Sonntagabend. Die Luft ist schwül-warm, wir sitzen auf der Terrasse. Unsere Handys, so heiß geglüht und ausgelaugt vom vielen fotografieren, Whats-appen und navigieren liegen ausgeruht an den Ladebuchsen. Spiegelglatt liegt das Meer in der Dämmerung, am Horizont über dem fernen Chalkidiki ziehen Wölkchen am Abendhimmel auf.
Doch die Mobilfone sind unruhig. Wären es Katzen, würden sie vielleicht jetzt ihre Ohren aufrichten. Die Elektrokatzen sind hellwach. Sie brummen. Irgendwann greifen wir nach ihnen, auf dem Bildschirm erscheint eine Banderole: Katastrophenalarm.
Jetzt schalten wir sie alle ein. Überall leuchtet die Textbanderole wie ein Menetekel, lässt sich h nicht weg-x-en: „Außergewöhnlich intensive Wettervorgänge“.
Es geht um eine Wetterwarnung. Es wird vor ungewöhnlich starken Winden, Niederschlägen und einem Temperatursturz gewarnt. Wir sollen uns über die Medien informieren, warnt das Ministerium für Klimakrise und Zivilschutz.
Wie gelangt das Ministerium auf unser Handy ? Wir haben kein entsprechenden Apps installiert. Keine Zustimmung gegeben, dass uns irgendwer irgendwas schickt. Zum Test: Wir machen die Handys aus. Wieder an. Es brummt: und da kommt sie wieder, die Meldung. Die Warnung gilt für genau die Region, wo wir sind. Mittlerweile zucken Blitze über den jetzt nächtlich dunklen Himmel. Es fängt an zu stürmen, der Wind baut sich in der Nacht zu gefühlter Orkanstärke auf, im Schein der Straßenlampen sehen wir den Schaum der Wellen hoch auf den Strand auflaufen. Ein Mobilheimbesitzer fährt sicherheitshalber sein Gefährt weg, stemmt sich bei dem Versuch, die Anhängerkupplung an die Zugmaschine zu hängen, gegen Wind und peitschenden Regen. .Überall jaulen die Alarmanlagen auf. Den nächsten Tag erfährt man, dass es so schlimm nun doch nicht war, in Thessaloniki sind ein paar Keller überschwemmt worden, Straßen überflutet. Hätte alles schlimmer kommen können, noch immer ist das Meer aufgewühlt, zu Nachmittag beruhigt es sich.
Die Frage, die bleibt: warum schafft es das angeblich technologisch so rückständige Griechenland, alle Handybesitzer zu warnen – während wir in Deutschland noch immer, ein Jahr nach der Flutkatastrophe im Ahrtal, darüber diskutieren, was alles gar nicht geht, nicht sein kann, kaputte Sirenen, Datenschutz.. usw.
Letzter kommt hier übrigens gar nicht in Betracht: Nein, das Ministerium weiß nicht, wer wir sind, wo wir sind, und wir mussten auch keine Cookies akzeptieren: Die Mobilfunkanbieter sind schlichtweg gesetzlich gezwungen, die Warnungen als „Broadcast“ an alle Mobilanschlüsse der betroffenen Region zu schicken.
