25. August. Halle – Düsseldorf – Athen.
Es gibt keine Direktflüge von Leipzig nach Athen. Dafür ist die Metropolregion Halle-Leipzig denn doch nicht bedeutend genug. Auch wenn der Architekt des Flughafens die Passagiere gerne etwas Frankfurter Flair vermitteln wollte – jedenfalls, was ellenlange Wege über Laufband und Fußmärsche an Shopping-Malls betrifft. Um die Fluggäste schön lange vom Check-In zum Terminal laufen zu lassen, hat man für sie einen extra langen Laufsteg gebaut, doch die Ladenzeile mutet an, wie die Läden unter dem Riebeckplatz: zu und verwaist. Dafür ist es denn auch möglich, ohne sich per Ausweis zu identifizieren, bis nach Athen zu gelangen: aber das ist eine andere Geschichte.
Die Routen führen also per Umsteige immer über europäische Flughäfen – Paris, München, Frankfurt oder dieses mal Düsseldorf. Dort wartet man auf den Anschlussflug, so dass eine gewöhnliche Flugverbindung schon einmal einen guten Tag dauert. Über Thessaloniki geht die fliegende Sardinenbüchse langsam in den Sinkflug über, entlang der Ägäisküste, dann dreht sie über Athen, im Tiefflug über die ländlichen Außenbezirke der Stadt mit ihrer tiefroten, ausgetrockneten Erde auf den Flughafen zu.
26. August
Die Nacht im Athener Vorort Kifisia war stürmisch. Ein seltsamer Sturm mit Windstärke 8 aus nördlicher Richtung war die ganze Zeit über Athen hinweg gebraust – aber der heiße Wind fegte die Wolken weg, die bei Ankunft schwül drückend über der Stadt hingen. In Athen hat es seit drei Monaten nicht geregnet, das sieht man dem Garten an: er verwandelte sich in eine erdige Betonpiste, in die der Gartenbesitzer kleine Löcher für die Pflanzen gegraben hat, um sie gezielt mit wenigstens etwas des teuren Wassers zu versorgen. Die meisten Einwohner von Kifisia haben solche Probleme nicht. Kifisia ist ein der Ort der Neu- und Altreichen, es hat die größte Dichte an Swimmingpools in ganz Griechenland, hier leben viele in prächtigen Villen, teils stammen sie noch aus dem 19. Jahrhundert und sind prächtig restauriert. Das ist nicht unsere Welt. Dazwischen haben sich noch wenige schlichtere Häuser erhalten, in denen die Zeit scheinbar stehen geblieben ist.