs- und Senkungsbewegungen in der Folge in Schieflage. Der Beckenboden kippte leicht in Richtung Osten ab, wodurch sich nun der tiefste Punkt der Ebene am Rand des Mavrovouni-Gebirgszuges befand. Hier sammelte sich das Wasser, das nicht mehr komplett zum Meer hin abfließen konnte, genährt durch die Hochwässer des Pinios als auch von abfließenden Wassern des Westhanges von Mavrovouni.  Das kann man sich vorstellen, wie bei einem Gulli, der nicht an der tiefsten Stelle eines gepflasterten Platzes liegt, da  bildet sich schon eine Pfütze. Jahreszeitliche und klimatische Schwankungen bedingten einen ständig wechselnden Wasserstand und damit auch die Ausdehnung des relativ flachen Sees. Zeitweise deckte er fast ein Drittel der thessalischen Ebene ab.

In Jungsteinzeit und Bronzezeit entstanden hier erste Siedlungen, die Anwohner nutzten offenbar schon damals den Fischreichtum der schilfbestandenen flachen Seenplatte.  In der Antike nannte man den See  Βοιβηίς (Aussprache altgr. Böbeis, später Woiwis).  Zentrum der Region war in der Antike die Stadt Pherai, das heutige Velestino. In der Spätantike nahm die wirtschaftliche Bedeutung von Pherai ab, viele Nachfahren der Einwohner jedoch verteilten sich in der Folge um den See herum, betrieben weiter vor allem Fischfang. Von der kulturellen Bedeutung der Region noch im byzantinischen Mittelalter zeugen sowohl archäologische Grabungen als auch eine in der Nähe von Kanalia erhaltene byzantinische Kirche Agios Nicolaus aus dem 13. Jahrhundert. Wann der Name „Karla-See“ entstand, ist mir bisher unerschlossen geblieben, es soll wohl im Mittelalter gewesen sein, wann und wie, muss nachrecherchiert werden.

 

Der ständig wechselnde Wasserstand des Sees führte zu einer besonderen Wirtschaftsweise der Fischer: sie errichten runde Arbeitsplattformen im See, die auf hölzernen Stacken gegründet waren, die man in den Seeboden rammte. Mittels in Massen im und am See vorhandene Schilfbündeln errichteten sie darauf  eine Arbeitsebene, in deren Mitte, wiederum aus Holzstaken und Schilf eine runde Schutzhütte entstand, in der mehrere Menschen zeitweise lebten, schliefen und arbeiteten. Mit flachen Steinen wurde in der Mitte der Hütte eine kleine Herdstelle errichtet. Diese Wirtschaftsweise bestand noch bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts, wovon viele Fotos in der Ausstellung des Informationszentrums zeugen.
Man darf sich das Leben dieser Fischer am und auf dem See jedoch nicht allzu idyllisch vorstellen. Malaria-Epidemien waren an der Tagesordnung, obwohl seit den 1920-er Jahren zumindest in den Industrieländern Antibiotika zur Verfügung standen. Dennoch  setzte man in vielen Ländern des Mittelmeerraums auf wirksame, radikale und flächendeckende Methoden. Sie bestanden in der großflächigen Anwendung auch für den Menschen hochgiftiger Insektizide wie DDT. In der Ausstellung werden Fotos Malariakranker Kinder gezeigt, aber auch, wie Einsatzkräfte in den Häusern der Landwirte und Fischer beherzt DDT aus großen Druckflaschen versprühen, und Flugzeuge, die den giftigen Nebel über den See und die angrenzenden Felder verteilen. Im Jahr 1962 griff man zu einer noch radikaleren Methode: man beschloss den See auszutrocknen, was mittels eines geregelten Kanal- und Schleusensystems geschah, das man mit dem Pinios verband.

Was man sich neben dem lokalen Verschwinden der Mücken erhoffte, war fruchtbares Land zu gewinnen, das man an die nun arbeitslos gewordene Fischer verteilte. Das misslang jedoch in verschiedener Hinsicht.

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Zunächst erwies sich der ausgetrocknete Seegrund als keineswegs so fruchtbar, wie es der seit Urzeiten landwirtschaftlich genutzte übrige Boden der Thessalischen Tiefebene, der Kornkammer Griechenlands, gewesen ist. Der kalkige Seegrund, versetzt mit viel grobem Schotter, band viele Nährstoffe, ließ kaum Humus entstehen und trocknete im Sommer rasch aus. Zudem versalzte er. Man kann dies an vielen brachliegenden Landwirtschaftsflächen sehen, die heute ringsum des wieder entstanden Sees brach liegen. Die landwirtschaftlich unerfahrenen Fischer verpachteten zudem das ihnen zugeteilte Ackerland oft an Großgrundbesitzer und fanden sich bald als Tagelöhner auf ihren eigenen Flächen wieder. Heute ist die Gegend, wenn sie denn bewirtschaftet wird, zumeist von Mandelbäumen bestanden, die offenbar noch am besten auf dem Seeschotter gedeihen.  Die Absenkung des Grundwassers, die durch die Trockenlegung des Karla-Sees hervorgerufen wurde, verschärfte sich zunehmends, als der Baumwollanbau im Norden der Thessalischen Ebene Fahrt aufnahm. Um die durstigen Plantagen zu bewässern, wurde  und wird  bis heute Grundwasser angezapft, was den Wasserhaushalt und die Versalzung von Grundwasser und Böden weiter beschleunigt.  Seit den 1980-er Jahren hat man das Problem erkannt. 1988 begann man, einen großen Plan umzusetzen, der seit letztem Jahr einen vorläufigen Abschluss fand. Man lässt den See wieder neu entstehen. Wieder wurden gewaltige Wasserbauwerke geplant, Schleusen gebaut, Dämme errichtet. Das wurde notwendig, weil man nicht mehr die gesamte Fläche des Sees rekonstruieren kann – das hätte Enteignungen und sogar die Umsiedlung einiger der seit der Trockenlegung neu entstanden Ortschaften zu Folge gehabt. Also trennte man Flächen mit langen Erd- und Steinwällen  von der Ebene ab. Die größte eingedämmte Fläche, der Neue Karla- See, liegt bei der Ortschaft Kanalia, und umfasst etwa 50 Quadratkilometer der ursprünglichen 180 Quadratkilometer Fläche. Vergleichsweise kleine Seenester sind zudem nördlich davon bei Kalamaki und Elevtherio entstanden. Verbunden sind sie durch eingedeichte Kanäle mit dem Flusssystem des Pinios. Die Rekonstruktion des Sees dient dabei keinesfalls nur der Wiederherstellung von Flora und Fauna; auch eine Wiederbelebung der Fischwirtschaft ist nicht das eigentliche Motiv. Es geht überwiegend darum, der ständig immer fortschreitenden Wasserknappheit entgegen zu wirken, die wiederum durch die intensive Landwirtschaft im Norden der Ebene verschärft wird. Das Wassermanagement in Thessalien ist also ein generationsübergreifendes Projekt, bei dem man ausrufen möchte: Never change a running System.

