Fünf Tage Larissa: Aus- und Irrwege aus der Flut

13. September, Larissa

So schnell wird wohl kein Weg hinaus führen. Es ist aber gut, dass wir in Larissa sind – in den abgeschnittenen Orten wie Agia und Umgebung in Mavrovouni werden die Lebensmittel knapp. Auch in Larissa schnellen die Preise, insbesondere für Milch und frisches Gemüse, in die Höhe. Die Lieferketten sind unterbrochen, und schlimmer noch: die Gemüsefelder sind überschwemmt oder zerstört. Das Kilo Tomaten kostet weit über zwei Euro, ein Bund Petersilie wird mit 1,50 € gehandelt. Das Trinkwasser funktioniert, es ist sauber, wie die örtlichen Behörden immer wieder versichern – doch über die privaten Fernsehkanäle wird das Gegenteil behauptet : das fördert den Absatz an Einwegwasserflaschen. Die bekommt man, wie an erfährt, in den abgetrennten Ortschaften wie Agia und Agiokampos schon gar nicht mehr.


Mittlerweile hat man sich an das Alltagsleben in Larissa gewöhnt, die Hoffnung, dass die Straße nach Osten wieder frei wird, ist gedämpft. Die Informationen sind zwar wirr, denn es gibt keine verlässliche Nachrichtenseite im Netz, alles basiert auf Gerüchten, die über Social Media und besonders über Hörensagen über Telefon verbreitet werden (In Larissa sind mehrere Online-Nachrichten-Plattformen aktiv – aber sie sind in erster Linie mit Werbung zugepflastert, und die Nachrichten sind – offenbar von halb-privaten verfasst – nicht immer zuverlässig. Nach dem klassischen griechischen Frühstück (Toast, Frappe) suchen wir einen Weg auf den südlichen Teil des Pilion. Hierher sind die Wege frei. In Ano Lechonia gibt es den Bahnhof der noch als Museumsbahn betriebene Teilstrecke der Schmalspurbahn Volos-Milies. An Wochenenden kann man hier tatsächlich noch Fahrten mit den restaurierten Zug aus der Zeit der Jahrhundertwende buchen. Heute ist aber kein Betrieb.

Die verfluchte Villa von Ano Lechonia

Hier stoßen wir auf eine vefrfallene Villa – sie ist legendär und von finsteren Sagen – und wahren, traurigen historischen Ereignissen – umwoben.

Entworfen wurde die Villa im Stil der französischen (Neo)-Renaissance von einem gewissen Evaristo de Chirico. Der Italiener war unter anderem mit der Planung der griechischen Eisenbahnen der Region beschäftigt, nebenbei baute er Villen für Wohlhabende. Den Namen de Chirico schon mal gehört? Richtig. Der Sohn des Architekten war der bekannte durrealistische Maler Giorgio De Chirico (*1888 in Volos, + 1978 in Rom). Vollendet wurde das Haus kurz vor 1900. Die erste Familie, die sich im Haus niederließ, war die Familie Kontos, Gerüchten zufolge begann es im Haus zu spuken, nachdem eine „giftige“ Eidechse in die Milchkaraffe gefallen war und die drei Kinder der Familie getötet hatte. Andere Legenden berichten von Tuberkulose oder Syphilis, die die Kinder dahin gerafft haben soll.

Auch nach dem Auszug der Familie ging der Schrecken, den das Haus verbreitete, weiter:  Während der deutschen Besatzungszeit diente das Gebäude als Hauptquartier der Gestapo. Hier wurde gefoltert und gemordet.. Die letzten Opfer der Gestapo waren zwei Bewohner, die im Dienst der Gestapo gestanden hatten.

1985 wurde das Gebäude von der Gemeinde erworben, mit dem Ziel, hier ein Kulturzentrum einzurichten. Es fand eine Ausschreibung statt, es gab einen Architektenentwurf mit ausführlichen Ausführplanungen. Der Architekt verstarb jedoch, bevor die Pläne eingereicht werden konnten. Man fand einen zweiten Architekten, der die Planungen übernehmen und einreichen sollte – auch er verstarb. Heute ist das Haus nach wie vor eine Ruine. Wahrscheinlich wird ein dritter Projektleiter kaum zu finden sein.

Zurück in Larissa, versuchen wir den Wasserstand an der Ausfallstraße nach Agia zu erkunden. Die alte Brücke über dem Hauptarm des Pinios-Abflusses ist nicht mehr überspült, vier Meter unter ihr strudelt das Wasser des Pinios und von den umliegenden Feldern in Richtung Karla-See.. Das gibt Hoffnung – wenn der Wasserstand hier so weit gesunken ist, müsste doch der Rest des Weges auch frei sein. Ist er aber nicht. Zwischen den Dörfern Elefterio und Gerakari verliert sich die Straße in einer Wasserfläche, eine Polizeisperre steht davor. Wir fragen die Polizisten, ob sie eine Ahnung haben, was weiter passieren wird, und ob sie irgendwelche Umleitungen empfehlen können.. Sie wissen es nicht, niemand weiß irgend etwas – denn eine solche Katastrophe dieses Ausmaßes hat hier seit Menschengedenken nicht stattgefunden. Vielleicht morgen, vielleicht nächste Woche – und vielleicht steigt das Wasser sogar, weil der Karla-See irgendwann voll sei, meinen die Polizisten.

Im „Chalero Kafeneio“ in Larissa

Abends auf dem Balkon – wir sind eigentlich fertig für die Nacht – dringen fröhliche Gesänge unten von der Straße herauf. Es ist schon ziemlich spät in dem Wohnviertel. Aber man kann ja mal sehen, was da gefeiert wird. Im „Chalaro Kafeneion“ (entspanntes Kaffeehaus) einem von Studenten betrieben kleinen Cafe von vielleicht vier Meter Breite und zwanzig Meter Länge, spielt eine improvisierte Laiengruppe traditionelle Rebetika. mit Bousouki und Gitarre. Der Gesang ist sicher verbesserungswürdig – doch der Spaß ist um so größer. Wir bleiben bis Nachts um drei.

14. September: Zoologische Entdeckungen im Überschwemmungsgebiet

Ein weiter Ausbruchversuch am folgenden Tag führt zunächst wieder in Richtung Elefterio. Hier gibt es Feldwege, die etwas erhöht auf einem Damm liegen und nach Sykourio führen, von wo wir uns einen Weg über die Hänge des Ossa nach Agia erhoffen. Auch hier ist nach wenigen Kilometern Schluss.. Über die teils weggerissene Straße springen Fische, manche von ihnen – es sind offenbar junge Forellen – schaffen es tatsächlich, den halben Meter Höhenunterschied des Wasserfalls am Straßenrand zu überspringen und weiter über die Straße hinweg auf die andere Seite zu zappeln.

In einem kleinen Canyon, den die Fluten in die Tomatenfelder gerissen haben, tummeln sich ansehnliche Exemplare von Sumpfschildkröten.

Ein anderer Ausbruchversuch führt nach dem hässlichen Dorf mit dem vielversprechenden Namen „Omorphochori“ (schönes Dorf). Der Ort ist einer der hässlichsten der Gegend, auch hier endet die Straße im Wasser. Zudem versperrt ein von der Flut fortgespülter LKW den Weg.

