Clash of culture: Unfallabwicklung in Griechenland

Thessaloniki, 31. August

Die mittägliche Rückfahrt vom Flughafen „Makedonias“ bei Thessaloniki in die Innenstadt ist ein mühseliges Unterfangen. Nach Athen ist Thessaloniki die Großstadt mit den größten Verkehrsproblemen. Auf mehrspurigen Straßen wälzt sich der Verkehr im Stop-And-Go in Richtung Innenstadt. Zwar gibt es eine Umgehungsstraße, die autobahnähnlich ausgebaute „Periferiaki“, die aber oft auch zu ist, aber auch niemanden weiterhilft, der wie wir, die Innenstadt erreichen will. Zur gleißenden Sonne, die es schwierig macht, Ampeln zu erkennen, kommen noch schlecht erkennbare Fahrbahnmarkierungen hinzu. Hier heißt es: Geduld und nochmals Geduld. Wir haben das Stadtzentrum fast erreicht, mit dem geliehenen, für den Innenstadtverkehr kaum geeigneten Geländewagen schieben wir uns durch die Straße „Odos Tsimiski“, halten vor einer roten Ampel. Der heftige Knall und ein scharfer Stoß kommen von hinten. Es dauert gefühlte lange Sekunden: alle Insassen OK, Unfall, aussteigen, eine Frau mittleren Alters ist uns mit ihrem Kleinwagen hinten aufgefahren. Die ist sichtlich geschockt, entschuldigt sich vielmals, ist sichtlich verzweifelt. Was nun, Polizei? „Nein, keine Polizei, bei so was ruft man nicht die Polizei“, rufen uns die Verkehrsteilnehmer von den Nachbarspuren rüber. „Fahrt an den Rand, ruft Eure Versicherungen an !“ Der Schaden ist beträchtlich, zumindest bei unserer Unfallgegnerin, bei uns ist anscheinend kaum etwas passiert. Wie war das jetzt mit den Versicherungen? Genau, so läuft das in Griechenland: Hier nimmt tatsächlich nicht die Polizei den Unfall auf, sondern mobile Versicherungsagenten. Ausnahme: schwere Unfälle mit Personenschaden. Der Agent unserer Unfallgegnerin ist schon nach einer Viertel Stunde da, unserer braucht etwas länger. Die Versicherungsagenten kommen mit dem Motorrad, damit schlängeln sie sich geschickt durch den dicken Verkehr. Mit einem Android-Tablett bewaffnet, tun sie das, womit in Deutschland regelmäßig die Verkehrspolizei behelligt wird: Papiere kontrollieren, Fotos machen, die Teilnehmer zum Hergang befragen. Den Rest regeln die Versicherungen untereinander – das ist dann nicht anders als in Deutschland. Nach der Unfallaufnahme fahren wir weiter – und sehen 500 Meter weiter unseren Agenten im Vorbeifahren noch einmal: am Straßenrand ist er schon mit dem nächsten Unfall beschäftigt.

(P.S: mit dem Schreiben hänge ich hinterher – mittlerweile eine Woche im Rückstand – es wird weitergehen mit: Thessaloniki – Komotini – Alexandroupoli – Samothraki – EvrosDelta – Feres- Stavroupolis(Xanthis). Das wird alles aufgeholt 🙂

Thessaloniki-Unfall

Unfallaufnahme in Thessaloniki