 

Daten zum Besucherzentrum:

 Kanalia 385 00, Greece

 +30 24210-58659

 sotiris@boebes-karla.gr

 www.boebes-karla.gr

Öffnungszeiten  
  •  Täglich auf Anfrage
  •  Sonntag 11:00-14:00

Das Muschelhaus von Opa Sotiris

Einer der kleine Orte im Pinios-Delta trägt einen vielversprechenden Namen: Paläopyrgos, „alte Burg“.  Doch hier steht keine niederrheinische Wasserburg. Nur ein paar flache Häuser, ein Schule, ein Kindergarten, eine eigentlich ziemlich triste Siedlung. Kaum eine Menschenseele sichtbar, nur ein paar Hunde, die sich auf dem warmen Asphalt fläzen und aufgeregt jedem der selten Autofahrer hinterherjagen. Der unerwartete bizarre Anblick eines seltsamen Gebildes verleitet uns hier zur Vollbremsung.

Ein bizarres buntes „Etwas“, offensichtlich von Menschenhand gestaltetes Werk.  Langsam löst es sich auf, ein Haus, eine Gartenmauer, viele Türmchen, Tore, merkwürdige Gegenstände, die hier mit viel Farbe zusammengefügt wurden. Und überall Muscheln. Jemand hat sein kleines Haus, dann die Gartenmauer, dann alles, was sich drumherum nicht wehren konnte, mit Draht, viel Zement und ganz vielen Muscheln übersät. Wie eine überdimensionierte Strandburg. Die Muscheln sind zu Formen zusammengesetzt, mit Farbe umrandet, dreidimensionale Mosaike. Wir sehen Olympische Symbole, die Flaggen und Wahrzeichen vieler  Nationen, und immer wieder Hinweise auf ein „Vereintes Europa“, Motive aus aller Welt, aus Beton und Muscheln geformt. Der Hof, der Grill, alles ist ein Gesamtkunstwerk, dazwischen muschelgerahmte alte Fotos. Verwirrt, neugierig, aber auch respektvoll gegenüber diesem von naiver Gestaltungslust beseelten Schöpfers tasten wir uns heran, machen verstohlen Fotos. Im Hof sitzt ein bärtiger, betagter Mann, wie ein Schmuck-Eremit. Er nimmt uns wahr, und wir nehmen allen Mut zusammen, und fragen, was das sei, ob er das gemacht habe. Sicher sind wir nicht die ersten, und er taut erst langsam auf. All das habe er, mittlerweile 87 Jahre alt, er nennt sich Opa Sotiris, in den letzten Jahren geschaffen. Er interessiert sich für die Olympische Idee, für Europa, für Griechenland, und überhaupt für alles, und er habe irgendwann angefangen, seine Bilder im Kopf umzusetzen. In Muscheln, die er in Beton und Fliesenkleber drückt, auf selbst geflochtene Eisengeflechte. Es sei im Laufe der Zeit halt immer mehr geworden. Die Muscheln hat er im Laufe der Jahre selber gesammelt . Wie ein alter Mann so viele Muscheln zusammenbekommt, ist schon an sich bewundernswert, dann dieser Gestaltungswille. Das, was er geschaffen hat, erinnert in vieler Hinsicht an den – posthum berühmt gewordenen Ruhrgebietskünstler Erich Bödecker.  Meister Sotiris erläutert uns Einzelheiten seins Bildprogramms. So seine Griechenlandkarte. Eindeutig zu erkennen sind die Finger der Chalkidiki, dann drängt sich doch alles weitere sehr reduziert, bedingt durch den Platz, der auf der Mauer zur Verfügung steht, doch etwas auseinander. Kreta musste er dann nebenan „malen“ („malen“ nennt er den Prozess des polychromen Muschelsetzens).  Für einen Schöpfer wie Sotiris ist Plattentektonik kein Tabu. Neben Olympia faszinieren ihn als Motiv der der Völkerverständigung auch Brücken, von denen er sehr viele, besonders Europäische, in sein Kunstwerk eingebaut hat. Er werde weiter arbeiten, sagt er, solange seine „Maschine“, und dabei zeigt er auf sein Herz, noch funktioniere. Er möchte etwas schaffen, sagt er, was bleibt, wenn er einmal nicht mehr ist. Das könne ja jederzeit sein.  Hinter ihm her trottet sein orange-weißer Kater, der offenbar auch schon viel durchgemacht hat, er verfolgt unser Interview mit würdigem Blick, auch er schon sehr betagt. Dabei hat Sotiris viel vor. Gerade hat er den Rohbau eines Baumhauses fertig gestellt. Und was für eines: Auf Stahlrohren und den schweren Stämmen mehrerer Bäume seines Gartens hat er ca. 20 Quadratmeter Wohnfläche geschaffen, ein wirklicher „Pyrgos“, eine Burg. „Beide Zimmer mit umlaufenden Balkon“, sagt er stolz, und führt und die wirklich massive Leiter vor. Entschuldigend, angesichts der noch rohen Iso-Platten sagt er: „das bleibt nicht so, das werde ich auch noch ausmalen“.

