Rückfahrt auf der Via Egnatia: Zwischenstop am Imaret in Kavala

Kavala, 08.September 2016

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Das Imarett des Mehmet Ali Pascha in Kavala

In der Oberstadt, auf der ehemaligen Stadtbefestigung, liegt, hoch über dem Hafen gelegen, ein Gebäude, das mit seinen vielen kleinen Kuppeln und Schornsteinen zunächst ein Hamam vermuten ließe. Ist es aber nicht, sondern ein so genanntes „Imarett“.
Mehmet Ali Pascha. geboren 1770 in Kavala (+1849 in Alexandria), hatte schon eine steile Karriere hinter sich, als er den 1813-1821 errichteten Bau des Imarett stiftete.  in jungen Jahren hatte er sich mit dem Tabakhandel beschäftigt (womit sonst), dann trat er der Armee bei, und leitete im Auftrag des Sultans ein kleines Heereskontingents von 300 Mann, das in Ägypten gegen Frankreich kämpfte. zusammen mit britsichen und anderen osmanischen truppen gelang es, die Franzosen aus Kairo zu vertreiben. Nach einer Vielzahl weiter erfolge ernannte der Sultan ihn zum Vizekönig von Ägypten. Mehmet Ali Pascha begründete mit seinen Nachfahren die letzte Dynastie des ägyptischen Könighauses, das bis 1953 regierte. Seine Erfolge machten ihn zu einem reichen Mann, so gab ihm der Sultan die gesamte Insel Thassos zur Belohnung als Lehen. In der islamischen Welt wurde erwartet, dass sich reiche Leute als Wohltäter betätigten. So stiftete er aus einem Teil seines Vermögens das Imarett von Kavala, was zunächst die Funktion einer Armenküche hatte, dann aber auch die Funktion einer Schule (Medrese) erhielt. Angegliedert war auch ein Bibliotheks-,  Unterrichts- und Gebetsraum. Unterrichtet wurden nur männliche Schüler vom 11. bs zm 18. Lebensjahr, zeitweise versorgte die Armenküche neben den Schülern 300 bis 600 Menschen.

Ein Teil des Imarets ist heute eine Art Wellneshotel, weite Bereiche können trotzdem mit geführten Gruppen besichtigt werden. Unser Führer ist ein junger Wissenschaftler, der in Istanbul Islamwissenschaft und islamische Kunstgeschichte studiert hat.  Folglich sind seine umfangreichen Erläuterungen sehr fundiert.

Im Gebetsraum, der, dem Stil seiner Zeit noch mit Stuckaturen im Stil des osmanischen Barock versehen sind, finden gelegentlich auch Kunstaustellugen statt. Neben dem Gebetsraum gibt es eine Zisterne, die den Komplex mit Wasser versorgte. Gespeist wurde sie mit dem heute noch erhaltenen, römischen Aquädukt, der das Wasser quer durch über die Stadt leitete, und zu osmanischer zeit noch voll funktionsfähig war.  Auch er steht heute noch.

Kavala wurde im 7. Jahrhundert von den Einwohnern der vorgelagerten Insel Thassos gegründet, damals hieß es Neapolis (Neustadt). In byzantinischer Zeit wurde Neapolis in „Christopolis“ (Christusstadt) umgewandelt: denn hier im Hafen war um 49 n. Ch. der Apostel Paulus angelandet, und gründete im wenig Landeinwärts liegenden Stadt Philippi die erste christliche Gemeinde auf europäischem Boden gründete. Aber das wird noch eine andere Geschichte…  Woher der heutige Name „Kavala“ stammt, weiß man nicht. Es gibt unter anderem eine volksethymologische Erklärung, es habe etwas mit seiner Funktion als Pferdeumspannstation zu venetianischer Zeit zu tun gehabt (cavallo, ital. Pferd).

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Wohnhäuser des 19. Jahrhunderts in der Altstadt von Kavalla