Anreise nach Iraklion (Kreta): Urlaub auf dem Pizzastein

Xerokampos, 18. August 2017

Die Anreise gestaltet sich dieses mal einfach – es gibt einen Direktflug von Leipzig nach Iraklion (Heraklion (Kreta). Astra ist eine griechische Fluggesellschaft mit Sitz in Thessaloniki. Es ist ein kleines Flugzeug, spielt in der Kategorie der Billigflieger, die Sitzreihen sind eng, was aber nichts ausmacht. Ärgerlicher schon, dass die Fluggesellschaft zwei Tage vorher ankündigt, dass der Flug drei Stunden später abhebt. Also landen wir erst kurz vor 24:00h Ortszeit am kleinen Flughafen von Iraklion. Der Ton an Bord ist harsch, Essen gibt es wenigstens keines, was bei der Qualität von Verpflegung, die größere Fluggesellschaften anbieten, kein Verlust ist. Der Ton an Bord ist etwas rauh – Passagiere werden ständig kontrolliert, ob sie auch wirklich richtig angeschnallt sind. Egal. Auch die Hotelbuchung über Booking.com im Vorfeld war eine Katastrophe. Gebucht, bestätigung erhalten, dann kommt die Absage, das Hotel ist doch belegt. Die Vermittlungsgesellschaft bietet das nächste Hotel aan – die selbe Geschichte. Beim dritten  Hotel dann den Vertrag storniert, mit HRS.com klappte dann alles auf Anhieb.  Hotel „Castello“ oberhalb der Altstadt sehr passabel, das erste „Mythos“ am Abend, ein paar Biftekia und Patates in einem „Schnellimbiss“ bringt die Versöhnung.  Nächsten Tag die Mietwagenfirma aufgesucht, vorbestellten Wagen übernommen, alles reibungslos.  Mittags brechen wir in glühender Mittagshitze auf, Richtung Sitia im Osten Kretas, dann durch die Berge über die Orte sitanos hinunter nach Zakros (das hatten wir schon beschrieben, hier gibt es eine minoische „Palastanlage). Von dort aus erreichen wir den kleinen Ferienort Xerokampos.

Marslandschaft mit Windkraftanlagen am Horizont

Marslandschaft mit Windkraftanlagen am Horizont

Die Fahrt durch diesen Teil Kretas offenbart eine ausgesprochene Karstlandschaft. Das schroffe Gebirge ist aus kalkigen Felsen aufgetürmt, hier wächst fast nichts, möchte man meinen, und an etlichen Stellen fühlt man sich an die Bilder erinnert, die „Couriosity“ vom Mars funkt. Wenn die Farben nicht anders wären, weil hin und wieder grau-blaues Meer auftaucht. Aber die Felsen sind sehr marsianisch, rote Erde bröckelt zwischen grauen, im steifen Wind hier oben rundgeschliffenen Kalkbrocken hervor. Doch, es gibt Leben. Die merkwürdigen, runden, schwammartigen Gebilde, die die Felsen überziehen, entpuppen sich bei näherem Hinsehen als Pflanzen, und wenn man auf sie tritt, ist man plötzlich umgeben von einer Duftwolke, die an Pizza, Leberwurst und würziger Bohnensuppe erinnert. Setzt man die Brille auf, so entdeckt man, dass die kratzigen Pflanzenbüschel mit kleinen lila Blüten übersät sind, in denen sich hunderte von Bienen tummeln. Es ist eine Art Bergbohnenkraut (kopfiger Thymian, Thymbra capitata), das die gesamte Landschaft überzieht – wie eine gewaltige Pizza.

Thymbra capitata

Thymbra capitata

Jetzt versteht man auch, warum in dieser merkwürdig toten Landschaft überall Bienenkästen aufgestellt sind.  Diese Teil Kretas ist ein einziger, glühender, duftender Pizzastein zu dieser Jahreszeit.  Die wenigen, armseligen Dörfer sind großenteils verlassen, lediglich Kapellen mit marmornen, weiß gleißenden Friedhöfen künden von menschlichem Leben. Und die großen Windparks natürlich, die auf den Bergkämmen ebenso Überreste menschlicher Zivilisation sind als auch die Solaranlagen mit ihren großen, sich von Geisterhhand in die Sonne verstellenden Sonnensegeln.

Solaranlagen

Solaranlagen

Mit ihren hohen Stacheldrahtzäunen sehen sie wie gespenstische Militäranlagen aus – aber kein Mensch ist schwingt hier den Schraubenschlüssel, alles geht vollautomatisch. Das Brummen der Transformatoren bildet mit dem Gekrächze der Zikaden und dem Brummen der Bienen einen merkwürdigen Dreiklang. Gelangt man nun abwärts Richtung Zakros, wird die Landschaft etwas milder, Olivenhaine tauchen auf, und entlang eines schroffen Canyons gelangt man ans Meer, wo man dann weiter östlich nach Xerokampos an der Küste gelangt. Xerokampos bedeutet „trockenes Feld“, die Herkunft des Namens bedarf sicher keiner Erläuterung. Die Strandlandschaft ist dagegen bilderbuchmäßig, das Wasser ist brühwarm, das Apartmenthotel (40 € für ein bescheidenes „Studio“) liegt direkt am Strand, sauber, gepflegt, die Wirtsleute herzlich. Der Ort ist kaum überlaufen, Geheimtip.

Strand von Xerokampos in der Abendsonne

Strand von Xerokampos in der Abendsonne