Bei Philippi sehen wir uns wieder. Abschluss der makedonisch-thrakischen Reise.

 

Philippi, den 09. September 2016

Nördlich von Kavala, nach etwa 18 km Wegstrecke, befindet sich die antike Stadt Phillipi (Φίλιπποι) , heute ist sie nicht mehr bewohnt, aber eine bedeutende Grabunsgsstätte und archäologischer Park. Nicht nur wegen ihrer abstrakten geschichtlichen Bedeutung für das früheste Christentum in Europa, sondern auch wegen der bedeutenden erhaltenen Reste antiker und vor allem frühchristlicher und byzantinischer Bausubstanz, steht sie heute in der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes. Der Makedonenherrscher Philip II, Vater von Alexander dem Großen, benannte den schon damals existierenden thrakischen Ort nach seinem Namen um. Ihren Reichtum bezog die Stadt zum einen auf den in der Nähe liegenden thrakischen Goldminen, vor allem aber aus der intensiven Landwirtschaft in der fruchtbaren Ebene zwischen den Flüssen Nestos und Strymon. 42 n. Ch trafen hier die Heere der Cäsarmörder Brutus und Longinus auf die Truppen des Octavian (der Spätere Kaiser Augustus) und Marus Antonius. Die Putschisten unterlagen und begingen Selbstmord. Damit war der Weg für Octavian Augustus als Nachfolger und Haupterbe Caesars entschieden.  „Bei  Philippi sehen wir uns wieder“: diese bekannte Redensart geht auf den Geschichtschreiber Plutarch zurück, der berichtet, Brutus sei in der Nacht der Geist Caesars erschienen, der ihm mit dem baldigen fatalen Wiedersehen drohte. Man sieht sich eben immer zweimal, nicht nur im Leben.

Die Apostelgeschichte (15,36–18,17) berichtet, Paulus sei in seiner zweiten Missionsreise gemeinsam mit dem Apostel Silas von Antiochia kommend, durch Kleinasien gereist. Auch er hatte eine nächtliche Erscheinung, die ihn nach Europa schickte, und zwar nach Makedonien. Pulus und Silas landen im Hafen von Kavala, von dort begeben sie sich nach Philippi. Unterkunft finden sie bei der zum Christentum bekehrten, wohlhabenden Purpur- und Stoffhändlerin Lydia. Leider gibt es aber auch schnell  Ärger: Paulus hatte einer Sklavin, die ihrem Herrn-bislang schöne Einkommen als Wahrsagerin beschert hatte, die Fähigkeit zu dieser Zauberkunst ausgetrieben. Heute würde das auf eine Klage wegen Geschäftsschädigung hinaus laufen, damals gab es eine Anklage wegen Aufwiegelung der Bevölkerung. Paulus und Silas wurden ins Gefängnis geworfen, der angebliche Kerker zieht heute noch Pilger an. Bei einem Erdbeben kommen die beiden aus dem Gefängnis frei, und da Paulus sich nun endlich als römischer Bürger ausweisen kann, darf er nicht weiter festgehalten werden.  Die Missionare ziehen jetzt lieber weiter nach Thessaloniki, wo sich auch christliche Gemeinden gründen, dann irgendwann nach Rom usw. 

Die junge Gemeinde in Philipp wird aber trotzdem nicht in Stich gelassen, es gibt nun Fernbetreuung, wie sei anderen Gemeinden in Form der Paulusbriefe auch schon zuteil wird. Der Brief an die Philipper ist enthalten und Bestandteil des Neuen Testaments. Der Tenor des Briefe ist kaum anders,  als der der übrigen Paulusbriefe. „Viele Grüße, kann leider nicht kommen, aber ich schicke Euch bald meinen Mitarbeiter Timotheus vorbei. Haltet durch, die Wiederkehr Christi wird schon noch, Haltet Euch von Irrlehrern fern,  bleibt anständig und sittsam, dass Ihr das Ansehen der Gemeinde nicht beschmutzt. Und danke Danke für Eure Geldspenden, die nicht für mich sind, ich brauche sie nicht, sie sind für die Verbreitung des Evangeliums bestimmt. Mit freundlichen Grüßen….“

 

Beim Betreten des archäologischen Parks von Philippi lassen wir das hellenistische Theater auf der rechten Seite liegen, es gibt ihrer so viele, wie sie  in ihrer Art eingeschmiegt in den Hang gesetzt wurden. Links sind spätantike Architikturplastiken aufgestapelt, unbeschriftet, wer ihre Zeichen liest, würde sie überwiegend in die Spätantike des dritten und vierten Jahrhunderts nach Christus platzieren. Vielleicht.