Auch wenn es zunächst den Anschein hat, wenigstens die Stadt Larissa sei mit dem Schlimmsten davon gekommen – das stimmt nicht. Auf dem Rückweg gelangen wir in das Viertel „Ajos Thomas“. Hier standen die Häuser bis zu zwei Geschossen im Wasser. Die Flut ist hier zurückgegangen, Bulldozer schieben Hausrat, Lehm und Trümmer auf LKW, es riecht bestialisch nach faulem Hochwasser, ein gruseliger Ort. Zwei Streifenwagenbesatzungen nehmen gerade den Fahrer eines Pickups fest wegen des Verdachts der Plünderei.

15. September

Das Ende des Urlaubs naht, die Hoffnung schwindet schon langsam, unseren Ferienort zu erreichen, um wenigstens an die Koffer mit den Flugkarten zu gelangen.. Wir rufen die „100“ an, die Informationszentrale der Polizei. Eigentlich wissen die selten etwas, es geht aber tatsächlich jemand ans Telefon. Der Polizist am Telefon meint, die Straße sei immer noch nicht frei. Wir entgegnen, wir hätten gestern Nacht erfahren, dass Fahrzeuge durchgelassen worden seien. Man erklärt uns, das liege in der Verantwortung des Polizeibeamten vor Ort, man würde den Kollegen aber nicht empfehlen, jemanden durchzulassen. Wieder fahren wir hin. Vor uns eine Polizeistreife und ein ca. 600 Meter langes Stück Straße, etwa 40 cm mit Wasser bedeckt. Die Polizisten schauen weg, als einige Leute – auch wir – durchfahren. Immer noch strömt das Wasser hier Richtung Karla See, auch hier hüpfen die Fische über den Weg. Mehrere Lastwagen passieren die Furt Richtung Agia – es wird höchste Zeit. Denn die Lebensmittelvorräte der Kleinstadt und den umliegenden Dörfern sind am Ende.


Kurz vor Agia biegen wir ab, auf einem höher gelegene Weg, der entlang des alten Karla-Sees führt. Bei dem Ort Kalamaki biegen wir ab Richtung Elafos um den Bergkamm Mavrovouni zu überqueren. Von hier oben breitet sich ein beeindruckendes Panorama aus: Von Süd nach Nord, soweit das Auge reicht, erstreckt sich der in der Abendsonne silbrig glänzende, wiedererstandene Karla-See, in der Ausdehnung, wie ihn die antiken Schriftsteller beschrieben haben.



Im Supermarkt in Agia werden Abends kurz vor acht Uhr eilig die Regale wieder aufgefüllt. Eifrige Angestellte ziehen palettenweise Wasserkisten, Käse, Brot, Obst und Gemüse in den Laden, Die teils noch ausgiebigen Lücken in den Regalen zeigen, woran es gefehlt hatte: neben Getränken vor allem Grundnahrungsmittel wie Brot und Nudeln und Milchprodukte.

Das Meer von Agiocampos ist ruhig wie ein See, das graublaue Wasser lädt zum Baden ein. Aber niemand geht hinein. Die Vorstellung, welcher Unrat über die Flüsse und die gebrochene Kanalisation hier ins Meer gespült wurde, nötigt gehörigen Respekt ab.

Schematische Sicht übver das Hochwassergescheben September 2023: Blaue Pfeile: Nach den Regengüssen 7.-9- Septe,mber rauscht das Wasser zuächt in hoher Geschwindigkeit die Berghänge hinunter und überflutet einzelne Ortschaften und Felder. Erst dan schwillt der Pinios an (grüner Pfeil) und überflutet die an seinem Ufer liegenden Stadtteile und Dörfer. Er staut sich am Tempi-Tal, die Wassermassen fließen dann südostwärts und lassen den Karla-See neu entstehen (roter Pfeil.)

Diese Schilderung erghebt keinerlei Anspruch irgendwelcher Objektivität – es sind subjektive Erlebnisberichte aus dem Winkel eines Halleschen Reisenden. Eine obketivere Darstellung dieser Katastrophe geradezu historischen Ausmaßes findet man beispielsweise hier sowie in den einschlägigen Medienberichten.

Nach dem Regen: erst jetzt kommt die wirkliche Flut

8. September

Auf dem Weg von Agiokampos an der Küste kündigt sich das bevorstehende Drama an. Die in den letzten drei Tagen niedergegangenen Wassermassen bahnen sich ihren Weg über die Chimari (Winterflüsse, im Sommer ausgetrocknete Flussbetten) nicht nur Richtung Meer – sie wälzen sich in das Landesinnere. Im Fernsehen werden Bilder der Schlammfluten gezeigt, die sich vom Pilion ihren Weg durch die an seinem Fuß liegende Hafenstadt Volos bahnen. Volos hat kein Trinkwasser, keine Elektrizität. Das Wasser, das sich in den Ebene um Karditsa und Larissa versammelt hat, kennt ab jetzt nur einen Weg: hinein in den Fluss Pinios, der von hier in Richtung Stomio ins Meer verläuft. Dazu muss das Wasser die Engstelle der Tempi – Schlucht passieren – zuvor staut es sich auf. Die größte Stadt an seinem Ufer ist Larissa. Der Pegel steigt hier rasch an, erste, niedrig gelegene Stadtteile werden überschwemmt.. In der Stadt fällt der Strom zeitweise aus, der Zusammenbruch der Trinkwasserversorgung droht. Aus Sorge um die Verwandtschaft fahren wir dorthin – auch wenn ihr Stadtviertel selbst nicht bedroht ist. Die Idee: wir könnten sie vielleicht auch zu uns holen, wenn in Larissa die Lichter ausgehen. Sowohl Strom und Wasserversorgung funktionieren wieder, als wir am späten Nachmittag ankommen. Das Briefmarkenfernsehn läuft ständig, dramatische Meldungen kommen von den umliegenden Dörfern, die sowohl infolge der primären Niederschläge, nun aber auch durch den Anstieg des Flusses unter Wasser stehen. Bilder von Häusern auf dem flachen Lande, die bis zum Dach unter Wasser stehen. Es gibt wenig Informationen, wo sich welche Wassermassen bewegen, dafür aber unzählige dramatisch inszenierte Einzelfallschilderungen, wobei hier besonders der Privatsender Mega unangenehm auffällt. Wir treffen uns in der Nachbarschaft mit Freunden, die Innenstadt wirkt seltsam entspannt, die Leute gehen an diesem Freitag Abend ihren gewohnten Freizeitbeschäftigungen nach: Ausgehen, Flanieren, als wäre nichts. Es gibt Warnungen, der Fluss könne die Marke 9,50 m übersteigen. Nachts gehen wir zu Fuß in die Viertel am Ufer des Pinios, um die Lage zu checken. In einigen Vierteln ist das Wasser gestiegen, Sandsäcke liegen vor den Eingängen, das Wasser schein jedoch zu verharren und fällt hier auch am nächsten Tag schon wieder.. Man hört keine Polizeisirenen, langsam fahren Feuerwehrfahrzeuge durch die Straßen, sonst nichts. Ein erstaunlicher Kontrast zu der Hochwassersituation, wie man sie von Halle 2013 kennt. Die Stimmung wirkt unaufgeregt und relativ entspannt. Der Eindruck täuscht: Aus den Nachrichten ist zu erfahren, dass die dem Fluss gegenüberliegende benachbarte Kleinstadt Janouli, die anders als Larissa nicht durch Deiche und ein in den 1990er Jahren errichtetes System aus Umflusskanälen und Dämmen geschützt ist, voll Wasser läuft. Viele Bewohner können die überwiegend mehrstöckigen Wohnhäuser nicht verlassen.