Wenn er mal nicht mehr sei : Griechenland werde bleiben. Vielleicht bekommen es andere Machthaber. Vielleicht auch die Türken, wie schon einmal. Das sei ihm egal. Denn Griechenland wird immer fortbestehen: „Alle wollen es haben, weil sie es lieben“.

Was wir erst im Nachhinein bei der Netz-Recherche erfahren: Sotiris hatte schon einmal einen schweren Rückschlag mit seinem Muschelhaus erfahren: im Jahr 2016 brannte es ab, wie Larissa-net.gr damals berichtete. Der überwiegende Teil seines Muschelwerkes überstand aber die Hitze des Brandes, und Tags darauf verkündete Sotiris, nicht aufgeben zu wollen, und baute es wieder auf.  Der Kater hatte das Feuer auch überlebt, auf Larissa.net  sieht man ihn, wie er unversehrt in den Trümmern sitzt.

 

 

 

Im Pinios-Delta: niederländische Landschaft mit Sandstrand vor Hochgebirgskulisse

Nur  Modelleisenbahner kommen auf die Idee, vollkommen widersprüchliche Landschaftselemente zu einem Bild zusammenzufügen. Was sie zuweilen zusammenbringen, existiert in Griechenland vollkommen real: dazu muss man lediglich ins Pinios-Delta fahren, dorthin, wo der Fluss Pinios sich, nachdem er durch die Tempi-Schlucht zwischen dem Ossa-und dem Olymp – Massiv hindurchgezwängt hat, sich in einem breiten und flachen Flussdelta erleichtert, bevor er sich, nun vollkommen ausgeruht, ins Meer ergießt.

Jedoch nur dann, wenn er nach langen Regenfällen so viel Wasser führt, dass seine dann trüben Fluten tatsächlich das Meer erreichen. Jetzt, im Spätsommer, führt er nur wenig Wasser, das dafür aber verhältnismäßig sauber und türkisfarben erscheint.

Ganz ruhig bildet er verzweigte, ruhige, fast stehende Arme aus, wie eine Krake, deren blaugrüne Finger durch ein grünes Flussdelta in Richtung Meer ausmäandrieren. Aus den Bergen hat d Fluss kostbare Fracht mitgebracht: fruchtbaren Schlamm hat er in dem Flachland ausgebreitet, wo heute Kühe und Schafe weiden.

Baumbestanden sind die unzähligen Nebenarme, zwischen denen sich die  liebliche flache Landschaft ausbreitet. Sie erinnert an niederländische Malerei des 17. Jahrhunderts, es fehlen nur noch die Windmühlen. Der gut 20 Kilometer breite Schwemmlandfächer bildet dort, wo er in einem erosiven Dialog mit der Meeresbrandung eintritt, einen – für Griechenland seltenen Sandstrand, teils sogar unter Ausbildung schmaler Dünenfelder. Der Sand ist weiß und weich, doch leider nicht so sauber, wie man es von der Nord- und Ostseeküste erwarten kann.

Der leider immer wieder anzutreffende Plastikmüll zwischen den Dünenkräutern trübt das Auge ein wenig, das aber sogleich wieder entschädigt wird, wendet man sich vom Meer ab, und wirft den Blick hinter sich: dort türmt sich eine eindrucksvolle „Alpenkulisse“ auf, das Massiv des Ossa zur linken, das des Olymp zur rechten, davor die türkisfarbenen, schilfbestandenen, stehenden Gewässer des Pinios. Stomio, der größte der Orte hier, dessen Häuser, halb im Berghang des Ossa, halb sich zum Strand an der Südecke des Deltas verteilen, ist ein beschauliches Kleinstädtchen mit gut 500 Einwohnern, einer 200 Meter langen Fußgängerzone im Ortskern und einer etwa ein Kilometer langen Strandpromenade. Die Gemeinde wirbt für Fahrradstraßen, deren Netz zu Ausflügen durch „Griechisch-Flandern“ einlädt.  Touristisch ist die Gegend dennoch glücklicherweise eher gering entwickelt. Noch bescheidener nimmt sich der kleine Ort Alexandrini aus, eine „Strandkolonie“, die mit ihren bescheiden Häuschen streckenweise an eine bessere DDR-Feriensiedlung erinnert. Prunk und Protz vermisst man hier wohltuend. Dabei gibt es hier sogar noch Grundstücke, die sich sowohl Flussufer als auch Meeresstrand teilen. Bevölkert wird der Ort hier vornehmlich von älteren Herrschaften, die sich hier ein bezahlbares Idyll mit viel Eigenleistung und Idealismus geschaffen haben. Kein Strandcafe, keine Disko. Hier will man gerne unter sich bleiben. Hoffentlich bleibt das auch so. Der Strand wie auch die Flussufer sind bei Anglern beliebt, die , wie man verzweifelt von privater Hand aufgestellten Schildern entnehmen darf, ihre Freunde bitten, doch wenigstens den Müll wieder mitzunehmen. Am Ufer der Flüsse dümpeln Ruderboote und kleine Fischerhütten. Und allen ist anzumerken: bitte, stört uns hier nicht, lasst uns ein wenig unentdeckt…

