Im Kloster Panteleimonas bei Agia: Pantaleon mag keine Hosen

Vor sieben Jahren bin ich schon einmal über das Kloster Agios Panteleimonas gestolpert, im wahrsten Sinne des Wortes, denn es lag, etwas oberhalb von Agia, unausgeschildert und folglich unbeachtet rechts abseits der Straße hinauf nach Melivia.Das Kloster hatte auch schon in diesem Blog Erwähnung gefunden.. 2015 lebten dort drei Mönche, einer gab etwas wortkarg Antwort, die anderen beiden waren gerade ausgeflogen. Die Anlage machte einen etwas verwahrlosten Eindruck – obwohl das Katholikon (die Klosterkirche) ein beachtliches Denkmal mittelbyzantinischer Architektur angesehen werden kann, und die nachbyzantinischen Fresken aus der Zeit am 1580 von beachtlicher Qualität und sehr gut erhalten sind. Damals gelang nur kurzer Blick hinein.

Was aus dem Kloster heute geworden ist, wollen wir uns noch einmal ansehen. Geweiht ist das Kloster dem heiligen Panteleimonas, der Heilige entspricht dem lateinischen St. Pantaleon. Mit „Hosen“ (griechisch: Pantelonia) hat der Name nichts zu tun (indirekt schon, das ist eine andere Geschichte), der seit dem frühen Christentum verehrte Heilige leitet seinen Namen von „panta“ und „elein“ her, der „alles Erbarmende“

Im Hinterhof des Kloster Panteleimonas

Der Hinterhof des Klosters wirkt kaum aufgeräumter als vor sieben Jahren, die Holzvorräte sind aber erheblich größer geworden. Vor dem Haus treffen wir einen älteren Mönch, der auf unsere Frage, ob wir kurz hinein sehen dürften, uns bedeutet, man habe gerade einen Besuch eines Abtes eines befreundeten Klosters aus dem Peleponnes zu Besuch, wir könnten uns aber gerne einer Führung anschließen. Die beiden Damen müssen sich allerdings noch schnell einen Pseudo-Rock aus bereitgestelltem Leihfummeln umlegen – mit Hosen kommen sie nicht hinein. Religiöser Kleiderzwang ist halt kein Privileg fundamentalistischer Muslime. Gendermainstreaming? Auch die Mönche tragen die langen Haare hübsch zum Pferdeschwanz gebunden, ihr schwarzer Gehrock reicht züchtig herab bis zu den Knöcheln. Pantaleon mag keine Hosen.

Den größten Raum zwischen den rechteckigen Außenmauern nimmt das Katholikon, also die eigentliche Klosterkirche, ein. Nach Osten und Süden schließt sich ein rechteckiger Hof an, dessen Begrenzung die ehemaligen Umfassungsmauern des nicht mehr existierenden, einstigen Zellentraktes aus der Zeit des 16. Jahrhunderts bilden. Der heutige Zellentrakt ist in den letzten Jahren in traditionellem Stil an der Westflanke neu errichtet worden. Im Hof verströmen Jasmin und Basilikum und viele Zierpflanzen, die in unzähligen Töpfen und Kübeln gehalten werden, einen angenehmen Duft. Dazwischen hat ein frommer Mönch ein Schild gepflanzt, in weißer Schrift auf grünem Grund verkündet es die Botschaft der Demut: „So lange schon lebe ich auf dieser Welt, und noch bin ich keinem schlechten Menschen begegnet. Außer mir selbst.“

Die Nachfahren der roten Katzen, die schon 2015 den Hof bevölkerten, sind natürlich wieder da, wie es sich gehört, sind es die berühmten rot-weißen Ägäische Hauskatzen, der wenige Monate alte Nachwuchs räkelt sich zwischen den Töpfen genießerisch in der der Sonne.

In der Kirche erläutert der junge Klosterbruder der mönchischen Besuchergruppe die Geschichte der Kirche und erzählt auch etwas über die jetzige Situation.