Samstag, 9. September

Wir sind in Larissa geblieben. Seit Morgenanbruch donnern unaufhörlich tonnenschwere Militärhubschrauber über der Stadt. Man versucht, vom Hochwasser eingeschlossene Menschen per Seilwinde von den Dächern zu retten. Kamerateams von Mega-TV und anderen Privatsendern haben sich in die Hubschrauber gedrängt, sie filmen hautnah, wie alte Leute mit Seilwinden an Bord der Militärmaschinen gezerrt werden. Verpixelt wird wenig. Beliebt sind auch Aufnahmen, wie Kamerateams die Bewohner überschwemmter Wohnungen „besuchen“, ihnen das Mikrofon unter die Nase halten. Weinende, verzweifelte Menschen bringen Klicks und Quote. In Dauerschleife werden solche Aufnahmen den ganzen Tag wiederholt, kommentiert von sich ins Wort fallenden, aufgeregt schreienden Moderatorinnen und Journalisten. Fakten erfährt man wenig. Der Leiter der Katastrophenschutzbehörde will ein paar Zusammenhänge erläutern – die keifenden Moderatorinnen fallen ihm ins Wort, es gelingt ihm nicht, Wesentliches rüberzubringen.

Auch an diesem Samstag Abend wirkt das Leben im Stadtzentrum von Larissa entspannt. Wir treffen uns mit Freunden in einem Viertel am „Frurio“ (Kastell) die Tavernen sind voll, heiteres Leben. Wir erfahren, dass Freunde (deren Haus auf Platykampos vom Dach her geflutet war, schon mit der ersten Hochwasserwelle vorübergehend eingeschlossen waren, und gerade das Haus notdürftig gereinigt hatten), über die Warn-App „112“ vor einer neuen Hochwasserwelle gewarnt wurden . Sie sollten sich, wie die Bewohner einiger anderer Ortschaften, zur Evakuierung bereit halten. Nun sind sie auch hier in Larissa. Und wir erfahren, dass wir nicht zurück an die Küste nach Agiokampos können – die Verbindungsstraße zwischen Elefterio und Jerakari sei überschwemmt. Huch! Wie kann das sein? Zwei Tage nach Ende der Regenfälle haben nämlich die Wassermasse des Pinios, der sich an der Tempi-Schlucht staute, ihren bis zur Trockenlegung des Karla-Sees bestehenden natürlichen Ausweg gefunden:: östlich von Larissa strömt das Wasser nun zwischen den beiden genannten Orten in Richtung Südosten und ergießt sich über die Felder hinein in das ehemalige Seengebiet. Dort steigt das Wasser nun an, überschwemmt nicht nur wertvolles Ackerland, sondern auch Häuser und Dörfer, die nach der Trockenlegung des Sees hier entstanden sind (Mehr zu diesem See und seiner langen Umweltgeschichte gibt es hier). Auch die Autobahn nach Thessaloniki wird überspült. Wir sind in Larissa „gefangen“. Was wir nicht wissen: Der Zustand wird nun fast eine Woche anhalten. Lediglich der Weg Richtung Athen ist wieder frei, wo wir aber nicht hin wollen. Auch Larissa ist eine schöne Stadt, aber hier haben wir den Urlaub nicht geplant.
In den folgenden Tagen versuchen wir täglich, irgendwelche „Ausbruchswege“ gen Osten in die Berge von Mavrovouni zu finden, lernen dabei lauter mögliche Umwege kennen – und landen ständig irgendwann vor Polizeisperren oder einfach überfluten Straßen und Feldwegen.

Larissa / Volos, 10. September

Hinter der Brücke nach Janouli hat sich eine Menschentraube vor einer Polizeiabsperrung gebildet. Viele Einwohner wollen aus unterschiedlichen Gründen hinüber. Zu den Häusern und ihren Bewohnern führt nur eine vom Katastrophenschutz eingerichtete Schlauchbootverbindung. Viele wollen trotzdem rüber. Berechtigt sind nur betroffene Anwohner, die dies – z.B. über eine gemeldete Adresse – auch nachweisen können. Das sehen viele nicht ein, die „nur mal dort nach Ihren Freunden sehen wollen“. Es gibt immer wieder Disput, Polzisten werden angeschrien und teils beleidigt.

11. September

Tatsächlich ist nicht nur die Autobahnverbindung, sondern auch die alte Landstraße kurz hinter Larissa in Richtung Tempi und Thessaloniki überschwemmt. Am Straßenrand unzählige überflutete Fabriken, umgestürzte Bienenstöcke schwimmen im Wasser, die Tiere schwirren orientierungslos in der Luft herum.

12. September


Man kann allerdings – erstaunlicherweise – über die Umgehungsstraße nach Volos den Pilion erreichen – immerhin, ein Versuch ist es wert. Über die Autobahn nach Athen – die mittlerweile von den Resten der Flut notdürftig gereinigt wurde, erreichgt man die Umgehungsstraße von Volos, und fast wie gewohnt kann man sich von hier über Ano Volos und Portaria bis in die Höhe von Chania empor schrauben. Wenige Tage zuvor hatte das Fernsehn über ausgewählte Bilder vermittelt, die Infrastruktur des Pilion sei nahezu komplett zerstört – eingestürzte Brücken, weggerissene Häuser. Bei Ano Volos ist tatsächlich ein Teil der Straße von den herabstürzenden Wassermassen eines dortigen Wasserlaufs eingestürzt. Lastwagen bringen vom nahegelegenen Steinbruch gerade fuhrenweise Felsbrocken heran, um die Schäden zu beseitigen. Der Chimaros hat tatschlich eine Schneise der Zerstörung hinterlassen, zwei ganze Häuser sind weggerissen, ein halbierter Lastwagen liegt in der Schlucht. Es sind genau die Bilder, die ständig vom Fernsehen in Dauerschleife gezeigt wurden. Im weiteren Verlauf der Straße nach oben sieht man, dass das Hochwasser vor allem Schäden in der Ebene hinterlassen hat – die Bergdörfer haben – mit Ausnahme der Häuser, die zu nah an den Wasserläufen gebaut wurden, keine Schäden. Vor Chania halten wir an dem „Bio-Laden“ an, wo man Honig, Kräuter usw. kaufen kann. Die junge patente Ladenbesitzerin kenne wir schon, wir unterhalten uns. Sie findet, die Schäden auf dem Pilion seien überdramatisiert. Ihnen ist nichts Nennenswertes passiert, das Wasser fließe so schnell wieder ab, wie es gekommen sei. Nur einige Bergstraßen hätten Schaden genommen. Leider höre die Politik nicht auf die Warnungen, sowohl, was den Klimaschutz betrifft, als auch die örtliche Hochwasser- und Katastrophenvorsorge, das Wahlverhalten mancher Leute sei halt dumm usw.

