Abend in Thessaloniki

31. August, Thessaloniki

Thessaloniki ist Ausgangspunkt einer einwöchigen Reise durch den Nordosten Griechenlands. Deshalb wird es in diesem Reisebericht so kurz angeschnitten, wie es eben in der kurzen Zeit möglich ist – eine längere Würdigung der schicksalhaften Geschichte dieser Stadt bleibt daher aus . Das muss einem Bericht einer der nächsten Jahre vorbehalten bleiben. Die Geschichte der Stadt von Antike über die byzantinische Hauptstadt zu durcheilen, die  Zeit jüdischer Hochkultur in der multinationalen Handelsmetropole am nördlichen Abschluss der Ägäis, und dabei über das Schicksal der Stadt zur NS-Zeit und die  Deportation und Ermordung von über 56.000 Juden zu stolpern, das ist in der Kürze der Zeit unmöglich.

Deshalb hier nur ein kurzer Streifzug: ein Gang durch die markante Uferpromenade mit Blick auf den weißen Turm. Zwischen den 10-stöckigen Hochhäusern aus den 1960er bis 1970er Jahre hat sich immer noch hin und wieder, eingezwängt zwischen den hochgewachsenen jungen Brüdern, die ein oder andere kunsthistorische Rarität aus der großen Zeit der Stadt vor dem zweiten Weltkrieg erhalten: französischer Jugendstil, Klassizismus, Bauhaus.

Die Thessolonicher flanieren hier gelassen in der Abendsonne, es riecht nach Gebäck aus den unzähligen „Sacharoplastia“ (Konditoreien), hin und wieder hört man zwischen Fetzen von Diskomusik aus den Straßencafes und die melancholischen Klänge des „Omorfi Thessaloniki“, einem der Klassiker des traditionellen griechischen Rebetiko: „schönes Thessaloniki“ (Text im Anhang), während an der Kaimauer die Brandung hochspritzt.

Das Lied kennt heute fast jeder in Griechenland, es ist einer der großen Klassiker. Geschrieben hat es der berühmte Komponist Wassilis Tsitsanis, der im Übrigen als einer der wichtigsten Sänger und Vertreter des aus Kleinasien stammenden „Rebetiko“ ist. Unter den vielen Liedern, die Thessaloniki besingen, ist es eines der bekanntesten, und neben der Sehnsucht einer verlorenen Heimat lässt es auch die ewige Konkurrenz zweier ungleicher griechischer Großstädte anklingen: Athen und Thessaloniki.

Man hat Thessaloniki nicht erlebt, wenn man nicht eines abends in den „Ladadika“ einkehrt, dem Viertel um den Hafen herum, wo sich einige Tavernen auf die gehobene, aber gleichzeitig traditionelle Kultur der Mesedes (Vorspeisen) spezialisiert haben. Eine Empfehlung, neben vielen anderen, das „Zythos“.

Neben dem obligatorischen Tsipuro (mit und ohne Anis, in Karaffen) und Weinen hat man hier mittlerweile eine überraschende Auswahl einheimischer Biersorten parat. Unter den Mesedes werden neben den üblichen Melintsanosalta, Tsatsiki pp. auch Seltenheiten angeboten. Empfehlung: überbackener Käse mit einer pikanten, süßsauren kretischen Tomatensoße.

Im Hotel rauscht die Klimaanlage, morgen früh wollen wir noch einmal quer durch Thessaloniki ziehen, und uns dann auf die Piste machen: Ziel: Komotini in Thrakien.

(Anhang: Omorfi Thessaloniki, Wassilis Tsitsanis, amelodische Überstzg. H.W.)

Refrain: Oh, schönes Thessaloniki, oh, deine zauberhaften Abende vermisse ich !

Du bist der Stolz meines Herzens,
schönes, süßes Thessaloniki
Und wenn ich auch in der Verführerin Athen lebe
besinge singe ich dich jeden Abend

(Refr.)

In deinen engen Gassen
habe ich die schönsten Momente erlebt
Tausende Nächte habe ich Ständchen gesungen
für all die Herzen der Boheme.

(Refrain)

du hältst mich immer in deinen Armen
mit Schmerzen ich denke ich immer an Dich
Aber auch wenn ich jetzt weit weg von Dir bin
mit der Zeit werde ich bei dir sein.

Ρεφραίν:
Ώ! όμορφη Θεσσαλονίκη
ώ! τα μαγικά σου βράδια νοσταλγώ

Είσαι το καμάρι της καρδιάς μου
Θεσσαλονίκη όμορφη γλυκιά
κι αν ζω στην ξελογιάστρα την Αθήνα
για σένα τραγουδώ κάθε βραδιά

Ρεφραίν

Μέσα στα στενά σου τα σοκάκια
έζησα τις πιο γλυκές στιγμές
καντάδες χίλιες νύχτες έχω κάνει
για όλες τις μποέμικες καρδιές

Ρεφραίν

Πάντα με κρατάς στην αγκαλιά σου
πάντα σε θυμάμαι και πονώ
κι αν είμαι τώρα λίγο μακριά σου
με τον καιρό κοντά σου θα βρεθώ

Ρεφραίν

(Wassilis Tsitsanis)