Das Bauwerk selbst stamm wohl aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Das Katholikon ist typisches Beispiel einer klassischen Kreuzkuppelkirche, in einer speziellen Ausprägung, die man besonders auf dem Athos findet. Der Bautypus der Kreuzkuppelkirche ist seit seiner Entstehung im 9. Jahrhundert n. Ch. zu einem der wichtigsten Kirchenformen im gesamten griechisch-orthodoxen Einflussbereich geworden. Im Gegensatz zu den vorwiegend westlichen Basilika-Typen mit Längsorientierung ist es ein Zentralbau. In einen rechteckigen Grundriss wird ein inneres Quadrat aus vier Pfeilern gesetzt, darauf ruht eine erhöhte runde Kuppelkalotte, oft durch einen zylindrischen Tambour aufgestelzt. Die Anräume zwischen Pfeilern und rechteckiger Außenwand werden längs und quer mit Tonnengewölben, in den Ecken mit kleinen Kreuzgewölben geschlossen.

Kompliziert ?: Kann man bei Wikipediea nachlesen.

Grundriss und perspektivischer Anschnitt einer typischen Kreuzkuppelkirche: Die Hagia Sophia, 8. Jhdt n. Ch., Thessaloniki, ist eines der frühesten Beispiele dieses Bautypes. Auf den vier in das äußere Quadrat eingestellten Pfeilern ruht eine zentralen Kuppel. Die sich von hier zur Wand ergebenden kurzen „Querarme“ werden mit Tonnengewölben geschlossen, die in den Ecken des Quadrates entstehenden kleinen Eckräume werden ebenfalls überkuppelt. An den sich so entstandenen, quadratischen Kreuzkuppelraum schließen sich nach Osten hin die Chrorräume an (hier mit drei Apsiden) , westlich vor dem Kirchenraum liegt meist ein Vorraum, der so genannte Narthex. Im vorliegenden Beispiel umfasst dieser Narthex hufeisenförmig den gesamten Kirchenraum.

Die Fresken aus der Zeit um 1580 zeigen in der zentralen Kuppel Christus Pantokrator, den Weltherrscher. Insgesamt folgt die Freskenausstattung dem klassischen Bildprogramm, über dem Ausgang zu Westseite ist die Kimisis, die Entschlafung der Muttergottes, dargestellt.

Nach der griechischen Landreform fielen die Ländereien des Klosters an die Bauern der Umgebung, die verfallenen Klostergebäude gingen an den Staat. In den 1980er Jahren gab es erste Versuche, hier wieder ein Frauenkloster einzurichten, was wohl scheiterte. 2005 startete die Kirche einen neuen Versuch, dieses Mal als Männerkloster. Offenbar mit einem gewissen Erfolg, heute leben hier bereits sieben Mönche, und man gibt sich gegenüber Besuchern weitaus offener. Im ehemaligen Wehrturm des Klosters, der an der Südseite des Klosterhofes erhalten und mittlerweile gut restauriert ist, hat man begonnen, im Erdgeschoss eine Art kleine Ausstellung mit Relikten von Ausstattungsgegenständen des Klosters und umliegender Kirchen aufzubauen. Viel Platz ist hier jedoch nicht, aber es gibt einige sehenswerte Reste des alten „Templon“ (der Chorschranke) aus dem 17. Jahrhundert zu sehen, eine seltene Perlmutt-Ikone und weitere Ikonen des 18. und 19. Jahrhunderts. Unter dem Aufgang zum Obergeschoss findet man einen alten Lautsprecher, Putzgerätschaften, sowie das ionische Kämoferkapitell vermutlich einer frühchristlichen Kirche des 5. Jahrhunderts. „Wurde bei Ausgrabungen hier gefunden“, erklärt uns der hunge Mönch und führt uns hinauf und zeigt uns seinen Arbeitsplatz im Obergeschoss. Hier hat er ein kleines Restaurierungsatelier improvisiert. Gerade bearbeitet er eine Ikone aus dem 18. Jahrhundert. Sie zeigt die Darstellung Jesu im Tempel. Die Holztafel ist mehrfach gerissen, wird fachmännisch von Schraubzwingen zusammengehalten, der Kreidegrund ist an vielen Stellen samt der Malschichten abgesprungen. Nun versucht er, die erhaltene Substanz durch vorsichtige Injektion mit Harzlösungen zu festigen. Die Vorgehensweise ist moderner Standard restauratorischer Praxis: der junge Mönch hat in Thessaloniki das ein Studium der Restaurierung von Kulturgut abgeschlossen. Wir unterhalten uns über historische Maltechniken, über die Möglichkeiten der Materialuntersuchung mit Röntgenfluoreszenz und vieles mehr.