Auf dem Weg zurück gerät man durch Volos. Die Wasser- und Schlamm-Massen haben ihre Spuren hinterlassen. Es bietet sich ein surreales Bild. Wo zwei Tage zuvor sich meterhohe Schlammlawinen durch die Straßen gewälzt hatten, und wo man sah, wie hoch das Wasser in den Wohn – und Geschäftsstraßen stand – läuft das Leben schon wieder fast wie gewohnt. Autos wirbeln den zu Staub getrockneten Schlamm zu dichten Wolken auf. Fast alle Geschäfte sind wieder gesäubert, sind geöffnet und die Kunden gehen ein und aus. Es sieht aus, wie zwei Tage nach Schneefall in einer deutschen mittelgroßen Stadt, nur dass die säuberlich am Straßenrand aufgeschichteten Haufen aus Schlamm, und nicht aus Schneematsch bestehen. Auf den Bürgersteigen haben die Ladenbesitzer mit der Kehrschaufel Trittpfade freigeschaufelt. Am vor zwei Tagen völlig überfluteten Hafen haben die Cafes wieder geöffnet – alles so wie immer, wie es scheint.

Zerstörungen am Rand des Chimaros in Ano Volos, Volos am 12. September vom Pilion aus gesehen

Fortsetzung: Fünf Tage Larissa – das war nicht geplant

Streifzüge durch Larissa

Lagekarte Larissa

Wenn das Gespräch auf Larissa kommt, werden viele ältere Griechenlandreisende berichten, sie „seien da schon einmal durchgefahren“. Heute vermutlich seltenen, denn die Stadt umgibt heute ein Ring von Umgehungsstraßen und einen Autobahnring, so dass man ungeplant selten in den Genuss kommt, in den zu Stoßzeiten hoffnungslos verstopften Innenstadtbereich zu geraten. Heute hat die Stadt  etwa 165.000 Einwohner und damit die größte Stadt Thessaliens. Sie ist die Hauptstadt der gleichnamigen Präfektur. Larissa verdankt ihre Bedeutung seit der Antike zwei Faktoren: zum einen besetzt die Stadt „strategisch“ einen wichtigen Verkehrsknoten am Ausgang des Tembi-Tals, einem Durchbruch zwischen den Bergmassiven von Olymp und dem Ossa-Gebirge.

Wer Griechenland an der Küste von Thessaloniki Richtung Athen wollte, musste hier durch: das gilt bis heute. Auch das Land vom Ionischen Meer kommend, das Pindos-Gebirge durch die Passage von Pyli durchquerend, die Thessalische Ebene erreichte, wird sich auf dem weiteren Wege durch die sich nun öffnende grüne Landschaft des thessalischen Beckens in Larissa am Fluss Pinios wiedergefunden haben. Die fruchtbare weite Ebene, schon in der Antike die Kornkammer Griechenlands schlechthin, ist der zweite Pfeiler, der der Stadt Larissa schon in der Antike zu Wohlstand verhalf. Landwirtschaft und Handel prägten seitdem die Wirtschaft der Stadt: bis heute.

Silberstater (Münze) aus Larissa, 4. Jhdt v. Ch.

Besiedelt ist Larissa bereits in de Jungsteinzeit. Zu einer größeren Stadt von Bedeutung geriet sie im in der Zeit der klassischen Antike im 5. Jahrhundert. In Larissa geprägte Silberdrachmen zeigen oft ein Pferd – wohl ein Hinweis auf einen ausgedehnten Handel und Zucht dieser Tiere in der Region. Aus dem 3. Jahrhundert vor Christus sind noch eindrucksvolle Reste eines Theaters erhalten, die in den 1980er Jahren nahezu vollständig ausgegraben sind und heute auch zu öffentlichen Kulturveranstaltungen genutzt werden.

Das antike Theater in Larissa, 3. Jhdt v. Ch.

Aus der Zeit des frühen Christentums hat die Stadt einen Heiligen aufzubieten, der heute Patron der Hauptkirche (Metropolie) der Stadt ist. Achillios war Metropolit (Erzbischoff) von Larissa und soll sich um die Orthodoxie während des Konzils von Nicäa mit einem Wunder verdient gemacht haben (Kritiker um die strittige Frage nach der ursächlichen Abfolge von Vater und Sohn hat er mit Öl überzeugt, das er aus einem Stein fließen ließ).

Zeitweise schon in den 1390er Jahren, endgültig ab 1421 kam Larissa unter osmanische Herrschaft, lange schon vor dem endgültigen Fall des byzantinischen Reiches 1453. In der Folgezeit war die Stadt stark islamisch geprägt, neben Christen gab es jedoch auch eine starke jüdische Minderheit. Bekannt war sie für die Vielzahl reich gestalteter Moscheen und Bäder.

Larissa. Stich von Coronelli Vicenco 1688. Die Ansicht zeigt schematisch die Moschee sowie die Brücke über den Pinios

Die osmanische Herrschaft endete endgültig nach den Türkenkriegen 1898. Im Fortgang wurden viele Reste osmanische Herrschaft in der Stadt geschleift. 1908 wurde die – aus heutiger Sicht baukünstlerisch bedeutende Hassan Bey Moschee aus dem 16. Jahrhundert geschleift. Sie hatte das Stadtbild auf der antiken Akropolis an der Pinios-Brücke über 300 Jahre geprägt und wurde nun ab 1909 durch einen neuen Kirchenbau (Aghios Achillios) ersetzt. In neobyzantinischem Stil, unter Verwendung von viel Stahlbeton und Marmor.
Das Schicksal der Umbenennung nach der Re-Hellenisierung, das viele kleinere Orte Thessaliens erlitten, erfuhr Larissa nicht: ihren antiken Namen hatte die Stadt durch alle Zeiten, auch während der Herrschaft der Osmanen, behalten.

Skizze aus dem Judenviertel von Larissa, Bertholdy, 18. Jhdt


Nach der weitgehenden Auslöschung der osmanischen Architektur erfolgte die Zerstörung der Stadt im 2. Weltkrieg. Im März 1941 war die Stadt von einem Erdbeben heimgesucht worden, wenige Tage darauf bombardierte die italienische Luftwaffe die Stadt. Deutsche Truppen besetzten die Stadt 1941-44, in der Folge wurden von hier über 1800 Juden nach Auschwitz deportiert.

Was Erdbeben und zweiter Weltkrieg nicht vernichteten, verschwand im Zuge der Modernisierung und Neubebauung. Noch in den 1980er-1990er Jahren verschwanden fast alle der noch übrig geblieben Bauten aus der neoklassizistischen Bauten des 19. Jahrhunderts und bis auf wenige Ausnahmen alle verbliebenden Gebäude aus osmanischer Zeit.

Heute ist Larissa eine pulsierende, moderne Stadt; ein Streifzug lohnt sich dennoch allemal, keineswegs nur zum flanieren und Shopping in den großzügig angelegten Fußgängerzonen oder dem ausgedehnten Park Alkazar am Ufer des Pinios, der die Stadt durchfließt. Und wer genau hinsieht, stößt auch noch hinter modern Geschäftsfassaden auf das ein oder andere vormoderne Relikt.

