Wiedersehen in Thessalien nach der Corona-Pause

Aufmerksamen Lesern des Blogs wird nicht entgangen sein: das Jahr 2020 fehlt. Der Corona-Epidemie ist diese Lücke zu verdanken. Ende August 2021: wir sind geimpft, elektronische Impfpässe haben wir mit, auch halten wir das griechische Einreiseformular (PLF) mit dem QR-Code bereit, den man nach einer längeren Online-Prozedur von der griechischen Einreisebehörde bekommt, bereit. Hier werden nicht nur persönliche Daten, Impfstatus oder Impfstatus erfasst, sondern auch Reiseziel mit Anschrift (die natürlich niemand kontrolliert) und die Daten der mitreisenden Personen. Dass „Corona“ nach wie vor ein Thema ist, bemerkt man bei den Durchsagen (Abstand halten) am Frankfurter Flughafen, auch werden Fluggäste bei Ein- und Ausstieg aufgefordert, Abstände einzuhalten. Das scheint jedoch nicht für den Flughafenbus zu gelten – wohlgemerkt: auf dem Frankfurter Flughafen. Hier werden die Fluggäste rücksichtslos wie Ölsardinen hineingezwängt. Da kann man nur beten, dass kein Infizierter durchgerutscht ist und seine Viren verbreitet.

Bis auf Kreta und die meisten griechischen Inseln  Griechenland (noch) nicht als Hochrisiko-Land – was sich täglich ändern kann, denn selbstverständlich steigen die Infektionszahlen hier genau so wie in Deutschland. Die Dynamik ist vergleichbar, die Zahl der zurückliegenden Erkrankungen ebenso wie die Zahl der Todesopfer (Aktuelle Zahlen gibt es beispielsweise hier).

Entwicklung der Infektionszahlen Covid19-Griechenland Stand 4. September 2021 Quelle www.corona-in-zahlen.de

5,9 % der knapp 10,3 Millionen starken Bevölkerung wurde in Griechenland bereits infiziert , von den Infizierten starben 2,3 % an der Krankheit. Beides Werte, die sich in etwa mit denen Deutschlands vergleichen lassen. 55,7 % der Bevölkerung (Stand 6. September 2021) haben vollständigen Impfschutz erhalten. Ein Wert, der sich etwa mit der Impfquote in Sachsen-Anhalt vergleichen lässt (56,3%). Auch zeigt die Impfung Wirkung: Weit über 90 Prozent der Covid-Patienten auf den Intensivstationen sind ungeimpft.

Auch die gesellschaftlichen Diskussionen weisen erstaunliche Parallelen auf: Während die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung die Infektionsgefahr ernst nimmt, sich an Regeln hielt (und hält), gibt es auch in Griechenland eine Bewegung von Querdenkern, Spinnern und Verschwörungstheortikern. Im Unterschied zu Deutschland wird die Spinnerfraktion aber nicht nur von Rechtsextremisten, sondern auch von „religiöse Fundamentalisten“ aus den Reihen der orthodoxen Kirche befeuert.

Nicht alle Kirchen wehren sich gegen Corona-Maßnahmen: an dieser Kirchentür wird ausdrücklich auf die Maskenpflicht hingewiesen.

Nicht alle Kirchen wehren sich gegen Corona-Maßnahmen: an dieser Kirchentür wird ausdrücklich auf die Maskenpflicht hingewiesen.

Jüngst entzündeten sich Proteste gegen „Zwangsimpfungen“: seit dem ersten September müssen sich Angestellte gegen Covid-19 impfen lassen. Wer sich weigert, bleibt zuhause und: erhält keinen Lohn. Das Gesetz findet bereits Anwendung.

Die steigenden Infektionszahlen veranlassen den Griechischen Staat zur Sorge: nachdem man – vor allem aus wirtschaftlichen Gründen – vor beginn der Tourismussaison massiv „gelockert“ hat, die Infektionszahlen in Folge unweigerlich in die Höhe schnellten (besonders unter Jugendlichen) will die Regierung nun die Zügel anziehen. Ab dem 13. September (da ist die Urlaubszeit auch in Griechenland weitgehend vorbei) gelten strengere Regeln. Ab dann müssen die Griechen die Corona-Tests selbst zahlen, die Kosten in Höhe von 10 Euro dürften jedoch nicht jeden abschrecken.  Im Freizeitbereich wird ausnahmslos die 2G-Regel gelten: Zutritt zu öffentlichen Veranstaltungen wie auch zu geschlossenen Räumen von Tavernen und Restaurants haben dann nur noch Geimpfte und Genesene, deren Infektion nicht länger als sechs Monate zurück liegt.
Auch der Druck auf ungeimpfte Arbeitnehmer wächst: Arbeitgeber dürfen Auskunft von ihren Mitarbeitern über ihren Impfstatus verlangen. Wer nicht geimpft ist, muss zwei mal die Woche zum Test.

150 Euro Prämie statt einer Bratwurst

Der Staat hält jedoch nicht nur die Peitsche bereit, um den Impfstatus der Bevölkerung zu verbessern. Insbesondere der niedrige Anteil Geimpfter unter Jugendlichen macht Sorge: es wird mit Prämien gelockt. Doch in Griechenland knausert man nicht, um die Jugend an die Spritze zu locken: mit der sprichwörtlichen Bratwurst wie in Thüringen lässt man sich nicht lumpen. Impfwillige im Alter zwischen 18 und 25 Jahren  erhalten Cash aufs Smartphone: Wer mindestens eine Impfung nachweist, den belohnt der Staat mit einem Guthaben von 150 Euro, und zwar direkt auf das Smartphone. Ganz beliebig verjuxen kann man das Geld jedoch nicht: mit dem Guthaben können die so Belohnten jedoch an staatlichen Einrichtungen bezahlen, etwa für Bahn- und Schiffstickets oder Eintrittskarten in Museen oder Konzerthäusern.

Dies soll jetzt aber kein Corona-Blog werden. Wie immer wollen wir mehr oder weniger zufällige und beiläufige Reisebeobachtungen schildern – dieses mal – auch Corona-bedingt, weil wir auf weiträumiges Umherreisen verzichten – beschränkt auf die Region Thessalien, den weiten Raum um Larissa, Aghia, Mavrovouni und dem Pilion. Im Alltagsleben ist „Corona“ sichtbar. Nicht nur, dass einer unserer Freunde seinen jungen Hütehund „Covid“ genannt hat. Da hält man besser Abstand.  In den meisten Geschäften, auch kleineren, wird die Maskenpflicht ziemlich konsequent eingehalten. Im Straßenbild trifft man viele, vorwiegend ältere Menschen an, die freiwillig auch draußen ihre Masken tragen, mehr als in Deutschland, das ist der subjektive Eindruck bislang. Ansonsten: die meisten Läden haben die diversen Lockdowns überlebt, das Strandleben scheint wie immer, die Tavernen sind gut besucht, im Innenbereich hält sich um diese Zeit im noch immer warmen Spätsommer ohnehin niemand auf, beim unweigerlichen Toilettengang durch das Lokal ziehen die meisten Gäste brav ihre Maske auf, das Personal serviert grundsätzlich auch draußen nur mit Gesichtsschutz.

Masken werden oft auch freiwillig getragen

Masken werden oft auch freiwillig getragen