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Pfeiler und Säulen der Basilika A

Geradeaus begegnen uns aufrecht stehende Säulen. Sie tragen abstrakt vereinfachte korinthische Kapitelle. Im Prinzip folgen sie aber noch dem klassischen Aufbau, aber statt eines Gebälks sind sie von einer trapezförmigen Deckplatte bekrönt, dem so genannten Kämpfer. Auf Schaft und Kämpfer finden wir christliche Kreuze. Die Säulen gehören einer frühen christlichen Basilika an, man datiert sie – auch wegen der Art ihrer Kapitelle – in das späte 5. Jahrhundert. Wem sie geweiht ist, weiß man nicht. Architekturhistoriker nennen sie einfach die Basilika A.

Sie markiert einen der  frühen Schritte der  Entwicklung byzantinischen Kirchenarchitektur und ihrer Formensprache. Man rekonstuiert aus den erhaltenen Resten eine dreischiffige Basilika mit Emporen, die Säulen trugen Arkaden, die das Mittelschiff von den Seitenschiffen trennten. Im Osten trägt die Basilika ein mächtiges, breites Querhaus.  Im Westen schlossen sich eine Vorhalle (Narthex) und zwei säulenumstandene Innenhöfe an.  Der Sakralbau diente schon mit  seiner Errichtung der Verehrung des Apostel Paulus, für dessen „Gefängnis“ man die Reste einer römischen Zisterne in der Nähe hielt.

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Rekonstruierter Grundriss von Basilika A

Nur ein halbes Jahrhundert später vollzog sich, in die Ära des Kaisers Justinian fallend, ein revolutionärer Wandel in der Architektur. Unterhalb der Basilika A, weit sichtbar, jenseits der antiken Agora, die ebenfalls ausgegraben ist, errichtete man um 530-540 eine gewaltige Kuppelbasilika (Basilika B).

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Basilika B, Philippi (Schautafel im archäologischen Park)

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Basilika B, justinianisch, ca. 530-540 n.Ch.

Im Grundriss mutet sie noch basilikal an, aber die zweistöckigen Säulenarkaden, die die Schiffe abtrennen, werden von vier mächtigen Vierkantpfeilern eingefaßt, über ihnen ruhte eine mächtige, zentrale Kuppel. An diesen Kuppelraum schloss sich westlich ein  ebenfalls breites Querhaus an, das auch im Zentrum überkuppelt wurde. Diese Mischung und Durchdringung von Zentral- und Längsbau ist ein Beispiel für die sog. „justinianische Synthese“, in welcher – wohl auch mit politischer Propagandaabsicht, unterschiedliche Bau- und Kunstströmungen unter einem Dach versammelt wurden. Auch die Kapitelle sprechen eine neue Sprache: jetzt nur noch schwer als klassische korinthische Formen zu erkennen, umhüllen die Akanthusblätter, eher an Tangblätter erinnernd, die korbartige Grundform. Sie erinnern in ihrer durchbrochen Art mit ihrem starken hell-dunkel-Kontrast an filigrane Klöppelmuster. In der Tat gehen diese Dekorformen auf sassanidische (persische) Einflüsse zurück.

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Säulenarkaden der Basilika B mit den justinianischen Korbkapitellen („Kämpferkapitelle)“ und  ihrem durchbrochenen Blattwerk.

Auch mit dieser Formensprache wollte man das Reich nach seiner „Osterweiterung“ integrieren und ihm eine neue Identität verleihen. Sehr vergleichbare Formen und Bauprinzipien kennt man von noch gewaltigeren und berühmteren Bauten der Justinianischen Zeit: etwa der Hagia Sophia in Konstantinopel oder der ebenfalls dort stehenden Hagia Irene. Es ist imperiale Staatsarchitektur eines Vilevölkerstaats, der im Inneren unterschiedlichen Kulturen ein gemeinsames Dach gibt, und sich nach Außen deutlich von Westrom abgrenzt. 

 

Schlussbemerkung zur Thrakisch-Makedonischen Reise.
Mavrovouni, den 15. September 2016: 

Liebe Spektrumgemeinde, es grüßt Euch Hei-Wu aus dem fernen Mavrovouni in Thessalien, leider kann ich nicht bei Euch sein, denn ich habe noch den Auftrag, mich hier um unsere Brüder und Schwestern zu kümmern. Ob ich Euch auch von hier noch einmal schreiben kann, steht nicht in meiner bescheidenen Macht. Bis zu meiner Rückkehr bitte ich Euch, haltet Euch an die Forenregeln, damit Euer Ruf nicht beschmutzt werde. Und um alles in der Welt, lasst Euch nicht von Irrlehren, derer so viele in Umlauf sind, vom gerechten Weg abbringen. Es sind ihrer so viele, seid also standhaft und glaubt den kläffenden Hunden nicht. Ihnen geht es nicht unser Heil, sondern sie verfolgen die ihren eigene Interessen.  Habt schon einmal vielen Dank, für die vielen Kommentare, die ich nicht für mich selber brauche, wohl aber freut es mich, dass sie unserem Messias in Halle zur Ehre gereichen, deshalb lasst uns sein Evangelium weiter verkünden. Lehnt Euch nicht gegen die Obrigkeit auf, haltet Eure Moderatoren in Ehren und widersprecht ihnen nicht, dann ist Euer Segen gewiss.