Von Rethymno durch die Berge an die Südküste nach Plakias und Preveli. Auf der Suche nach dem legendären Myrtios.

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Auch gedruckte Reiseführer können den Menschen in die Irre leiten.  Myrtios, so stand es in einem angesehenen Führer (Dumont), sei ein malerisches Dorf, von von Rethymno aus in einer knappen Stunde zu erreichen. Neben ansprechenden Unterkünften mit Blick auf das Meer gäbe es zahllose Tavernen, in denen man raffinierte kretische Küche genießen könne. Zudem liege es in der Gegend von Preveli, dahin wollten wir ja ohnehin. Auch der elektronische Beifahrer findet den Ort sofort, und stammelt uns in ihrer gewohnten Art auch dort hin. Der Weg führt tatsächlich durch spannende Landschaften, hohe Berge, tiefe Täler, Schluchten, und so weiter, wie man das von Kreta halt kennt.

Blick von der Straße nach Myrthios in Richtung Norden auf die Talsperre von Amoudia

Blick von der Straße nach Myrthios in Richtung Norden auf die Talsperre von Amari

Ferula communis, im Hintergrund der Ort

Riesenfenchel (Ferula communis) , im Hintergrund der Ort Myrthios

Die Ohren beginnen langsam zu knacken. Kurve für Kurve geht es immer steiler in hinauf. Noch wenige Kilometer bis Myrthios, das wird auch langsam Zeit, denn Durst und Hunger melden sich. Wir sehnen uns nach den versprochenen Köstlichkeiten und Erfrischungen.

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Landschaft auf dem Weg nach Myrthios: Blick in die Schlucht von Prassianos

Die Strasse wird von beeindruckenden, hochgewachsenen Stängeln von Riesenfenchel (Ferula communis) begleitet, und dann erscheint das sagenumwobene Myrthios. Ein paar Opas sitzen vor den schlichten Häusern, sehen uns etwas verwundert nach, das „was wollen die denn hier“ steht ihnen ins Gesicht geschrieben. Denn hier will offenbar selten jemand etwas, die wenigen, engen Gassen sind unbelebt, es gibt keine Taverne, und auch kein Hotel. Nur etwas Aussicht, aber nicht aufs Meer. Gar nix. Herr Dumont war sicher nicht hier, Fake-Guide, vielen Dank auch.

Kourtaliotiko-Schlucht

Kourtaliotiko-Schlucht

Also weiter, die Berge hoch, nach einiger Strecke auf Schotterpisten erreichen wir einen Pass, dann geht es hinunter, über Selli, Pale und Koxare durch die ziemlich tief eingeschnittene, felsige Schlucht von Kourtaliotiko  hindurch, bis sie sich wie ein Fenster in die Ebene um Levkoja öffnet, die wie ein fruchtbares Delta sanft zum Meer hin abfällt.

Die Ebene um Levkoja

Die Ebene um Levkoja

Preiswerte und angenehme Unterkünfte gibt es hier eine ganze Reihe, freistehende Bungalowanlagen zumeist, preislich ähnlich günstig wie zuvor beschrieben (Empfohlen z. B. dieses) Bei der Suche nach Unterkunft und Erkundung der Gegend finden wir dann auch noch ein anderes Myrtios. Es ist ganz in der Nähe, liegt 2 Kilometer oberhalb der Küstenstadt Plakias, und man hat hier tatsächlich einen recht schönen Ausblick über die Bucht.  „Taverna Dionysos“ klingt erst einmal nicht vielversprechend, der Name klingt halt nach den mittelmäßigen hellenischen Abfertigungsanstalten in mittelmäßigen deutschen Provinzstädten. Doch hier lauern nicht der Zorbas-Teller oder die Zeus-Platte, und auch kein Gyros auf einem Haufen Pommes mit Krautsalat. Was der Wirt hier serviert, hat die übliche, gute kretische Qualität: Schnecken (Chochlious), Hackfleichbällchen (Keftedes), Kartoffeln mit Graviera- Käse, gefüllte Zuchiniblüten (Anthous) und Würste Loukarnika (die sind auf Kreta meistens nicht so gut wie auf dem Festland, die Pelle hart, und ansonsten sehr fettig).

Myrthi

„Myrtios Nr. 2,“ oberhalb von Plakias,  Taverna Dionysos.

 

Apo

Weniger appetitlich, aber eine kretische Nationalmacke: An Zäunen aufgespießte Köpfe von Schlachtvieh, die langsam vor sich hinwittern, bis die Sonne die Knochen komplett ausgebleicht hat. Es ist offenbar ein antiker Abwehrzauber (Apotropaion), die sich bis in die Gegenwart gehalten hat (Hier gesehen in Schinaria, findet man aber  in ländlichen Gegenden auf Kreta oft).