Mundraubzug durch die Gegend um Agia: von Feigen, einem unbekannten Kloster und wilden Trauben.

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Agiocampos, 1. September 2015

Wir beginnen den diesjährigen Griechenland-Blog mittendrin, in Thessalien, am Ortsausgang der Kleinstadt Agia (Thessalien). Hierher führte der Weg – wie schon oft beschrieben – über die krisenbedingt leergefegte Autobahn nach Larissa, von dort über die Landstrasse nach Agia. Auch die wurde schon beschrieben, und so machen wir uns nun von hier auf, Richtung Agiocampos, einer kleinen Feriensiedlung am Meer, wo wir bereits gestern ankamen – gegen einen dichten Strom von Wochenendkurzurlaubern, die in einer langen Autokaravane von den Küstensiedlungen wieder zurück in die Großstadt Larissa strömten. Für die meisten Griechen sind die Ferien längst vorbei, doch wer es sich noch leisten konnte, hat das heiße Wochenende noch einmal für einen kurzen Strandurlaub genutzt. Für uns jedoch beginnt die Verlängerung des Sommers, und wir starten also hier, am Ortsrand oberhalb von Agia, dort wo eine schmale Landstraße in den mit Apfelplantagen bedeckten Fuß des Ossa-Gebirges aufsteigt. Hin und wieder ein Traktor mit Spritzgerät, sonst begegnet einem niemand hier. Es ist auch nicht der übliche Weg aus Agia hinaus an die Küste, die man von hier nach knapp 10 Minuten Autofahrt erreichen kann. Ein Umweg durch die Berge, das Ziel: Mundraub. Vor allem auf Feigen haben wir es abgesehen. Das  ist nichts Illegales, jedenfalls nichts richtig Schlimmes. Denn die Feigenbäume  werden hier am Wegesrand selten beerntet, der überwiegende Teil der buschig, seltener wirklich baumförmig wachsenden Exemplare ist hier nicht bewußt angebaut worden. Es sind Gewächse, die überwiegend aus Samen entstanden sind, was im professionellen Feigenanbau niemals passiert, denn es „mendeln“ sich dabei etliche Wildformen heraus, die mehr oder weniger der Urform zustreben.  Die Sortenfamilie, die sich hier herausgebildet hat, ist verhältnismäßig kleinfrüchtig, im reifen Zustand gelblichgrün, nach der Ernte nicht einmal einen halben Tag haltbar, und deshalb vollkommen unverkäuflich. Dafür aber wahnsinnig lecker, und jedes Exemplar schmeckt anders. Es sind eigentlich die besten Feigen der Welt. Das weiß ich, denn ich habe schon viele Feigen gegessen. Solche, die im heimischen Supermarkt sehr gelegentlich zu finden sind, und aus der Türkei, aus Argentinien oder sonstwo eingeflogen wurden. Da liegen sie dann in so albernen Konfektpapiertütchen einzeln verpackt herum, werden dann auch noch Stückweise zu horrenden Preise verkauft – und schmecken dann doch selten richtig gut. Zum Angeben eignen sie sich allenfalls..