Von einer Entdeckung müssen wir denn doch noch berichten, das darf man nicht geheim halten : Opa Sotiris Muschelhaus (Nächste Seite)

Übersicht über das Pinios-Delta (Google-Maps)

Übersicht über das Pinios-Delta (Google-Maps)

Trago Bock und andere wilde Geschichten aus dem Pilion

Der Pilion ist der Nachbarberg südlich von Ossa und Mavrovouni. Sein Gebirge türmt sich bis 1600 Meter hinauf, darüber wurde hier schon berichtet, es soll nicht wiederholt werden. (https://minoan.wordpress.com/2011/08/29/hei-wu-abermals-im-land-der-griechen/ )

Mehr aus Zagora: Knochenarbeit und rote Äpfel. (27-30. August 2013)

Der Weg von Mavrovouni zu den Orten des Pilion ist weit, obwohl beide Berge aneinander grenzen. Das liegt an unüberwindbaren Bergriegeln  und einem großen Jagd- und Naturschutzgebiet, das sich an den nördlichen Hängen des Pilion ausdehnt. Also muss man zuerst zur Hafenstadt Volos fahren, das Pilion-Massiv halb umrunden, sich bis zum Skigebiet Chania hinaufschrauben, um dann wieder hinab zu gelangen, durch dichte Buchen- und Eichenwälder, bis man dann in die Apfeldörfer gelangt, die sich ober- und unterhalb der Serpentinenstraßen an den Hang zwängen. Ziel: Zagora.

Der Pilion ist als Reiseziel beliebt, insbesondere bei einheimischen, „naturverbundenen“ Touristen, die die Ursprünglichkeit Griechenlands suchen. Einst war Pilion mit seinem dichten, regenreichen Wäldern  Zuflucht- und Wirtschaftsraum seiner vorwiegend slavischstämmigen Bevölkerung, die Dörfer und Kleinstädte in den Bergen waren weder für Piraten noch die osmanischen Besatzer beherrschbar. Ortsnamen der wichtigsten Siedlungen wie Tsangarada (Zarograd, Königsstadt) oder Zagora künden noch heute davon. Heute leben die Ortschaften von Land-  Forstwirtschaft und Tourismus. Die historische Bausubstanz der meisten Ortschaften ist mittlerweile durch noch „authentischere“ Bauten ersetzt und erweitert worden. Leider. Dabei  bediente  man sich der Klischees über „authentische“ Architektur, die in den späten 1980-er Jahren entstanden. Sie orientierten sich an den damals hier noch vorhandenen Bauten Osmanischer Zeit des 18. und frühen 19. Jahrhunderts.  Zusammen mit den (heute noch existierenden) grünen dichten Wäldern entstand das Klischee eines alternativen „unser Griechenland“.

Während die Wälder auch heute noch weitgehend intakt sind, wurden die meisten der historischen Bauten in den Touri-Dörfern ein Opfer dieses Klischees. Aufsteigend von Volos wurde das erste Opfer Makrinitza, dann folgten Portaria, Tsangarada und Kissos. Romantisch mit Steinmauerwerk verkleidete Betonburgen und Hotelanlagen säumen die gut ausgebaute Bergstraßen, Busladungen ergießen sich in „Dörfer“, die „Yes-Please“ traditionellen Honig bis hin zu Apfelessig anbieten. Und jedes Haus ist eine Taverne mit Bergflair.  Dass wir wieder in den Pilion fahren, hat etwas mit der Verwandtschaft zu tun, die da ein Ferienhaus hat, glücklicherweise in einem der letzten Orte, die noch nicht ganz heimgesucht worden sind (hier liest ja keiner mit, also Finger weg): Zagora.

In Zagora lebt man vorwiegend von der Landwirtschaft, um nicht zu sagen: einer Monokultur von Äpfeln. Monokultur ist wiederum übertrieben, denn es werden zu 90% rote Äpfel („Zagorin“) angebaut, aber gelegentlich auch gelbgrüne Äpfel.

Unten im Dorf treffen wir uns bei Niki, der Taverne schlechthin. Unser albanischer Kumpel Leftheris freut sich, seit über zehn Jahren treffen wir uns immer hier.  Wir sind „Shok“ wie er immer betont, was auf Albanisch einen guten Freund meint. Langes Drücken ob des Wiedersehens. Jedes Jahr das selbe Ritual. Er sitzt vor der Taverne an der Straße, zusammen mit seinen Landsleuten,  die seit gefühlt ewiger Zeit mit ihrer Hände Arbeit und teils mit  merkantilem Geschick – den Wohlstand des Ortes mehren. Anfangs mit Hilfsarbeiten in der Apfelernte, dann mit Bauarbeiten, heute auch mit Geschäften und Handwerk. Unser Lieblingskellner entstammt schon aus der 2. Generation. Ein pfiffiger Typ, der perfekt Griechisch spricht, und Witz und Humor auf seiner Seite hat. Geboren in Albanien, seit 17 Jahren hier, Lehre zur Elektrotechnik gerade abgeschlossen. Er will nach oben: eine Zusatzausbildung zum Aufzugsmonteur  ist gerade sein Thema. Zurück zu Levtheris: beide verständigen wir uns auf schlechtem Griechisch, wobei Levtheris allerdings die wundervolle Gabe hat, einfach fehlende Worte durch phantasievolle Neubildungen zu ersetzen, die zuweilen mit Stirnrunzeln, zumeist aber mit großer Erheiterung quittiert werden. Den Rest gestaltet er mit ausdrucksstarken Grimassen, wie man sie seit Ende der Stummfilmzeit kaum noch kennt. Ein genialer Dadaist auf jeden Fall, seine Erzählungen sind absurd, ihr Wahrheitsgehalt niemals überprüfbar, aber witzig und bizarr. Und immer wieder heißt es: „Bisur !“ (Albanisch: Prost), und es folgt die gegenseitige Bestätigung, dass wir eben „Shok“ sind.