Wer sich für die Geschichte Thessaliens interessiert, kommt an einem Besuch im „Diachronen Museum Larissa“ nicht vorbei. Hier werden archäologische Funde von der Jungsteinzeit bis in die osmanische Zeit ausgestellt. Außerdem werden regelmäßig Sonderausstellungen zu ausgewählten Kapiteln der Regionalgeschichte gezeigt.

Reste des alten türkischen Hamam – umbaut mit Läden vom Beginn des 20. Jahrhunderts. Aber auch sie wurden später abermals zur Unkenntlichkeit „modernisiert“.
Spuren eines Obst-und Gemüseladens aus den 1970er Jahren
Larissa: Moderner Bioladen für Obst und Gemüse
Tsipuro-Zeit in der Mittagspause
Ein noch erhaltenes neoklassizistisches Wohnhaus zwischen Hochhäusern vom Ende des 20. Jahrhunderts
Pinios-Brücke mit der Kirche Aghios Achillios auf der ehemaligen Akropolis. Bis 1907 stand hier die Hassan Bey Moschee aus dem 16. Jahrhundert
Aghios Achillios mit dem bronzenen Pferdedenkmal (1980er Jahre?)
Auch die jüngsten Zeiten – (Wirtschaftskrise, Corona-Krise) – haben im Straßenbild Spuren hinterlassen
Restauriertes Geschäftshaus aus dem 19. Jahrhundert
Zahlreiche Geschäfte in der Fußgängerzone laden zum Einkaufen ein
Straßencafes in großer Zahl erfüllen die ausgedehnten Fußgängerzonen

Graffiti unter der Pinios-Brücke

Neue Schnellstraße soll die letzten unberührten Wälder durchschneiden: „um die Schönheit des Landes zu zeigen“

Beginn eines merkwürdigen Bauprojetes durch Mavrovouni und Pilion

Die letzten Jahre berichtete ich über eine schönen, verwunschenen Feldweg, der unterhalb des Ortes Sklithro durch Berghänge und Felsen entlang der Küste bis zum Ort Keramidi in den Pilion führt. Ein holperiger unbefestigter Feldweg, der an wenigen Häusern, kleinen Olivenhainen und einem verlassenen Bergwerk entlang führt. Am Ende des Weges liegt das Bergdorf Keramidi, das seinerseits eine gute Straßenanbindung in die thessalische Ebene bei Kanalia und weiternach Volos oder Larissa verfügt.

Keramidi selbst ist ein hübsches, verschlafenes Nest, malerisch in den Bergen gelegen, darunter am Meer befindet sich eine kleinen Badebucht, Kamari genannt, drei Häuser, ein Strandcafe.

Dieser Anblick gehört bald der Vergangenheit an: weiße Quarzsansteinfelsen in den Bewaldeten Berghängen zwischen Keramidi und Skiti im Nordteil des Pilion. Bald wird hier eine Schnellstraße die Landschaft durchschneiden

Von Keramidi aus führt dann noch eine etwa 15 Kilometer lange, einfache Straße zum nächsten Ort , Veneto genannt. Auch hier leben in den Sommermonaten vielleicht 100 Menschen, in den Wintermonaten kaum jemand.

Ein kleiner Reisebericht von 2018 – zwischen Mavrovouni und dem Pilion

Halbinsel Pilion (unten/mitte) und Bergland Mavrovouni (oben)

Sieht man sich die Gegend auf der Karte an, so stellt man fest, dass die stark von Tourismus frequentierte Halbinsel Pilion jedoch eine Sackgasse darstellt. Bis heute ist sie eigentlich nur von Volos aus erschlossen, am Ort Zagora enden die Verkehrsverbindungen. Besonders im Sommer und Herbst schlängeln sich horrende Autokolonnen von Volos kommend in die Bergdörfer des Pilion, verpesten die Luft und verursachen einen höllischen Lärm. Die Folge für die einst einmal romantischen Bergdörfer mit ihren bis in die 1980er Jahre nicht gut erhaltenen Steinarchitektur des 18. und 19. Jahrhunderts: sie wurden mit einer Vielzahl von Neubauten in Form von Hotels überzogen, protzigen Privathäusern (errichtet aus Beton, verkleidet mit Natursteinen und kitschigen Accessoires, die sie („traditionell“ aussehen lassen sollen), eine Skipiste ergießt sich vom höchsten Ort Chania in die Wälder hinab, Andenkenläden und Cafes säumen die sich hinauf schlängelnde Straße, auf der sich Reisebusse in die einst naturbelassene Landschaft hinaufwälzen.

Ein Bild, das bald der Vergangenheit angehört: Ziegenherde auf dem Feldweg Weg zwischen Sklithro (Mavrovouni) und Keramidi (Pilion)

Etwas zum Pilion gab es hier schon einmal zu lesen:

Sieht man sich die Luftbildkarte weiter an, so bemerkt man, dass die Berggegend des Pilion, und vor allem die von Mavrovouni, nahezu durchweg dunkelgrün ist. Es sind Wälder, eine der letzten geschlossenen Laubwaldgebiete Mittelgriechenlands. In der Karte findet man eine blaue Linie. Das ist die von „Google-Maps“ vorgeschlagene Fahrt auf den Pilon, alle Orte am Hang der bewaldeten Halbinsel werden nur von Volos aus erschlossen. Dann sieht man auf der Karte oben an der Küste eine Rote Linie. Dort hat gerade der Bau einer gewaltigen Schneise durch den Wald begonnen. Hier soll in den nächsten Jahren schon eine breit ausgebaute Schnellstraße durch die Wälder führen – versehen mit hohen Stütz- und Begrenzungsmauern, Rastplätzen, Tankstellen und Brücken und autobahnähnlich ausgebauten Anschlussstellen. Auch angrenzende Feldwege sollen asphaltiert und ausgebaut werden. Jahrhunderte alte Baume und Vergetationsräume werden abgeräumt.

Noch mehr Autoverkehr wird sich auf den Pilion ergießen, noch mehr Beton in den einst noch malerischen Ofrten vergossen, Siedlungen werden zu Hotelburgen, ehemals allenfalls forstlich oder landwirtschaftlich genutzte Grundstücke werden zu Bauland: die Begehrlichkeiten sind enorm. Bisher waren der Pilion und Mavrovouni kaum von Waldbränden betroffen: man darf hoffen, dass das nur daran liegt, dass hier an den Nordosthängen der Berge bislang verhältnismäßig viel Regen fiel. Straßen durch unberührte NAtur verboinden nicht nur Ortschaften miteinander, sie sind Magneten für weitere Zersiedelung. Man darf nur hoffen, dass sich nicht das Schlimmste bewahrheitet. Griechenland könnte eines seiner letzten Naturräume an Wirtschaft und Tourismus verlieren.

Die Bauarbeiten haben bereits in diesem Sommer auf den ersten Kilometern zwischen begonnen. Das, was man bereits erkennen kann, lässt die Ausmaße erahnen.

Die folgenden Aufnahmen entstanden in der ersten Septemberwoche 2021. Das erste Teilstück der neuen Straße verläuft genau dort, wo zwei bis drei Jahre vorher die Bilder aus der obigen Galerie auf dieser Seite entstanden.

