Über den Berg: eine Reise durch das Ossa-Gebirge.

Agia-Megalovriso-Anatoli- Ossagebirge -Karitsa

Der Berg ruft. Einer der höchsten Gebirge der Region – Nach dem Olymp – ist das Ossa-Massiv, dessen kahler, pyramidenförmige Gipfel von weit her zu sehen ist. Er ragt steil über den dicht bewaldeten Tochterberge seines Massivs heraus. Wir wagen, wie schon oft, eine Fahrt „aufs Blaue“ hinaus, in der Hoffnung einerseits, irgendwann einmal den Weg auf den Gipfel hinauf zu finden, ohne sich in den dichten Waldwegen zu verzetteln (was auch jetzt wieder nicht gelang).

Der Weg ist das Ziel, und es gibt neben dem Weg als solchem nicht unattraktive Nebenziele: vor allem, jetzt im beginnenden Herbst, Essbares oder sonstwie Verwertbares der Natur aus den Händen zu reißen. Dazu stehen die Chancen prinzipiell schon mal nicht schlecht, als wir, von Agia über Megalovriso uns Richtung Anatoli begeben.

kastanienOberhalb von Megalovrisso finden wir die ersten Kastanienbäume, einige haben schon einen Teil ihrer braunen Maronenfracht auf die Straße entladen, man braucht nur aufzusammeln, bald ist der Sack voll… Eine große Kastanie konnte zu Notzeiten eine ganze Familie ernähren, und wenn man die Unmengen der schmackhaften, Stärke- und Fetthaltigen Früchte an den Bäumen hängen sieht, glaubt man das sofort. Kurz nach dem Ort Anatoli gibt es einen kleinen Wegweiser, der zur Spitze des Ossa hinauf weist.

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Wacholderbüsche im Ossa-Massiv. Im Hintergrund der Gipfel

Ab hier schraubt sich eine felsige Buckelpiste den Berg hinauf. Auf halber Höhe wachsen zwischen Felsen und Kühen stattliche Wacholderbüsche. Die blauen Beeren sammeln wir auf, was eine stachlige Angelegenheit ist, aber um Sauerkraut genießbar zu machen, ist jede Mühe wert.

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Wachholder (Juniperus communis)

Der weitere Weg ist schwer zu beschreiben, es ist etwas Zufall, man sollte sich aber streng in nördliche Richtung halten, viele verschieden Holzwege führen am Gipfel des Ossa vorbei, mal gerät man ins Dickicht, dann wieder auf offenen Geröllfelder um Fuße des Gipfels, dann wieder in den Wald hinein. Die Wege lassen sich kaum beschreiben, da Google kein Kartenmaterial ins Gebirge sendet, auch wenn GPS selbst noch funktioniert (Man weiß also erst, wenn die Bilder „entwickelt“ sind, also deren GPS-Daten sich mit Google-Maps verknüpft sind, wo man wirklich war). Beim Unhetrirren stösst man auch so auf manche Überraschungen. Beispielsweise eine kleine Kapelle („Ekklissaki“), errichtet vom Jagdverei. An der Vorderfront kann man Ikonen der Jungfrau Maria anbeten, und die Rückseite ist sehr praktisch als Jägeransitz (mit Klappstuhl) ausgearbeitet worden. Selten sieht man Gottesfurcht und Mordlust so sinnfällig vereint.

Der Sommer war hier oben in den Bergen nicht so trocken, wie in Deutschland, aber eine üppige Pilzernte, so wie oft im September in dieser Gegend, ist dieses Jahr nicht zu erwarten. Bis auf einen einzelnen Parasol finden wir nichts. Dafür sind die Wege hinwiederum üppig mit wilden Mirabellen gepflastert. Der Weg durch den Wald ist lang, und irgendwann, nach längerem Abstieg (und knackenden Ohren) erreicht man wieder die Küstenstraße zwischen Stomio und Kokkino Nero.

 

Nach- und Ausklänge in Thessalien

Mavrouvouni, am Ende des Sommers 2016, die letzte Septemberhälfte.

Nach der Makedonien-Thrakienreise gibt es keine großen Erzählungen mehr. Ausklänge finden jetzt wieder in Thessalien stat, Larissa, Mavrovouni, irgendwo hier. Ein paar Bilder zum Ausklang…

Auf der Rückfahrt von Thessaloniki in Mavrovouni: ein kleiner Abstecher vor dem Tempi-Tal: hier bildet der Pinios ein sandiges Delta, bevor er im Meer landet.