Niki ist  berühmt für ihre Fleischgerichte. Wir fragen, ob es Katziki (Ziecklein ) gibt, die sind gerade aus, aber es gebe „Trago“. Das sei der Vater von Katziki, der junge Kellner sagt, nein, es sei der ältere Bruder, nein, der Schwager,  usw. Immer mehr verdrehen sich im Spaß die Verwandtschaftsverhältnisse des Tieres, der Kellner bekommt Kicher- und Lachanfälle, verschluckt sich, muss nochmal reingehen, um sich zu beruhigen. Kommt wieder raus, bekommt Lachanfälle, wir liegen ohnehin halb unter dem Tisch, und bald lacht die halbe Taverne, ohne zu wissen, worum es eigentlich geht. Später kommt ein älterer Herr zu uns an den Tisch. Er wollte sich bedanken. Selten habe er so fröhliche, lachende Leute erlebt, das habe sein Herz geöffnet. Und wir hatten schon Angst, wir hätten uns daneben benommen.

Bei Niki in Zagora

Bei Niki in Zagora

Wir nehmen also den Trago. „Tragos“ bedeutet nämlich „Ziegenbock“. Trago, Bock, mundet übrigens köstlich. Das hatte ich nicht erwartet, denn man sagt gemeinhin, Ziegenfleisch würde nur in Form junger Milchziegen schmecken, Böcke wie unser Trago hingegen seien zäh, und das Fleisch würde stinken. Niki erklärt uns das Geheimnis: Man lässt das Fleisch sehr lange bei kleiner Flamme simmern, 5 Stunden lang, manchmal stünde das Fleisch auch den ganzen Tag im Ofen. So verliert es den Bocksgeruch und wird butterzart, es wird anschließend in einem zwiebelhaltigen Sud gewürzt, typisch sind neben Oregano und Thymian, vor allem Zimt und Koriander. Auch Zitrone gibt man hinzu, es gibt auch die Variante „Kokinisto“ auf der Basis von Tomaten.

 

Zu späterer Stunde, wenn fast ausschließlich Stammgäste im Saale sind, dreht die Stimmung noch einmal auf. Nun geht die Unterhaltung quer durch den Saal. Der eine neckt und provoziert den anderen, es gibt kaum Hemmungen, Jung und Alt ziehen sich gegenseitig mit ironischen Bemerkungen hoch, jeder kennt ohnehin jeden. An der Wand  blubbert der Fernseher vor sich hin, in einer Ecke sitzt die Wirtin über einem Berg Zettel, sie soll eine Hochzeit im Lokal organisieren, jetzt soll sie über das Handy skypen, ruft den jungen Kellner, „komm, drück doch nochmal den Knopf, damit ich sehen und sprechen kann“. Die Musikanlage spielt derweil alte Rembetiko-Musik aus den 20-er Jahren.  Natürlich werden ausreichend Mesedes konsumiert, wichtige Grundlage für die üblichen Getränke, vor allem Tsipuro (Tresterschnaps), Wein und diverse Biere. Natürlich redet man auch über ernste Dinge: beispielsweise die Apfelernte. Die fällt wohl dieses Jahr schlecht aus – im Frühjahr war es lange zu kalt und feucht, viele Blüten sind abgestorben. Für die Bauern und ihre zahllosen Erntehelfer ein herber Schlag.  Man kann für sie nur hoffen, dass sie an der Preisschraube drehen können. Immerhin sind sie schon seit Jahrzehnten in einer Genossenschaft organisiert, so dass sie gegen Großhändler und  Lebensmittelindustrie  mit einer Stimme sprechen können.
Den nächsten Tag durchstreifen wir den Pilion, seine Orte, das erklären die folgenden Bilder.

Kulinarisches Highlight an einem der folgenden Abende ist dann aber nicht Trago Bock, sondern ein Fisch namens Synagrida (Συναγριδα, Zahnbarsch). Am Vortag im Lokal „Sevach“ (Σεβαχ) in Chorefto (unterhalb von Zagora, am Meer) bestellt, wurde er von einem Fischer mittags vor der Nahe gelegenen Insel Skiathos gefangen und angelandet, dazu gemeinsam mit einem Haufen „Karavides“ (Kaisergranaten). Am Abend durften wir die Tiere noch einmal bestaunen, dann kamen sie in die Küche und auf den Grill. Wenige Zeit später das Ergebnis: Synagrida dürfte mit Abstand der beste Mittelmeerfisch  sein. Festes, weißes Fleisch, zartes Aroma, einfach Klasse. Die Kaisergranate als Vorspeise, dazu Vlita (gedünsteter Gemüseamaranth mit Zitrone in Öl)  und Salat:  ein Gesamtkunstwerk.  Die Preise sind am Ende  (Fisch ist grundsätzlich teuer) nicht einmal so gesalzen, wie befürchtet – sehr zu empfehlen jedenfalls, denn an anderen Orten im Pilion zahlt man für Tiefkühlfisch schnell mal das Doppelte.  Wichtig ist, dass man den Fisch vorbestellt – denn kein Wirt kann es sich leisten, solche Fische auf Verdacht „auf Lager“ vorzuhalten.