-einfügen Bilder Straßenbau-

Träger der Baumaßnahmen ist die Regionalregierung der beiden thessalischen Präfekturen Larissa und Magnesia. Man erhofft sich mit dem Projekt, die Region für den Tourismus weiter zu erschließen, um dabei die besondere Schönheit der Landschaft zu zeigen (sic!). „Der Hauptzweck dieser (touristischen) Reiserouten besteht darin, die natürliche und vom Menschen geschaffene Umwelt hervorzuheben „. Quelle: elektronisches Nachrichtenblatt e-thessalia.gr)

Genehmigt und im Bau befindlich ist jetzt das erste Teilstück mit einer Länge von 12,1 Kilometer zwischen Rakopotamos/Sklithro und Keramidi/Kamari. Die Kosten für dieses erste Teilstück belaufen sich auf ca. 15 Millionen Euro. Die Fortsetzung ist in Planung, nämlich von dort weiter durch den nahezu unbewohnten Teil des Pilion bis Zagora, Gesamtlange etwa 43 km.

Berichte über die Gegend hatte ich bereits in den vergangen Jahren im Blog beschrieben:

Ein Reisebericht von 2017 – holprige Wege nach Keramidi

Larissa: Hitze und Lärm – Flucht ins Diachrone Museum

Larissa, 30. August

Seit Mittwoch Abend sind wir nun wieder in Griechenland, förmlich der schwülen Hitze aus Deutschland entflohen. Bei der abendlichen Ankunft in Athen ist so heiß wie in Deutschland, allerdings kommt ein kräftiger Wind hinzu, der die Gärten in dem Vorort Kifisia verdorren lässt, Gießen ist hier vollkommen vergeblich. Schlimmer ist es nur noch in Larissa, wo wir am nächsten Tag eintreffen: Hier steht die Luft, und auch abends wird es nicht kühler. Natürlich bestimmt die Hitze den Lebensrhythmus und das Freizeitverhalten der Menschen. Wir hatten dieses Thema am Beispiel August-Bebel-Platz in Halle angeschnitten, und unser Freund „Farbi “ hatte dabei die These aufgestellt, dass er nachts lärmende Jugendliche bei seinen Aufenthalten in Griechenland nicht bemerkt habe. Diese Behauptung habe ich mit im Gepäck, und sie lässt sich innerhalb eines Tages in einer durchschnittlichen Kleinstadt wie Larissa (Größe und Einwohnerstruktur sind durchaus mit Halle zu vergleichen) leicht überprüfen.  Die Geschäfte schließen gegen 21:00 h, gegen 22:00 h geht das Leben auf den Plätzen und in den Straßen richtig los. In die Wohnquartiere sind immer wieder Restaurants, Schnellimbisse und Tavernen eingestreut, es gibt kleine Plätze, mit Bäumen, teils parkähnlich gestaltet, oft versehen mit Kinderspielplätzen. Hier trifft man sich nach der Abend, um noch im freien zu essen oder zu Trinken, Jung und Alt, ganze Familien. Kinder toben auf dem Spielgeräten, Jugendliche posen mit ihren Mopeds, laute Unterhaltungen gehören einfach dazu.  Mitten in den Wohnvierteln.  Das geht locker bis spät in die Nacht hinein, weil erst jetzt wegen der nun geringfügig milderen Temperaturen ein angenehmes Leben möglich ist.

Wer in den trotz verschlossener Fensterläden (eine griechische Wohnung ist in der Regel tagsüber im Sommer ziemlich finster)  aufgeheizten Häusern keine Klimaanlage hat, wird kaum schlafen können. So wachen wir am nächsten Tag ziemlich gerädert auf, nochmal Umdrehen ist sinnlos. Die Etagenwohnung geht zu einem kleinen Hinterhof hinaus, um das sich weitere Etagenwohnhäuser gruppieren. Presslufthammergetöse aus einem der Nachbarhäuser dröhnt seit morgens um acht. Natürlich lassen die Bauarbeiter, die irgendwelche Kacheln in einem Ladengeschäft von der Wand stemmen, die Fenster auf, wegen der Hitze. Auch die übrigen Mitbewohner entlassen Schall aus ihren Wohnungen in den Hof, Musik, Fernseher, Streitereien. Typischer Stadtsound, angereichert durch das Gebrumm vieler kleiner und großer Klimaanlagen. Dazu mischen sich dann die Verkehrsgeräusche , und wohlgemerkt: wir reden hier von ganz normaler Wohnbebauung. Eine Möglichkeit, dem Triggerspiel Hitze und Lärm zu entkommen: ein Museumsbesuch:

Das Diachrone Museum von Larissa

Am Stadtrand von Larissa (Thessalien), auf dem mit Kiefern bestandenen Hügel „Mesurlo“, befindet sich das seit 2015 eröffnete „Diachrone Museum“. Die Museumsarchitektur ist durchaus mutigen Gestalltungswillen, auch wenn die Außengestaltung teils an eine Pinguinanlage im Zoo erinnert.

Das diachrone Museum von Larissa

Das diachrone Museum von Larissa

Es ist ein kulturhistorisches Museum mit dem Schwerpunkt einer reichhaltigen archäologischen Sammlung. Die Archäologische Sammlung enthält Funde von der Altsteinzeit bis in die frühe Neuzeit, ihr Schwerpunkt sind Funde aus der Bronzezeit und des Hellenismus. Highlights sind hier umfangreiche Grabausstattungen, ein hellenistischer Silberschatz des 3. Jh vor Christus, sowie mehrere Goldblattkronen (Stephania) hellenistischer Zeit.

Stephania

Hellenistische Stephania im Diachronen Museum

Auch einige sehr gut erhaltene späthellenistische und frühbyzantinische Mosaiken aus reichen Bürgerhäusern des 3.-5 Jahrhunderts n.Ch. sind unbedingt sehenswert. Auch die jüngere Geschichte mit ihrer „multikulturellen Vielfalt wird überzeugend dargestellt, so wird auch der osmanischen Herrschaft und der islamischen Vergangenheit ausreichend Raum gegeben, und das zumeist friedliche Koexistenz der verschiedene Religionen  in Larissa vom 14.-19. Jahrhundert Raum gegeben.

museum diachron silberschatz 3 jhdt 31082019 Das ist für griechische Verhältnisse lobenswert, zumal dies sowohl durch historische Abbildung und archäologische Funde anschaulich belegt ist. Leider wirkt die Dauerausstellung insgesamt etwas vom Design her schon altbacken, und könnte ein Re-Design vertragen, auch wenn die Eröffnung nur vier Jahre zurück liegt.