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Ficus carica. Feige mit Fruchtansatz. Sorte: „Die süße Halbwilde von Agia“.

Deshalb finden sie auch nicht das Interesse der Erwerbsbauern in Thessalien. Rund um Aghia machen sich schon seit Jahrzehnten vor allem die Apfelplantagen breit. Gerade Agia lebt von seiner Apfelindustrie. Lebte, denn jetzt hat auch die Ukraine-Krise mit dem Rußlandembargo zugeschlagen. So gingen vor dem Embargo 80% der grünen Äpfel von Agia nach Rußland – ein herber Schlag für die Bauern, die nicht mir-nichts-dir- nichts auf andere Produkte umstellen können.

Der Feigenbaum ist in die Jahre gekommen. Sicher über 50 Jahre alt, reckt er seine letzte frucht stolz in das Panoraqma des Tals von Agia. Die blauen Berge gegenüber gehören zum Gebirgsmassiv von Mavrovouni.
Der Feigenbaum ist in die Jahre gekommen. Sicher über 50 Jahre alt, reckt er seine letzte Frucht stolz in das Panorama des Tals von Agia. Die blauen Berge gegenüber gehören zum Gebirgsmassiv von Mavrovouni.

Zurück zu den Feigen. Sie gehören zu den ältesten Kulturpflanzen Eurasiens, älter als die meisten Getreidesorten. Wann sie sich von ihrem wilden – heute nicht mehr fassbaren – Vorläufern durch menschliche Selektion getrennt hat, ist weitgehend unbekannt. Die ältesten archäologischen Relikte stammen aus dem Westjordanland, Jericho und sind über 11.400 Jahre alt. Man fand sie in einem jungsteinzeitlichen Haus in der Siedlung Gilgal I. Dass es sich um „Kulturfeigen“ handelte, erkannte man daran, dass sie schon „parthenocarp“ angelegt waren, d.h. sie in einer Art „Jungfernzeugung“ Früchte ohne Befruchtung entwickelten.  Dennoch hat die Feige ein komplexes Sexualleben.

Es gibt zwei Unterarten der Feige. Die Bocksfeige (Ficus carica var. caprificus) enthält männliche und weibliche Blüten, aus den weiblichen entstehen jedoch keine essbaren Früchte. Befruchtet werden sie von der Feigengallwespe. Sie lebt in den weiblichen Blütenständen der Bocksfeige, die schon wie kleine Feigen aussehen. Im Inneren dieser kurzstieligen, grünen „Feigen“ befinden sich am Grunde weibliche Blüten, am „Ausgang“ (da wo bei den Früchten das „Loch“ ist), sitzen die männlichen Blüten. Die Wespe nimmt beim Verlassen der Bocksfeige den Pollen auf, und schwärmt davon. Die ungenießbare Bocksfeige fällt nach der Samenreife vom Stamm, was schon im Frühsommer passiert. Nun sucht die Wespe einen neuen Ort der Eiablage – und findet dann den Blütenstand einer kultivierte Eßfeige (Ficus carica var. domestica). Sie schlüpft hinein, um ihre Eier abzulegen. Dabei werden die rein weiblichen Blüten der Eßfeige befruchtet, die Samen können sich entwickeln. Aus diesen kann sich entweder wieder eine Bocksfeige oder eine Eßfeige entwickeln. Die meisten Kulturfeigen, die wir heute kennen, benötigen diesen Mechanismus jedoch nicht, um reife „Früchte“ zu entwickeln. Sie entwickeln den blütenstand bis zur Vollreife ohne Befruchtung. Das, was wir als „Feigenfrucht“ essen, ist eigentlich der Blütenstand. Im Inneren befinden sich die Blüten, bzw – nach der Befruchtung – die Samen.