 

Klimawandel: die Rückseite des Ossa

karteNein, hier geht es nicht um den Klimawandel, sondern das Wandeln durch sehr unterschiedliche Klimazonen, die der große Heimatberg Thessaliens, der Ossa oder auch Kissavos genannt, bietet. Der Ossa ist der kleine Bruder des benachbarten Olymp. Im Osten fällt er zum Meer hin ab, im Süden liegt an seinem Fuße die Provinzstadt Agia, nach Südwesten erstreckt sich die Thessalische Ebene mit Larissa als größter Stadt dort. Nach Westen ist er durch das Tempi-Tal begrenzt, das ihn vom Olymp trennt, dazwischen fließt der Pinios. Der Gipfel des Ossa liegt 1978 Meter über dem Meeresspiegel, sagt Wikipedia, die ansonsten den gewaltigen Berg kaum eines weiteren Wortes würdigt.  Was sehr ungerecht ist, wo doch schon in der Antike der Ossa als der kleine, zankhafte Bruder des großen Olymp aufgefasst wurde. Während der höhere Olymp vor allem durch seine schneebedeckten Gipfel imponierte, beeindruckt der Ossa mit seine erheblichen Regen-Niederschlägen, die seine der Küste zugewandte Seite empfängt. Hier gedeihen hohe Buchen- Eichen- und Kastanienwälder, die wir auf der Suche nach Pilzen – schon so oft beschrieben haben.

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Vor dem kahlen, markanten Bergrücken – einem Ausläufer des Ossa – biegen wir rechts ab in Richtung Sykourio

Wo Licht ist, ist auch Schatten – und heute wollen wir die Regenschattenseite des Berges erkunden. Die Seite, wo Trockenheit und Vegetationsarmut vorherrschen, die Westseite des Berges. Startpunkt ist Agia, von wo wir bis Elevtherio (Richtung Larissa) westlich fahren. Dann biegen wir rechts ab, in Richtung eines markanten, kleinen Bergrückens, der keinen Namen trägt. Schon hier bemerkt man den Regenschatten, den der Ossa wirft: es ist alles karg und vertrocknet, in der Ebene wird zwar Landwirtschaft betrieben, die aber ohne dauernde künstliche Bewässerung nicht auskommt. Zwischenziel ist die kleine Provinzstadt Sykourio, von wo ein Straßenschild Richtung Spilia weist. „Spilia“ ist ein Bergdorf am Westhang des Ossa und liegt in 850 Meter Höhe. Die Fahrt über Serpentinen führt durch verkarstetes Gelände und oberhalb einer mit Kiefern bestandenen Schlucht entlang. Der Ort selbst war lange Zeit ein Hort der Armut, heute lebt er anscheinend gut vom aufkommenden Bergtourismus, auch fallen schon einmal Reisebusse hier ein.

Sichtbar beherrscht wird der Ort durch den kahlen Gipfel des Ossa, der nun deutlich herangerückt, aber nur scheinbar zum Greifen nah ist. Oberhalb von Spilia gibt es eine Kapelle, wie immer benannt nach dem Heiligen Elias, dem Bergpatron schlechthin. Von hier oben hat mein eine gewaltige Aussicht auf das Tal des Pinios, der seinen Weg zwischen Ossa und Olymp zum Meer hin sucht. Von Spilia aus kann man noch weiter hinauf in Richtung Gipfel fahren, und zwar erstaunlich „bequem“.

Ohne ersichtlichen Grund, der griechische Staat schwamm seinerzeit offenbar im Geld – hat man durch die verkarstete, trockene Berglandschaft eine breit ausgebaute Serpentinenstraße hinauf in Richtung Gipfel gebaut. Am Ende der ca. 20 km langen Asphaltpiste befindet sich: eine kleine Berghütte. Die die meiste Zeit geschlossen ist, und nach Bekunden der Betreiber, einer Art „Alpenverein“, auch selbst zu Öffnungszeiten keine Gastronomie zu bieten hat. Den Wendeplatz der Straße vor der „Alpenhütte“ haben Kühe zugeschissen, etwas oberhalb befinden sich Viehtränken. Wir befinden uns hier auf 1604 Höhenmetern, und die kahle Spitze des Ossa, um die herum stachliges Kraut wächst, lädt nicht unbedingt zum Wandern ein.  Den Zaun vor der Hütte hat man mit ein Skiern dekoriert, aber nichts deutet auf irgendeine Skipiste hin. Schnee gibt es hier oben im Winter natürlich genügend, denn schon die Straße hinauf nach Spilia war  mit zwei Meter hohen „Schneestangen“ markiert. Die Straße hier hinauf soll uns ein Rätsel bleiben, zumal auf der gesamten Strecke uns niemand begegnet.

Den Weg hinab nehmen wir dann gen Westen, den Hinweisschildern nach Karitsa folgend. Zwischendurch immer wieder Aussichten, so bis hinunter nach Stomio, wo der Pinios sich in einem breiten Delta ins Meer hinein ergießt. Auf dem Weg nach Karitsa erlebt man drastischen Klimawandel: nach der kargen, verkarsteten Bergvegetation des Westens taucht man plötzlich in den Regenwald ein:  auf einmal ist die Straße von hohen Buchen gesäumt, es wird schattig und zuweilen richtig dunkel.

So geht Klimawandel: Rechts ist das Ossamassiv ziemlich Kahl, links dicht bewaldet.

So geht Klimawandel: Rechts ist das Ossamassiv ziemlich kahl, links dicht bewaldet.

Weiter unten macht der Buchenwald ausgedehnten Kastanienplantagen Platz, und kurz vor Karitsa wiederum tauchen die ersten Feigenbäume auf.  Hier endet die Wegbeschreibung, den Weg von Karitsa über Kokkino Nero nach Agiokampos entlang der Küste haben wir anderweitig schon beschrieben.