Spannend: die Sonderausstellung „Choro-Grafies“ (weiterlesen nächste Seite)

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Osmanisches Kapitell

 

 

 

Ankommen

In Larissa werden wir morgens von schreienden Vögeln geweckt. An den engen Hinterhof des etwas in die Jahre gekommenen, mehrstöckigen Stadthaus im Viertel Aghios Nikolaos drängen sich die Rückfronten weitere Mietshäuser. Über die Balkone hinweg hört man lautstark sich unterhaltende Frauen, hier wohnen viele ältere Familien, aber auch Zuwanderer aus Albanien, Syrien, Rumänien usw. Der Maulbeerbaum, der den kleinen Hinterhof komplett ausfüllt, reckt seine Zweige noch über die höchsten Dächer in der stickigen Luft, die mit Wäscheleinen und Warmwasserkollektoren angefüllt sind. Die Vögel, es sind wohl Spatzen, sind einige Hundert an der Zahl,  streiten sich um die reifen Maulbeeren, und wenn sie am späten Morgen verstummen, übernehmen Türkentauben (Streptopelia decaocto) mit  lauten Balzgesängen das akustische Regiment. Über die Dächer klingt Verkehrslärm in die Maulbeerschlucht hinunter, und durch die Lamellen der an diesen heißen Tagen fast ganztägig geschlossenen Schlagläden der Schlafzimmer. Im Wohnzimmer vorneheraus ist es heller, hier summt eine bescheidene Klimaanlage, davor, zur Straße hinaus, liegt eine Terrasse, die die Schwiegermutter mit einer Armada von Topfpflanzen in einen dichten Wald verwandelt hat. Tief unten tobt der Verkehr. Es wird gehupt, man streitet sich um die immer weniger werdenden Parkplätze in dem immer mehr verdichteten Stadtviertel, seit einigen Jahren schon sich immer mehr zu einem Geschäftsviertel gewandelt hat, mit hoher Fluktuation.  Unser Auto, das gestern Nacht in der Straße einen der seltenen Parkplätze gefunden hat, haben morgens angerückte Bauarbeiter mit einer Plane überdeckt – sie sind damit beschäftigt, die Fassade darüber zu verputzen. Nett von ihnen, denn es staubt und spritzt mächtig.

Palastküche in Larissa: Kasandibi

Palastküche in Larissa: Kasandibi

Gestern Abend waren wir angekommen, und gleich mit alten Freunden in einem Restaurant verabredet. Haben draußen auf einer Platia in der Vorstadt gesessen, es gab einfache, durchaus traditionelle Kost, wie man sie halt abends verzehrt, kleine Souvlakia, schlichte Mesedes, dazu einiges an Wein. Ankunftsrituale. Wie immer fragen die Freunde nach unserem Ergehen, und nach Deutschland, wie es da gerade so ist.  Was auffällt: die Fragethemen wechseln. Einst ging es darum, was beliebte Automarken in Deutschland kosten, was wir meistens nicht beantworten konnten, und bei den Fragenden war immer eine gewisse Bewunderung über das Land im Norden dabei, in dem ja auch Viele Ihres Gleichen ihr Glück gefunden hatten. Die letzten Jahre war natürlich die Griechenland-Krise das Thema Nr. 1, also Varoufakis, später Tzipras, und immer vs. Schäuble. Gestern Abend war alles anders. Besorgte Blicke richteten sich auf uns. Wie weit Chemnitz von Halle entfernt sei. Die Antwort, „hundert Kilometer, ganz weit weg“ konnte die Sorgen kaum entschärfen. Das griechische Fernsehen hatte nämlich in aller Ausführlichkeit über die Chemnitzer Kravalle berichtet, und die Hitler-Grüße waren zur besten Sendezeit immer wieder in allen griechischen Kanälen zu sehen.  Das spülte kollektive Erinnerungen hoch, an ein Deutschland, das einst Griechenland brutal überfallen hatte, Juden und Dissidenten in die seine Todeslager deportierte, Städte und Infrastruktur zerstört hatte, um  dann das Land dann nahezu entschädigungs- und hilflos dem darauf folgenden Bürgerkrieg zu überlassen, worauf das Land einer weiteren Katastrophe anheim fiel. Derweil durften sich die Bundesbürger  dem Wirtschaftswunder widmen. So etwas sitzt tief.  Deutschland habe in dem europäischen Rechtsruck eine besondere Verantwortung, hier dürfe man weniger durchgehen lassen, war Tenor.

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Internationale Diskussion unter dem Roten Stern

Zum Abschluss, mit der Rechnung,  hatte der Kellner die üblichen „Glyka“, also Süßspeisen, gebracht. Scheiben einer Art sehr feinen Puddings, übergossen mit Sirup, mann nennt es wohl Kasan Tibi ( Καζαν Τιπι), es stammt aus dem Türkischen Kazandibi, einem Gericht, das über die osmanische Palastküche seine Wurzeln in der griechisch-antiken Küche hat. Jedenfalls hat es den Abend versüßt. Heute verkauft Dr. Öttker auf dem Balkan Fertigmischungen dafür.

Wenn wir schon von der griechischen Küche reden: heute morgen bekamen wir das klassische neugriechische Frühstück. Das gibt es überall: Man nennt es hier einfach „Toast“, und die klassischste Variante, die überall gereicht wird, ist „Tiri-Sambon“ oder „Tiri-Parisa“.  Dazu hat nahezu jeder Haushalt und jede Taverne einen elektrischen Doppelgrill, also das, was man so kennt. Zwischen zwei konventionellen Toastscheiben legt man eine Scheibe Käse (Gouda, Holländer,da ist man nicht wählerisch) und eine Scheibe „Sambon “ (Kochschinken, Lehnwort aus dem französischen „Jambon“). Oder, noch beliebter, „Parisa“ (Παριζα). Das ist wiederum nichts anderes als Mortadella, die es, in auf die Toastscheiben normgerecht gepresst, geschnitten und foliert, in jedem Supermarkt zu kaufen gibt. Dazu gibt es – zumindest im Sommer – Frappe. Man bereitet ihn aus Neskaffepulver zu (die Firma Nestle ist auf dem ganzen Balkan präsent und schaufelt ungeheure Gewinne), Eiswürfeln und Wasser.

Grillen

26-27. August. Von Kifisia über Larissa und Platikampos nach Aghiokampos.

Von Kifisia nehmen wir den ewig lang wirkenden Weg zur Autobahnauffahrt. Nobelschlitten parken die Hauptstraße in Kifisia zu, halten mit Warnblinkanlage in zweiter und dritter Reihe vor den überteuerten Boutiken der Reichen und Schönen. Der erfrischende Wind hat nachgelassen, die Sonne knallt erbarmungslos auf das Autodach und die Straße. Man passiert den kaum weniger feinen Ort Ekali, dann erreichen wir irgendwann die „Ethniki Odos“ E75, eine Autobahn, die über Lamia nach Larissa führt (und von dort weiter nach Thessaloniki). Es ist die wichtigste Nord-Süd- Verbindung Griechenlands, und wie schon letztes Jahr beschrieben, kaum noch befahren. Das liegt an den Mautstationen, zu denen sich seit letztem Jahr einige weitere gesellten, und die sich kaum ein Einheimischer noch leisten kann. Das erste Mal geht die Autobahn jetzt ganz durch, das letze Teilstück bei Stylida ist gerade fertig geworden, verziert mit großen Hinweisschildern des Verkehrsministeriums, die erzählen, dass dieser Abschnitt mit Mitteln der EU maßgeblich finanziert wurde. Davor hat man eine weitere Phalanx von Kassenhäuschen errichtet.

Nach einem Zwischenstopp bei Verwandten in Larissa wird der örtliche Supermarkt angesteuert. Er gehört zur Kette des ist in Deutschland bekannten Discounters „Lidl“. Das Angebot überrascht: es ist den hiesigen Ernährungsgewohnheiten angepasst. Neben Meeresfrüchten (tiefgefroren) gibt es eine Obst- und Gemüseabteilung, mit der es nicht einmal Feinkostabteilungen deutscher  Edelketten aufnehmen könnten.

