Wo heute die Autobahn E90 Autobahn verläuft, führte einst eine römischen Handelstrasse vom Hafen Dyrrachium, dem heutigen albanischen Durrës, über Thessaloniki nach Byzanz/Konstantinopel. Von Thesaloniki bis zu unserer Zwischenstation in Thrakien, der Kleinstadt Komotini, sind es auf dieser Straße etwa 250 Kilimeter, die bequem in 2 1/2 Stunden zurück zu legen sind. Viel Sehenswertes bietet die Stadt nicht – doch ein gewisser orientalischer Flair ist ihr nicht abzusprechen. In der Region Thrakien leben sowohl türkisch- als auch bulgarischsprachige Minderheiten, letztere Pomaken genannt. Beide sind vorwiegend muslimischen Glaubens. In Komotini sind etwa knapp die Hälfte Muslime, von denen nahezu alle die griechische Staatsangehörigkeit besitzen. Noch im 19. Jahrhundert war dieses Vielvölkergemisch typisch für ganz Nordgriechenland. Der Vertrag von Lausanne 1923, der einen brutalen Bevölkerungsaustausch zur Folge hatte (Griechen mussten die Türkei verlassen, muslimische Türken wurden in die Türkei umgesiedelt), hatte eine Ausnahme gemacht: Istanbuler Griechen und Thrakischen Muslimen blieb das Schicksal der Vertreibung erspart.
Komotini ( türk. Gümülcine, bulg. Gjumjurdschina) hat zwei Moscheen, die „Yeni Cami“ (Neue Moschee) und die Eski Cami (Alte Moschee). Letztere datiert in ihrer Substanz in die Mitte des 19. Jahrhunderts, es ist ein schlichter, zweigeschossiger Saalbau, mit holzgetäfelten Decken und marmorierten Holzsäulen. Die Gebetsnische Mihrab und die „Kanzel“ (Minbar) sind mit blau-weiß ornamentierten Fayencefliesen ausgeschmückt, der moderne Teppich in grellen Grüntönen ist Geschmackssache.
In den Gassen und Straßen der Stadt bemerkt man die Krise in Griechenland: viele der Läden, leider auch viele der vor wenigen Jahren noch bemerkenswerten türkischen Kaffeeröstereien und Süßwarengeschäfte, leider auch viele der einst phantastischen Tavernen,die erlesene Mesedes anboten, sind geschlossen.
Als Zwischenstopp zur Übernachtung ist die Stadt aber in Ordnung, und in einer mit einer dichten Weinpergola überdeckten Seitengasse findet man dann auch noch die gesuchten Mesedes. Und Tsipuro, der hier in einer Art großem Parfümflakon auf den Tisch kommt. Man sollte bezüglich des Tsipuro wissen: in Thrakien wird dieser Tresterschnaps nur selten mit dem sonst üblichen Anis aromatisiert, hier liebt man den Geschmack des reinen Destillates, das einer Art sehr starkem Grappa entspricht. getrunken wird es nicht pur, sondern mit etwas Wasser oder Eis gemischt.