Das komplizierte Sexualleben war schon den Menschen der Antike in Grundzügen bekannt. Da man wusste, dass die Kulturfeige zwar auch unbefruchtete Früchte reifen lässt, die Befruchtung aber den ertrag steigert, hängte man Zweige der Bocksfeige in die Feigenplantagen. „Caprification“ nannte man das. Im gesamten mediterranen Raum war die Feige außerordentlich beliebt. Sie lieferte – ohne dass man sich groß um die Pflege kümmern musste – enorme Mengen an Kohlehydraten, durch Trocknen ließ sie sich bequem konservieren. Im Laufe der Zeit ist eine enorme Zahl von Varietäten entstanden, es gibt gelbe, grüne, braune, violette und fast schwarze Feigen. Solche, mit dünner Schale, mit dicker Schale, und sogar solche, die gemäßigte Wintertemperaturen in Deutschland aushalten.

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Reife Feigen auf Gimritz. Ein seltenes Erlebnis nach einem milden Winter.

Ernten kann man Kulturfeigen bis zu drei mal im Jahr. Ende Mai wird die erste Serie reif, dann folgen Mitte August die Sommerfeigen, und eine dritte Generation etwas kleinerer Feigen versüßt den Herbst. In Agia kümmert sich indes niemand mehr um das Sexualleben der halbwilden Feigenbäume. Wer einen Feigenbaum im Garten haben will, fragt Freunde oder Bekannte um einen Ableger seiner  Lieblingssorte. Der Zweig kommt in Wasser oder feuchte Erde, wo er Wurzeln schlägt, und der raschwüchsige Baum trägt bereits nach zwei Jahren Früchte. Wenn man ihn nicht verschneidet: denn die Früchte wachsen nur an dem Holz, das im vorigen Jahre nachgewachsen ist. Frieren dem Hobbygärtner in Deutschland die jungen Triebe ab, wird der Baum meistens zwar überleben, aber er trägt dann im Folgejahr nicht.

Die enorme Fruchtbarkeit der Feige und ihr verlockend süßer Geschmack haben die Früchtchen schon früh in die Nähe antiker Lustgötter gestellt. Im antiken Griechenland war sie dem Dionysos heilig, und  aus ihrem Holz schnitzte man kleine Skulpturen des Priapos.

Mit dem „Feigenblatt“ bedeckten Adam und Eva ihre Scham, und Christus erläutert den Menschen, wie man falsche von richtigen Feigenbäumen unterscheidet: „An ihren Früchten sollt Ihr sie erkennen“.

Das Kloster Panteleimonas bei Agia

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Wuff! der Hund wacht nicht nur über das Kloster, das sich oberhalb von Agia befindet.

Den sündigen Bauch gefüllt mit süßen Feigen, wenden wir uns dem kleinen Hinweisschild nach dem Kloster Panteleimonas zu. Nach 500 Metern staubiger Schotterpiste erscheinen seine frisch restaurierten Kuppeln hinter einer Lichtung, von mächtigen Eichen umstanden, von wo sich ein Blick über das Tal von Agia und reichhaltige Apfelplantagen ergibt.

Das Kloster ist ziemlich unbekannt, und das verwundert etwas, da es erst vor wenigen Jahren aufwändig restauriert worden ist. Es ist ein bedeutendes byzantinisches Bauwerk. Das Katholikon, die Hauptkirche, ist eine Kreuzkuppelkirche vom so genannten Athos-Typ. Der Rohbau stammt aus dem Mitte des 13. Jahrhunderts. Die heute noch gut erhaltenen Fresken wurden um 1580 fertig gestellt. Die Nebengebäude stammen in Teilen aus dem 19, Jahrhundert, das meiste wurde jedoch erst vor wenigen Jahren in „traditionellem Stil“ neu errichtet.

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Agios Panteleimonas, Ansicht von Draußen.