Nach einem Plünderungszug durch den Laden fahren wir weiter, Ziel sind unsere Freunde in Platykampos.

Platykampos 

User Wolli bemerkte zurecht: hier sieht man viele grüne Felder auf dem Luftbild, dazwischen kleine Häuser verstreut. Der Ort liegt in der sich um Larissa herum ausbreitenden thessalischen Tiefebene. Der beschauliche Ort lebt vorwiegend von der Landwirtschaft, die meisten Häuser stammen aus den 1960ern bis 1970er Jahren, Traktoren mit Wassertanks und Spritzgeräten kreuzen die Ortsdurchfahrt, manchmal auch große Erntemaschinen mit Anhängern, in deren Gittern Reste von Wattebällchen kleben. Auf den Feldern ringsum wird vorwiegend Baumwolle angebaut. Als „Topuzlar“ war der Ort Anfangs des 19. Jahrhundert ein kaum bedeutender Weiler [J.C. Hinrichs, Guillaume de Vaudoncourt, Schilderung des heutigen Griechenlands und seiner Einwohner, 1821, erwähnt werden aber der umfangreiche Baumwollanbau und die große Zahl von Maulbeerbäumen zur Seidenzucht (Topuzlar, türk: Haarknoten)] Mit der  nach der Regräcisierung 1927 der Ortsnamen in Thessalien   erhielt das Dorf  seinen heutigen Namen („flaches Feld“).

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Platykampos, auf der „Plateia“, dem Dorfplatz, irgendwann im Herbst 2014

Der Anbau von Baumwolle ist wasserintensiv und eigentlich ein ökologischer und ökonomischer Unsinn. Zwar ist die thessalische Tiefebene im Vergleich zum übrigen Land noch relativ reich an Wasser, schon in der Antike war das Land deshalb die Kornkammer Griechenlands schlechthin, aber das Wasser reicht nicht für den intensiven Anbau von Baumwolle. Es wird aus dem Grund gepumpt und mit gewaltigen Wasserkanonen wieder über die Felder verteilt. Gemeinsam mit den Düngemitteln und Pestiziden sickert es wieder zurück ins Grundwasser, um dann erneut hoch gepumpt zu werden. So konzentriert sich die Chose allmählich immer mehr auf. Man hat etliche Stauseen und Wassersammler errichtet, und es gab auch einen  Plan, das Wasser aus dem entfernten Pindos-Gebirge zu holen, indem man die Laufrichtung des Flusses Acheloos von West nach Ost umlenken wollte. Die „Deichverhinderer“ von Sykia haben das Projekt 2005 gerichtlich gestoppt – ob endgültig, steht in den Sternen. Unsere Freunde in Platykampos sind keine Landwirte, nach der Krise versuchen sie, ihren Lebensunterhalt mit ihrem kleinen Garten aufzubessern, das Thema „Selbstversorgung“ wird groß geschrieben, einen Brunnen wollten sie bohren, sie haben eine Wasseranalyse in Auftrag gegeben: Ergebnis: Zur Gartenbewässerung hervorragend geeignet, Düngemittel sind genug drin. An dem Abend bei reichlich Mesedes und Früchten aus dem Garten gibt es ein Thema: Roundup, wie gefährlich ist es wirklich, was darf man spritzen was nicht, was tun gegen Pilze und Insekten an Gurken, Tomaten und Mandeln. Wir essen frische Pistazien, für den nächsten Tag sind wir in Aghiokampos verabredet, zum Grillen.

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Pistazien haben eine Fruchthülle, die wird verworfen, wie bei Mandeln. Darunter kommt eine harte Schale, die knibbelt man ab, dann kommt erst der schmackhafte Kern.

Aghiokampos, 27.August: ein bescheidenes Grillfest

Wenn es etwas gibt, das Menschen aller Kulturnationen verbindet, dann das Ritual das Grillens unter freiem Himmel. Griechische Lokale werben mit „olla sta karvouna – alles auf der  Kohle“. Selber grillen ist aber geselliger, und es gibt heute etwas zu feiern. Im schmalen Vorgarten wird der Grill aufgebaut (ein einfacher Rost, das reicht), eine Nachttischlampe installiert, denn jetzt, Ende August,  wird es schon gegen 19.30 h schlagartig dunkel. Was wahrscheinlich der deutschen und griechischen Grillkultur gemeinsam ist: die Betätigung des Grills ist Sache der XY-Chromosomenträger, die anderen steuern den botanischen Teil bei, der nicht fehlen darf. Über Art und Menge der Kohle wird gefachsimpelt, über die richtige Dauer des Garvorgangs, und ohne Bier kann niemand auf dieser Welt einen Grill überwachen. Hier verlieren sich dann aber die Gemeinsamkeiten. Männer, die mit einer nagelneuen Grillschürze am Webergrill auf einem grünen, frisch ondolierten Rasen hektisch Würstchen wenden (und von der Feier dann kaum etwas haben), findet man vielleicht in Kifisia. Uns mangelt es schon an den Würstchen (es gibt hier auch Würstchen, die man vorzüglich grillen kann – das macht man im Winter).

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Auf den Rost über den scharf brennenden Kohlen kommen zunächst die „Chtapodia“, große Kraken, die einer der Freunde Tags zuvor von Hand aus dem Meer vor Aghiokampos hochgetaucht hat. Der spezifisch scharfe Duft dieser Teile – (es hat was von angebrannten Haaren oder Hühnerfedern) legt sich in die Nase – aber das Ergebnis ist unvergleichlich lecker. Noch während die noppigen Tentakeln in Scheiben geschnitten und mit Zitrone beträufelt werden, reißen gierige Kinderhände die Leckereien vom Schneidbrett. Dann kommt die Sfyrida (Σφυριδα), ein etwa drei Kilo schwerer Meeresfisch, auf den Rost über die nun halbwegs niedergebrannte Kohlen. Eine Übersetzung für dieses große Tier habe ich nicht gefunden, wahrscheinlich ist es „Epinephelus aeneu“, der „weiße Zackenbarsch“.  Ein Freund eines Freundes hatte ihn aus dem Meer gefischt und uns vermacht. Eine knappe Stunde schmort das Tier nun vor sich hin, gelegentlich ganz vorsichtig gewendet, während wir bei Bier und Zigaretten um den hierzu provisorisch  errichteten Altar für Poseidon und Hephaistos sitzen, und über Gott, die Welt und die richtige Glut diskutieren. Derweil werden in der Küche die Mesedes (Vorpeisen) zubereitet: Miesmuscheln in Öl, frischem Lorbeer und ganz wenig Wein gedünstet, Chorta (etwas davon wird mal Pflanze der Woche, irgendwann, deshalb keine Details hier), Tomatensalat-Gurkensalat und gegrillten, halbscharfen Parika aus Platykampos, und so weiter und was-auch-immer. In der Dunkelheit schreien die Kinder am Strand umher, ihre Rufe mischen sich unter das Rauschen des Meeres, die wummernden Klängen einer Strandbar und die aufheulenden Motoren der Autos und Motorräder auf der Uferstraße vor dem Haus.