Besuch bei unseren Freundinnen, den Schwestern des Klosters Joannis Prodromos, auf 1200 Meter Höhe, oberhalb des Dorfes Anatoli, oberhalb von Aghia, im Ossa-Gebirge. Schwestern zeigen uns den Erfolg des letzten Jahres: aufwändig und mit vielen Eigenmitteln wurde die historische Klosterkirche des 16.Jhdt mitsamt ihren Fresken gerade noch vor dem Einsturz gerettet. Meisterhafte Restaurierungsarbeiten.

Hochwassserschutz als Bewässerungsmaßnahme

Auch die thessalische Hochebene weiß, Flutmittel abzugreifen: ein cirka 25 Kilometer langer links- und rechts eingedeichter Kanal soll Hochwasser von den im Winter zu Tal stürzenden Bächen sammeln, vor allem aber vom durch und an Larissa vorbei fließendem Fluß Pinios. Der fließt aber etwa 25 Kilometer weiter weg. . Das Wassser soll in den See „Limni Karla“ sowie andere künstlich angelegter Seen in der Ebene bringen. Die Limni Karla ist einst natürlicher See gewesen, den man in der Antike Βοιβηίς (Voiviis) nannte. Noch Anfangs des 20. Jahrhunderts pflegte man hier Fischfang, die Fischer lebten während der Fangsaison in provisorischen Schilfhütten, die sie am Ufer errichteten.  Um landwirtschaftliche Produktionsflächen zu gewinnen, legte man den See 1962 trocken. Allerdings war der zurückbleibende Boden derart versalzen, dass der erhoffte Gewinn ausblieb. Seit 1988 enstand auf dem Gelände des ausgetrockneten Sees ein neuer, künstlich angelegter Stausee, von geradwinklig verlaufenden Dämmen umgrenzt. Der neue See hat schon wegen seiner geringen Größe nicht viel mit seinem natürlichen Vorgänger zu tun. Das Wasser wird vorwiegend zur Bewässerung der Baumwollfelder gespeichert, und soll auch helfen, den Grundwasserspiegel wieder zu erhöhen (das dann andernorts wieder abgepumpt wird). Von einer wirklichen Renaturierung der historischen Landschaft kann also keine Rede sein, und mehrfach gingen im Sommer Bilder von einem Fisch-Massensterben durch die Zeitungen, weil der See, mangels Wasserzufluss, zu wenig Lebensraum und Sauerstoff bot.  Die EU und die Mitfinanzierer lassen sich den Abschnitt des neuen, eingedeichten Dammkanals, der das Problem dadurch lindern soll, indem weiteres, gelegentliches Hochwasser vom Pinios zugeführt wird, etwa so viel kosten, wie für den Gimritzer Damm veranschlagt wird: 3,6 Millionen Euro. Das sagt jedenfalls das Bauschild.

 

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Schwiegermama hat gekocht: Moschari me Bamnies.

17. September, Larissa

Noch einmal gibt es was zu Feiern, ähnlich wie zu Beginn unserer Reise, zu ähnlichem Anlaß. Wir begeben uns daher in Larissa, in der Innenstadt, wo wir für 9 Personen vorbestellt haben, und zwar in der Psitopoleio ( Grillrestaurant) Adamos. Es ist der erste und traditionellste Laden seiner Art am Platze. Da einem Leser diesesr Berichte die fotografische Darstellung des Kokoretsi von Samothrake nicht sagte, möchte ich oier bessere Darstellungen abgeben. Die Kokortetsia bei Adamos sind aus Lamminnereien, etwas eine Idee und noch besser gewürzt als die in Samothraki. In ihrer Anatomie (innen Leber, andere Innereien, umwickelt mit Darmschnüren)  aber vergleichbar. Der Tisch in der Fußgängerzone vor dem Lokal ist weiß gedeckt, in den eloxierten Kannen darauf gibt es Weißwein, und an sonsten Gegrilltes, jede Menge Unterhaltung, über die Krise, Herrn Schäuble, Frau Merkel, die EU und überhaupt.

 

18. September, überall in Mavrovouni 

Und endlich sind die Kastanien reif, öffnen bereitwillig ihre stacheligen Kapseln . Wir pflücken sie, einige nehmen wir mit nach Hause. Es sind typische Herbstboten, sie lassen uns wissen: lang ist unser Bleiben hier leider nicht mehr. „Kalo Chimona“, einen schönen Winter, scheinen sie uns zuzuflüstern. .

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Die „Kastana“ (Maronen) werden reif.