Larissa: Hitze und Lärm – Flucht ins Diachrone Museum

Larissa, 30. August

Seit Mittwoch Abend sind wir nun wieder in Griechenland, förmlich der schwülen Hitze aus Deutschland entflohen. Bei der abendlichen Ankunft in Athen ist so heiß wie in Deutschland, allerdings kommt ein kräftiger Wind hinzu, der die Gärten in dem Vorort Kifisia verdorren lässt, Gießen ist hier vollkommen vergeblich. Schlimmer ist es nur noch in Larissa, wo wir am nächsten Tag eintreffen: Hier steht die Luft, und auch abends wird es nicht kühler. Natürlich bestimmt die Hitze den Lebensrhythmus und das Freizeitverhalten der Menschen. Wir hatten dieses Thema am Beispiel August-Bebel-Platz in Halle angeschnitten, und unser Freund „Farbi “ hatte dabei die These aufgestellt, dass er nachts lärmende Jugendliche bei seinen Aufenthalten in Griechenland nicht bemerkt habe. Diese Behauptung habe ich mit im Gepäck, und sie lässt sich innerhalb eines Tages in einer durchschnittlichen Kleinstadt wie Larissa (Größe und Einwohnerstruktur sind durchaus mit Halle zu vergleichen) leicht überprüfen.  Die Geschäfte schließen gegen 21:00 h, gegen 22:00 h geht das Leben auf den Plätzen und in den Straßen richtig los. In die Wohnquartiere sind immer wieder Restaurants, Schnellimbisse und Tavernen eingestreut, es gibt kleine Plätze, mit Bäumen, teils parkähnlich gestaltet, oft versehen mit Kinderspielplätzen. Hier trifft man sich nach der Abend, um noch im freien zu essen oder zu Trinken, Jung und Alt, ganze Familien. Kinder toben auf dem Spielgeräten, Jugendliche posen mit ihren Mopeds, laute Unterhaltungen gehören einfach dazu.  Mitten in den Wohnvierteln.  Das geht locker bis spät in die Nacht hinein, weil erst jetzt wegen der nun geringfügig milderen Temperaturen ein angenehmes Leben möglich ist.

Wer in den trotz verschlossener Fensterläden (eine griechische Wohnung ist in der Regel tagsüber im Sommer ziemlich finster)  aufgeheizten Häusern keine Klimaanlage hat, wird kaum schlafen können. So wachen wir am nächsten Tag ziemlich gerädert auf, nochmal Umdrehen ist sinnlos. Die Etagenwohnung geht zu einem kleinen Hinterhof hinaus, um das sich weitere Etagenwohnhäuser gruppieren. Presslufthammergetöse aus einem der Nachbarhäuser dröhnt seit morgens um acht. Natürlich lassen die Bauarbeiter, die irgendwelche Kacheln in einem Ladengeschäft von der Wand stemmen, die Fenster auf, wegen der Hitze. Auch die übrigen Mitbewohner entlassen Schall aus ihren Wohnungen in den Hof, Musik, Fernseher, Streitereien. Typischer Stadtsound, angereichert durch das Gebrumm vieler kleiner und großer Klimaanlagen. Dazu mischen sich dann die Verkehrsgeräusche , und wohlgemerkt: wir reden hier von ganz normaler Wohnbebauung. Eine Möglichkeit, dem Triggerspiel Hitze und Lärm zu entkommen: ein Museumsbesuch:

Das Diachrone Museum von Larissa

Am Stadtrand von Larissa (Thessalien), auf dem mit Kiefern bestandenen Hügel „Mesurlo“, befindet sich das seit 2015 eröffnete „Diachrone Museum“. Die Museumsarchitektur ist durchaus mutigen Gestalltungswillen, auch wenn die Außengestaltung teils an eine Pinguinanlage im Zoo erinnert.

Das diachrone Museum von Larissa

Das diachrone Museum von Larissa

Es ist ein kulturhistorisches Museum mit dem Schwerpunkt einer reichhaltigen archäologischen Sammlung. Die Archäologische Sammlung enthält Funde von der Altsteinzeit bis in die frühe Neuzeit, ihr Schwerpunkt sind Funde aus der Bronzezeit und des Hellenismus. Highlights sind hier umfangreiche Grabausstattungen, ein hellenistischer Silberschatz des 3. Jh vor Christus, sowie mehrere Goldblattkronen (Stephania) hellenistischer Zeit.

Stephania

Hellenistische Stephania im Diachronen Museum

Auch einige sehr gut erhaltene späthellenistische und frühbyzantinische Mosaiken aus reichen Bürgerhäusern des 3.-5 Jahrhunderts n.Ch. sind unbedingt sehenswert. Auch die jüngere Geschichte mit ihrer „multikulturellen Vielfalt wird überzeugend dargestellt, so wird auch der osmanischen Herrschaft und der islamischen Vergangenheit ausreichend Raum gegeben, und das zumeist friedliche Koexistenz der verschiedene Religionen  in Larissa vom 14.-19. Jahrhundert Raum gegeben.

museum diachron silberschatz 3 jhdt 31082019 Das ist für griechische Verhältnisse lobenswert, zumal dies sowohl durch historische Abbildung und archäologische Funde anschaulich belegt ist. Leider wirkt die Dauerausstellung insgesamt etwas vom Design her schon altbacken, und könnte ein Re-Design vertragen, auch wenn die Eröffnung nur vier Jahre zurück liegt.

Spannend: die Sonderausstellung „Choro-Grafies“ (weiterlesen nächste Seite)

osmanisches Kapitell31082019

Osmanisches Kapitell