Ohne die Kuppeln der Kirche würde man das Kloster eher für einen verwahrlosten Hof halten. Hinter dem offen stehenden Garagentor macht sich jemand an einem Schrottauto zu schaffen, durch vertrocknetes Gras und Sträucher stolperst du über unmotiviert abgelegte Autoreifen, Plastekanister und allerlei Unrat. Aus dem Dach des Wirtschaftsgebäudes ragen mehrere improvisierte Blechrohre empor, Schornsteine, die den Rauch des zu runden, gewaltigen Stapels Brennholz abführen sollen, wenn es mal im Winter bitter kalt in den Zellen wird. Panteleimonas liegt nicht sehr hoch, vielleicht 150 Meter über dem nahe liegenden Meer, aber im Winter schneit es manchmal gewaltig. Hinter der Apsis des Katholikon ist eine Ziege eingestallt, und mehrere Hühner gackern auf, wenn du ihren Zaun,  der vor der Außenmauer der Sakristei mit Plastikplanen außenrum eingerichtet ist, passierst. Die Aufregung ist verständlich, denn gestern wurde gerade eines von ihnen gerupft, wovon die Unmenge Federn im Gelände Zeugnis ablegen.

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Das Katholikon.
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Pfoten lecken, zur Ehre des Herrn !

Vor dem Eingang des Klosters informiert die EU über Geschichte und Bedeutung der Anlage und über Kosten und Zeitraum der Restaurierungsarbeiten. Rechts und links wehen – aller EU zum Trotz – stolz die Flagge Griechenlands und die gelbe Flagge des byzantinischen Reiches, schwarzer Doppeladler auf gelbem Grund. Entsprechend eingenordet betrittst du demütig den Innenhof, wo Du von jammernden, total süßen (!!!) Katzen begrüßt wirst, die zwischen Basilikumtöpfen hervorkriechen, wo sie ihre Jungen versorgen.

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Christos Pantokrator. Fresko des 18. Jahrhunderts in der Kuppel des Katholikon von St. Panteleimonas, Agia.

Vor dem Eingang des mit einem gewaltigen Stahlschloss versehenen Katholikon erwartet dich ein hochbeiniger, rot-weißer Kater. Er macht vor, was Ehrfurcht bedeutet: erst kratzen und putzen. Sonst kommst Du hier nicht rein. Lange kratzen und putzen muß man nicht bei dem Mönch, der in grauem Arbeitskittel „zufällig“ aus der Pforte des Wohntraktes in den Hof schleicht, um dich nach deinem Begehr zu fragen. Er hat längst gesehen, wie du um den Hof geschlichen bist, mit deiner „Fotokamera“ . Das Katholikon von Innen ansehn, das willst du halt.  Wenn er dann nach einiger Zeit, während dessen du den meckernden Kater streichelst, mit dem gewichtigen Schlüssel kommt, wird er dich nicht ansprechen. Die Tür wird geöffnet, bitteschön. Dann ist er erst einmal weg (zum Katzenstreicheln?).

Die zentrale Kuppel schmückt Christos Pantokrator, der Alleinherrscher, über der Eingangshalle (Narthex) die Kimisis, eine Darstellung der Entschlafung Mariens. Werke des 18, Jahrhunderts, aus einer Zeit, aus der uns moderne griechiche Heldenmythen berichten, wie sich unter der Türkenherrschaft, wo jegliche Ausübung christlicher Religionen strengst verfolgt wurden, geheim man sich in irgendwelchen Schuppen getroffen habe  usw. Dieses Baudenkmal erzählt Anderes, wie so viele, in unserer Region. Den Kittelschürzenmönch solltest Du fragen, ob man hier fotografieren darf., „Ja, geht.“. Wieviel Mönche leben hier? „drei“. Langsam taut er auf.

Woher kommen Sie? „Deutschland.“

„Du bist Deutscher? Deutschdeutsch?“

„Ja, ja…“

„Habe auch Verwandte in Deutschland“

„Wo?“

„Ich war da nie. Ich kann mir auch keine Namen merken“

„Was tut Ihr hier so? Betreibt Ihr Landwirtschaft?“

„Nein“

„Ihr habt Hühner?“

„Ja schon. Ein paar Hühner haben wir“.