Cat-Warn habe ich dann übrigens spaßeshalber auch mal angeschaltet.. „In Ihrer Region steht dieser Dienst nicht zur Verfügung.“
Nach zweijähriger Pandemiepause wird in der Provinzstadt Agia wieder das Apfelfest gefeiert. Es dauert vom 31. August bis zum 8 September. Die Veranstaltung ist eine Mischung aus Kirchweih, Volksvergnügen und Kulturfest. Gestern begann die Festwoche zum 25. Mal seit ihrem Bestehen mit einer einer heiligen Messe und dem Empfang des Metropoliten von Larissa und Tirnavos, Hieronymus Nikolopoulos. Zur Begrüßung des Metropoliten, dessen Rolle etwa der eines Erzbischofs vergleichbar ist, haben sich schon vor der Kirche etliche schwarz gekleidete Würdenträger versammelt, die Blaskapelle begann Rumtatamusik zu spielen, wie es auch einem Spielmannszug Mannsfelder Bergleute zur Ehre gereicht hätte. Der Dienstwagen des Metropoliten trägt selbstverständlich kein ordinäres weltliches Kennzeichen – auf gelbem Grunde prangen in einer Schrift, die wohl byzantinisch wirken soll, die Initialen „Μ 𓅮 Λ &Τ“ , zwischen dem M und dem T prangt der byzantinische Doppeladler als kirchliches Herrschaftszeichen – so wie selbstverständlich die byzantinische Flagge gleichberechtigt gegenüber der griechischen Fahne vor dem Kircheneingang weht. Klares Bekenntnis zur Trennung von Staat und Kirche.
Der schwarze Mann mit dem Schleier ganz rechts ist der Metropolit
Der Dienstwagen des Metropoliten
Rumtata zum Empfang des Metropoliten
Die Kirche der Panaghia in Agia
Zum Ikonenküssen werden die Masken abgenommen
Nach der Kirche
Aus dem Kircheninneren klingen die monotonen orthodoxen Gesänge der Lithurgie, die Gläubigen drängen hinein und hinaus in fliegendem Wechsel, vor der Ikone des hl. Antonius steht man Schlange, um sie zu küssen, wird kurz die Corona-Maske abgenommen. Der Heilige ist schließlich geimpft.
Die Plateia des Städtchens ist festlich hergerichtet, überall sind Fress- und Süßigkeitenstände und allerlei Verkaufsstände für blinkenden Nippes aufgebaut, mehrere beleuchtete Verkaufsbuden für „Chalvas Farsalon“ konkurrieren untereinander, die Verkäuferinnen machen durch energisches Klopfen mit dem Schneidmesser auf ihr Angebot aufmerksam. Chalvas Farsalon ist eine klebrige, gallertartige, stark nach angebranntem Karamell schmeckende, süße Masse aus Stärke, Zucker, Öl (oder Butter) und Wasser, gelegentlich sind Nüsse eingearbeitet. Für ein griechisches Volksfest ist das so ikonisch wie Zuckerwatte in Deutschland (mit der ebenfalls „Halvas“ genannten Süßmasse auf Sesambasis hat das Zeug nur den Namen gemein).
Traktorparade zum Fest des Apfels in Aghia
Lautes Hupen kündigt den vorläufigen Höhepunkt der Eröffnungsfeierlichkeiten an. Eine Parade von knapp hundert Traktoren und Landmaschinen zieht unter lautem Dröhnen über die Straße am Festplatz vorbei. Putin wäre sicher neidisch auf diese lange Reihe von Fahrzeugen mit überlegener und funktionierender Technik. Gerade siegreich im Felde zurückgekehrt, werden hier Gifthaubitzen, Mehrfachobstkistenlader und fahrbare Pflückvorrichtungen dem staunenden Volk am Straßenrand präsentiert. Journalisten von Presse Funk und Fernsehen richten ihre Kameras auf die heimgekehrten Kämpfer im Spezialeinsatz gegen den Apfelspanner.
Publikum am Straßenrand
Tante Toula ist auch jedes Jahr mit ihrem Chalvas präsent.
In der Enteschlacht gefallen: diese Äpfel bleiben im Felde zurück (Apfelplantage nach der maschinellen Ernte in Aetolofos bei Agia).