 

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Aussicht auf Meer und Olymp mit Nationalflagge

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Abfahrt nach Karitsa

Karitsa

Karitsa

 

Europäische Boheme im Osmanenreich in der thessalischen Provinz: das dekadente Leben eines illustren Schweizer Ehepaars in einem griechischen Dorf

 Eine besondere Entdeckung im Diachronen Museum Larissa ist die  Sonderausstellung, die wir noch am letzten Eröffnungstag erleben konnten. Titel der Ausstellung: „Choro-Grafies: die malerische Ausschmückung des Herrenhauses der Favres in Metaxochori bei Aghia“.

„Choro-Grafies“ ist dabei ein Wortspiel: es erinnert einerseits an die Choreographie, meint aber „Raum-Malerei“, gemeint ist die malerische Ausstattung von Innenräumen eines stark verfallenen ehemaligen Herrenhauses aus dem vorletzten Jahrhundert, dessen sterbliche Hülle sich im Eingang des kleinen, malerischen Ortes Metaxochori, oberhalb von Aghia, etwa 40 km östlich Larissa, befindet. 1872, noch immer gehörte Thessalien zum Osmanischen Reich, erhielt der kleine Ort, dessen Bewohner in erster Linie von der Seidenzucht lebten (Metaxochori bedeutet „Seidendorf“) illustren Zuzug: Der wohlhabende schweizer Bankier, Baron Eugene Favre und seine französische Frau Stefania, eine ehemalige Tänzerin aus dem Pariser Moulin Rouge, gaben sich die Ehre. Die gute Luft, die bezaubernde Hanglage des Ortes mit dem weiten Blick über die Thessalische Ebene gaben wohl den Ausschlag, sich hier niederzulassen, ferner winkten Geschäfte mit Wolle und Seide. Mindestens vier Manufakturen errichteten sie im Ort: für Seide, für Kerzen, Seife und eine für Nudeln. Sie brachten kosmopolitisch westliche-mondäne Kultur in den noch stark orientalisch geprägten Südosten Europas. Mit ihrer Lebensart dürften sie einen merkwürdigen Eindruck unter der Landbevölkerung hinterlassen haben: Insbesondere Stefania, die fortan nur mit „Madama“ angeredet wurde und mit extravaganter Kleidung im Ort Furore machte. 1876 erteilten sie den Auftrag zum Bau eines Herrensitzes („Archontiko“) mit einem im Ort ungesehenen Ausmaß: drei Etagen hoch, jede Etage mit 300 Quadratmetern Wohnfläche. Äußerlich verhältnismäßig schmucklos, traditionell aus lehmgebundenen Steinen und Holzbindern errichtet, entfaltete das gewinkelt zweiflügelig errichtete Gebäude seine Pracht im Inneren. Während repräsentative Wohnbauten jener Zeit noch in eher traditionellem osmanischen Stil ausgestattet wurden („Turkobarock“), sollte das Herrenhaus der Favres europäische, historistische Pracht neuesten Stiles entfalten, oder so etwas in der Richtung: Denn offensichtlich fanden sich keine in westeuropäischer Manier erfahrene Maler in der Provinz. Das Ergebnis, was Meister Argyropoulos und seine Helfer ablieferten, ist in seiner bäuerlich-naiven Art dafür um so herzerfrischender.

Im Schlafzimmer sollten Putten und Eroten schweben, Im Treppenhaus „fliegende Gruppen“ in Pompejanischer Manier die Wände beseelen, und Jagdszenen wie auch spielende Kindergruppen die repräsentativen Wohnräume Wände bereichern

Allerdings gingen die Maler aus den umliegenden Provinzen so vor, wie sie sonst in der Ikonenmalerei arbeiteten: mit perforiertem Pergament wurden die Umrisse von Vorlagen aus irgendwelchen westlichen Katalogen auf die Wand übertragen. Hatte man einmal eine hübsche Vorlage mit einem Putto, wurde er einfach mehrfach per „copy&past“ auf die Wände fabriziert, und ihm dann  mal ein Bogen, mal ein Blumenkranz in die Ärmchen gedrückt. Die Umrisse wurden liebevoll, aber etwas doch unbeholfen naiv ausgemalt, und so erfreuen uns heute die Malereien, im Museum. Denn sie konnten in letzter Minute in den vergangen beiden Jahren gerettet werden.

Was es damit auf sich hatte: das ausschweifende Leben der Favres endet tragisch. Sie betrog ihren Mann mit dem italienischen Hausdiener, der betrogene Gatte beging vor Kummer Selbstmord im Fluss Pinios. Was aus „Madama“ wurde, wissen wir nicht, sie blieb  jedenfalls kinderlos, ohne Erben. Das Haus ist dann wohl an die Gemeinde Aghia gefallen (der es zumindest noch gehört) stand zuletzt leer. Bei solchen Häusern führt Leerstand schnell zur Zerstörung: Die tragenden Balken, die nicht nur die Geschosse, sondern ach die Steinmauern zusammenhalten, vermoderten. Fast alle Geschossdecken stürzten ein. Glücklicherweise hat die Gemeinde Aghia wie auch die staatliche Denkmalbehörde in letzer Minute die Bedeutung der Ruine erkannt. Sie erhielt ein Notdach aus Wellblech und die Fensterhöhlen sowie eingebrochene Wandteile wurden mit stützenden Ziegelmauern provisorisch versteift. Die Wandmalereien aber, so man ihrer noch habhaft werden konnte, wurden in einem komplizierten Verfahren abgenommen, auf stabile, transportable Bildträger montiert und aufwändig restauriert. So gelangten sie nun in die Sonderausstellung ins Museum nach Larissa. Was weiter mit dem Gebäude und den Malereien geschieht, ist indes, laut einem Artikel des Onlinemagazins „Larissanet.gr“ (des thessalischen Spiegels des Hallespektrums:) ) von 2017 weiterhin ungewiss, es scheitert, wie immer, am Geld..