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Von Kloster Panteleimonas nach Sotiritsa. Eine typische Weggekreuzung mit der zugehörigen Straßenmöblierung. Staatliche Schilder: verblaßt, Telefonleitungen oberirdisch, Werbung unterirdisch. Hauptsache: Ecclisaki (kleine Blechkirche, wo man ggf., wann es pressiert, Kerzen drin anmachen kann)

Sotiritsa – wieder ein Ort mit vielen Namen

Der Weg führt, unter Gewährung vieler Aussichtsfenster auf Mavrovouni und der Ägäisküste,  hinunter  nach Ano Sotiritsa. Den Namen trägt der Ort seit Anfang des 20. Jahrhunderts, der Name soll wohl irgendwie an eine griechisch-christliche Vergangenheit erinnern. Vorher hieß der Ort Kapitsa, über die Umbennenung der Ortschaften habe ich schon letztes Jahr berichtet. „Sotiras“ ist christlich, und wichtiger noch „griechisch“ :  „Der Erlöser“.

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Ano Sotiritsa. Hübsch hier.

Die griechische Wikipedia-Seite zu dem Ort, von der ich nicht recht weiß, was ich von ihr halten soll, schreibt, dass im letzten Jahrhundert ein griechischer Grundbesitzer Ort und Land von „irgendeinem Türken“ gekauft habe, der Großgrundbesitzer stamme aus Axexandria, und habe Tribute von den Bauern verlangt: Landbau, Jagd, alles war seins.

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Ano (oberes) Sotiritsa.

Im Winter haben sie oben („ano“) gearbeitet, als Hirten, im Sommer unten („kato“) am „Campos“, der Niederung am Meer. Das ist glaubhaft, weil es typisch ist, für Ortschaften an den thessalischen Berghängen, die sich zum ägäischen Meer her offen. Wer es geschafft hat, lebt heute vom Tourismus in Kato Sotiritsa. Während „Ano Sotiritsa“ lange Zeit verlassen war, ist es heute für manche Ureinwohner ein begehrter Rückzugsort. Mit Geld, das man unten oder auch in der Provinzhauptstadt Larissa verdient hat, vielleicht auch als Gastarbeiter in Deutschland oder Australien, werden heute die verfallenen alten Häuser saniert. Ein Dorfplatz ist entstanden, eine Quelle eingefasst, inmitten eines kleines, von Platanen beschatteten Parkes.

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Ano Sotirtsa. Wildwachsende Trauben (Vitis vinifera), wild, sauer, voller Kerne: interessant, dekorativ, weniger schmackhaft.
Unser kurzer Reiseweg. 34 Minuten, sagt5 Google. Erntet man zwischendurch Feigen, und besucht Mönche, dauert es länger.
Unser kurzer Reiseweg. 34 Minuten, sagt Google. Erntet man zwischendurch Feigen, und besucht Mönche, dauert es länger.
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Blick ins Tal von Agia, Auf dem Weg von Ano nach Kato Sotiritsa.

Kato Sotiritsa ist eine Ferienhölle, in der man viel Geld machen kann. Touristenbusse, vorwiegend aus den slavischen Nachbarländern, lassen viel Geld hier. Von hier aus sind es nur drei Kilometer entlang der Küstentlinie nach Agiocampos.

Belege:

Äpfel: http://www.larissanet.gr/2015/02/13/to-empargko-sti-rosia-skotonei-to-prasino-milo-tis-agias/
(Insbesondere Grüne Äpfel betroffen: 80% gingen nach Rußland).

Am Anfang war die Feige: http://www.wissenschaft.de/home/-/journal_content/56/12054/1025837/

Der feige Sexualleben: http://waynesword.palomar.edu/pljun99b.htm