Xanthi, Stadt der Tabakhändler und Geburtsstadt von Manos Chatzidakis.

07. September 2016

Xanthi erreichen wir am späten Nachmittag. Die etwa 56000 Einwohner zählende Hafenstadt Stadt ist das Oberzentrum der Region. Seit der Mitte des 18.Jahrhunderts entwickelte sich die damals unter osmanischer Herrschaft befindliche Stadt zu einem prosperierenden Zentrum des Tabakhandels, hier wurde das Produkt der harten Arbeit aus den armen Dörfer Nordwestthrakiens in dickes Geld verwandelt. Davon zeugen auch heute noch die gewaltigen Villen und Handelshäuser, die mehrheitlich kurz nach dem großen Stadtbrand von 1870 entstanden sind. Überwiegend qualitätsvoll restauriert, bestimmen sie das Bild der Altstadt von Xanthi.

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Das Geburtshaus des Komponisten Manos Chatzdakis (Im Hintergrund)

Das Imposanteste ist sicher das im Stil des französischem Neoklassizismus um 1898 enstandene Haus des jüdischen Tabakhändlers Isaac Daniel. Das hohe, dreistöckige Gebäude mit einer Ziegelgliederung und Bauplastik aus Terrakotta verfügt über 1492 Quadratmeter Wohn- und Lagerfläche. 1925 überließ Isaac Daniel das Anwesen dem griechischen Staat – die Hintergründe habe ich bisher nicht in Erfahrung bringen können. Es wurde verpachtet und vermietet, unter anderem an die Eltern des heute berühmten Komponisten Manos Chatzdakis, der am 23. lktober 1925 in der Wohnung in zweiten Etage das Licht der Welt erblickte. Einige Melodien von Chatzidakis kennt man auch in Deutschland, allerdings mehr in den deutschen „Coverversionen“. Beispiele : “ Ein Schiff wird kommen“, gesungen von Lale Anderson (Original: Ta pedia tou Pirea, „Die Kinder von Piräus“), oder „Weiße Rosen aus Athen“ von Nana Mouskouri, Original: San Sfyrixis Tris Fores, „wie wenn du dreimal pfeifst“.

Bekannt wurde Chatzidakis mit seinen Soundtracks zu dem Film „Sonntags Nie“ (pote tin kyriaki) mit Jules Dassin und Melina Merkouri in den Hauptrollen (der späteren Kulturministerin). In dem Soundtrack singt sie auch einige der berühmt gewordenen Klassiker von Chatzidakis.

Kostprobe? den kompletten Soundtrack findet man erstaunlicherweise bei Youtube:

Zur Ehren des großen Komponisten und Sohns der Stadt hat man das stark verfallene Gebäude seit dem Jahr 2000 aufwändig restaurieren lassen. Es dient als öffentliches Kulturzentrum und Museum, das sich vor allem der musikalischen Tradition widmet.

Der Eintritt ist frei, und so kann man die wieder entstandene Pracht der hochherrschaftlichen Innenräume bewundern,mit ihren eindrucksvollen farbig- ornamentalen Wandmalereien der vorletzten Jahrhundertwende. Auch die Aussicht aus den Fenstern des die gesamte Stadt beherrschende Herrenhauses lohnt sich. In der Altstadt von Xanthi pulst abends das Leben: Cafes, Diskos,Tavernen, Coctailbars – alles da.