 

 

 

 

Larissa: Hitze und Lärm – Flucht ins Diachrone Museum

Larissa, 30. August

Seit Mittwoch Abend sind wir nun wieder in Griechenland, förmlich der schwülen Hitze aus Deutschland entflohen. Bei der abendlichen Ankunft in Athen ist so heiß wie in Deutschland, allerdings kommt ein kräftiger Wind hinzu, der die Gärten in dem Vorort Kifisia verdorren lässt, Gießen ist hier vollkommen vergeblich. Schlimmer ist es nur noch in Larissa, wo wir am nächsten Tag eintreffen: Hier steht die Luft, und auch abends wird es nicht kühler. Natürlich bestimmt die Hitze den Lebensrhythmus und das Freizeitverhalten der Menschen. Wir hatten dieses Thema am Beispiel August-Bebel-Platz in Halle angeschnitten, und unser Freund „Farbi “ hatte dabei die These aufgestellt, dass er nachts lärmende Jugendliche bei seinen Aufenthalten in Griechenland nicht bemerkt habe. Diese Behauptung habe ich mit im Gepäck, und sie lässt sich innerhalb eines Tages in einer durchschnittlichen Kleinstadt wie Larissa (Größe und Einwohnerstruktur sind durchaus mit Halle zu vergleichen) leicht überprüfen.  Die Geschäfte schließen gegen 21:00 h, gegen 22:00 h geht das Leben auf den Plätzen und in den Straßen richtig los. In die Wohnquartiere sind immer wieder Restaurants, Schnellimbisse und Tavernen eingestreut, es gibt kleine Plätze, mit Bäumen, teils parkähnlich gestaltet, oft versehen mit Kinderspielplätzen. Hier trifft man sich nach der Abend, um noch im freien zu essen oder zu Trinken, Jung und Alt, ganze Familien. Kinder toben auf dem Spielgeräten, Jugendliche posen mit ihren Mopeds, laute Unterhaltungen gehören einfach dazu.  Mitten in den Wohnvierteln.  Das geht locker bis spät in die Nacht hinein, weil erst jetzt wegen der nun geringfügig milderen Temperaturen ein angenehmes Leben möglich ist.

Wer in den trotz verschlossener Fensterläden (eine griechische Wohnung ist in der Regel tagsüber im Sommer ziemlich finster)  aufgeheizten Häusern keine Klimaanlage hat, wird kaum schlafen können. So wachen wir am nächsten Tag ziemlich gerädert auf, nochmal Umdrehen ist sinnlos. Die Etagenwohnung geht zu einem kleinen Hinterhof hinaus, um das sich weitere Etagenwohnhäuser gruppieren. Presslufthammergetöse aus einem der Nachbarhäuser dröhnt seit morgens um acht. Natürlich lassen die Bauarbeiter, die irgendwelche Kacheln in einem Ladengeschäft von der Wand stemmen, die Fenster auf, wegen der Hitze. Auch die übrigen Mitbewohner entlassen Schall aus ihren Wohnungen in den Hof, Musik, Fernseher, Streitereien. Typischer Stadtsound, angereichert durch das Gebrumm vieler kleiner und großer Klimaanlagen. Dazu mischen sich dann die Verkehrsgeräusche , und wohlgemerkt: wir reden hier von ganz normaler Wohnbebauung. Eine Möglichkeit, dem Triggerspiel Hitze und Lärm zu entkommen: ein Museumsbesuch:

Das Diachrone Museum von Larissa

Am Stadtrand von Larissa (Thessalien), auf dem mit Kiefern bestandenen Hügel „Mesurlo“, befindet sich das seit 2015 eröffnete „Diachrone Museum“. Die Museumsarchitektur ist durchaus mutigen Gestalltungswillen, auch wenn die Außengestaltung teils an eine Pinguinanlage im Zoo erinnert.

Das diachrone Museum von Larissa

Das diachrone Museum von Larissa

Es ist ein kulturhistorisches Museum mit dem Schwerpunkt einer reichhaltigen archäologischen Sammlung. Die Archäologische Sammlung enthält Funde von der Altsteinzeit bis in die frühe Neuzeit, ihr Schwerpunkt sind Funde aus der Bronzezeit und des Hellenismus. Highlights sind hier umfangreiche Grabausstattungen, ein hellenistischer Silberschatz des 3. Jh vor Christus, sowie mehrere Goldblattkronen (Stephania) hellenistischer Zeit.

Stephania

Hellenistische Stephania im Diachronen Museum

Auch einige sehr gut erhaltene späthellenistische und frühbyzantinische Mosaiken aus reichen Bürgerhäusern des 3.-5 Jahrhunderts n.Ch. sind unbedingt sehenswert. Auch die jüngere Geschichte mit ihrer „multikulturellen Vielfalt wird überzeugend dargestellt, so wird auch der osmanischen Herrschaft und der islamischen Vergangenheit ausreichend Raum gegeben, und das zumeist friedliche Koexistenz der verschiedene Religionen  in Larissa vom 14.-19. Jahrhundert Raum gegeben.

museum diachron silberschatz 3 jhdt 31082019 Das ist für griechische Verhältnisse lobenswert, zumal dies sowohl durch historische Abbildung und archäologische Funde anschaulich belegt ist. Leider wirkt die Dauerausstellung insgesamt etwas vom Design her schon altbacken, und könnte ein Re-Design vertragen, auch wenn die Eröffnung nur vier Jahre zurück liegt.

Spannend: die Sonderausstellung „Choro-Grafies“ (weiterlesen nächste Seite)

osmanisches Kapitell31082019

Osmanisches Kapitell