Klimawandel: die Rückseite des Ossa

karteNein, hier geht es nicht um den Klimawandel, sondern das Wandeln durch sehr unterschiedliche Klimazonen, die der große Heimatberg Thessaliens, der Ossa oder auch Kissavos genannt, bietet. Der Ossa ist der kleine Bruder des benachbarten Olymp. Im Osten fällt er zum Meer hin ab, im Süden liegt an seinem Fuße die Provinzstadt Agia, nach Südwesten erstreckt sich die Thessalische Ebene mit Larissa als größter Stadt dort. Nach Westen ist er durch das Tempi-Tal begrenzt, das ihn vom Olymp trennt, dazwischen fließt der Pinios. Der Gipfel des Ossa liegt 1978 Meter über dem Meeresspiegel, sagt Wikipedia, die ansonsten den gewaltigen Berg kaum eines weiteren Wortes würdigt.  Was sehr ungerecht ist, wo doch schon in der Antike der Ossa als der kleine, zankhafte Bruder des großen Olymp aufgefasst wurde. Während der höhere Olymp vor allem durch seine schneebedeckten Gipfel imponierte, beeindruckt der Ossa mit seine erheblichen Regen-Niederschlägen, die seine der Küste zugewandte Seite empfängt. Hier gedeihen hohe Buchen- Eichen- und Kastanienwälder, die wir auf der Suche nach Pilzen – schon so oft beschrieben haben.

katzenberg

Vor dem kahlen, markanten Bergrücken – einem Ausläufer des Ossa – biegen wir rechts ab in Richtung Sykourio

Wo Licht ist, ist auch Schatten – und heute wollen wir die Regenschattenseite des Berges erkunden. Die Seite, wo Trockenheit und Vegetationsarmut vorherrschen, die Westseite des Berges. Startpunkt ist Agia, von wo wir bis Elevtherio (Richtung Larissa) westlich fahren. Dann biegen wir rechts ab, in Richtung eines markanten, kleinen Bergrückens, der keinen Namen trägt. Schon hier bemerkt man den Regenschatten, den der Ossa wirft: es ist alles karg und vertrocknet, in der Ebene wird zwar Landwirtschaft betrieben, die aber ohne dauernde künstliche Bewässerung nicht auskommt. Zwischenziel ist die kleine Provinzstadt Sykourio, von wo ein Straßenschild Richtung Spilia weist. „Spilia“ ist ein Bergdorf am Westhang des Ossa und liegt in 850 Meter Höhe. Die Fahrt über Serpentinen führt durch verkarstetes Gelände und oberhalb einer mit Kiefern bestandenen Schlucht entlang. Der Ort selbst war lange Zeit ein Hort der Armut, heute lebt er anscheinend gut vom aufkommenden Bergtourismus, auch fallen schon einmal Reisebusse hier ein.

Sichtbar beherrscht wird der Ort durch den kahlen Gipfel des Ossa, der nun deutlich herangerückt, aber nur scheinbar zum Greifen nah ist. Oberhalb von Spilia gibt es eine Kapelle, wie immer benannt nach dem Heiligen Elias, dem Bergpatron schlechthin. Von hier oben hat mein eine gewaltige Aussicht auf das Tal des Pinios, der seinen Weg zwischen Ossa und Olymp zum Meer hin sucht. Von Spilia aus kann man noch weiter hinauf in Richtung Gipfel fahren, und zwar erstaunlich „bequem“.

Ohne ersichtlichen Grund, der griechische Staat schwamm seinerzeit offenbar im Geld – hat man durch die verkarstete, trockene Berglandschaft eine breit ausgebaute Serpentinenstraße hinauf in Richtung Gipfel gebaut. Am Ende der ca. 20 km langen Asphaltpiste befindet sich: eine kleine Berghütte. Die die meiste Zeit geschlossen ist, und nach Bekunden der Betreiber, einer Art „Alpenverein“, auch selbst zu Öffnungszeiten keine Gastronomie zu bieten hat. Den Wendeplatz der Straße vor der „Alpenhütte“ haben Kühe zugeschissen, etwas oberhalb befinden sich Viehtränken. Wir befinden uns hier auf 1604 Höhenmetern, und die kahle Spitze des Ossa, um die herum stachliges Kraut wächst, lädt nicht unbedingt zum Wandern ein.  Den Zaun vor der Hütte hat man mit ein Skiern dekoriert, aber nichts deutet auf irgendeine Skipiste hin. Schnee gibt es hier oben im Winter natürlich genügend, denn schon die Straße hinauf nach Spilia war  mit zwei Meter hohen „Schneestangen“ markiert. Die Straße hier hinauf soll uns ein Rätsel bleiben, zumal auf der gesamten Strecke uns niemand begegnet.

Den Weg hinab nehmen wir dann gen Westen, den Hinweisschildern nach Karitsa folgend. Zwischendurch immer wieder Aussichten, so bis hinunter nach Stomio, wo der Pinios sich in einem breiten Delta ins Meer hinein ergießt. Auf dem Weg nach Karitsa erlebt man drastischen Klimawandel: nach der kargen, verkarsteten Bergvegetation des Westens taucht man plötzlich in den Regenwald ein:  auf einmal ist die Straße von hohen Buchen gesäumt, es wird schattig und zuweilen richtig dunkel.

So geht Klimawandel: Rechts ist das Ossamassiv ziemlich Kahl, links dicht bewaldet.

So geht Klimawandel: Rechts ist das Ossamassiv ziemlich kahl, links dicht bewaldet.

Weiter unten macht der Buchenwald ausgedehnten Kastanienplantagen Platz, und kurz vor Karitsa wiederum tauchen die ersten Feigenbäume auf.  Hier endet die Wegbeschreibung, den Weg von Karitsa über Kokkino Nero nach Agiokampos entlang der Küste haben wir anderweitig schon beschrieben.

 

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Aussicht auf Meer und Olymp mit Nationalflagge

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Abfahrt nach Karitsa

Karitsa

Karitsa