Die zuvor noch ziemlich gestrenge, junge Fremdenführerin taut nun etwas auf, wo sie mit uns alleine ist und uns zeigen wird, wie man Flusskrebse (Kavouria) fängt. Sie stammt aus einem Dorf in der Nähe, hat Maschinenbau studiert und arbeitet jetzt als Lehrerin in einer Berufsschule. In der Ferienzeit bessert sie ihr Gehalt mit Gruppenführungen auf . Wir sind nun an einem der „Priele“, den sandigen Wasserlöchern angekommen, die der sich ständig ändernde Flusslauf im Meeresstrand hinterlassen hat. Das Brackwasser steht hier maximal knietief.
Auf dem Weg zu den Fanggründen
Aus einer Plastetüte kramt sie nun zwei Hühnerschenkel hervor, die sie an einer Angelschnur befestigt. Sie zeigt uns, wie man die Köder etwa zehn Meter von der Uferkante bin seichte leicht trübe Wasser wirft, die Schnur ganz leicht anspannt, um zu spüren, ob ein Krebs an dem Futterbrocken zieht. Die sieht man in dem trüben Wasser kaum, man muss schon genau hinzusehen, ob sich eines der zehnbeinigen Opfer dem Brocken nähert. Eine viertel Stunde tut sich nichts, dann bewegt sich ein grauer Schatten auf einen der Hühnerschenkel zu. Es zieht ganz leicht an der Leine – nun muss man ganz langsam den Brocken an Land ziehen, ohne dass der Krebs, der sich mit seinen Scheren in die Beute verbissen hat, Verdacht schöpft. Hat man ihn fast ganz ans Ufer gezogen, muss man ganz vorsichtig mit einem Käscher flach am Boden versuchen, Krebs und Hühnerbein einzufangen.
Sofia zeigt uns, wie man den Köder vorbereitet
Auslegen des Köders
Gefangen – samt Hühnerbein
Jagderfolg: Blaue Schwimmkrbbe
Oft rennt bzw. schwimmt der Krebs dann aber doch lieber weg: die Tiere sind erstaunlich schnell. Unserer Führerin macht die „Arbeit“ jetzt genau so viel Spaß wie uns, sie erzählt, dass sie hier schon als kleines Mädchen Krebse gefischt hat. So werfen wir, begeistert wie Kinder, etwa zwei Stunden lang Hühnerbeine ins Wasser, ziehen Strippen, balancieren auf umgestürzten Baumästen über dem Wasser, käschern – und fangen. Sofia zeigt uns, wie die Tiere zu töten sind: mit einem beherzten Messerstich mitten durch den Panzer. Sie habe schon Leute mitgenommen, die dabei angefangen hätten zu weinen – deshalb wurden wir vorher auch gefragt, ob wir ein Problem damit hätten, die Tiere zu töten. Haben wir nicht, denn wir wollen die ja essen (man kann die Tiere auch in kochendem Wasser töten, allerdings soll dann wohl die anschließende Präparation der Tiere schwieriger sein – das habe ich alles erst später im Netz gelesen). Sofia zeigt uns auch, wie man die getöteten Krebse ausnehmen soll: den Panzerdeckel mit einem Messer absprengen, die (wenigen) schwarzen Verdauungsreste entfernen, und dann auch die gelbraune, senfartige Masse rausspülen. Die wie Bananenbüschel aussehenden Kiemen an der Bauchseite müssen auch weg. Zehn Stück haben wir am Ende gefangen. In der Taverne von Paläopyrgos erbetteln wir noch einen Sack Eisbeutel, und so erreichen die noch leicht zuckenden Tiere unsere Küche in Aghiokampos. Hier nimmt die weitere Putz- und Präparationsarbeit noch eine gute Stunde in Anspruch. Viel bleibt am Ende nicht übrig, aber für eine Pastasoße, angereichert mit viel Tomate, drei grünen, scharfen Peperoni, Knoblauch, Zwiebeln und Petersilie, reicht es.
Blaue Schwimmkrabbe Callinectes sapidus
Aufgebrochener Krebs
Dann kommen die aufgebrochenen Krebse hinein. Ein Schuss Wein, denke ich, kann auch nicht schaden, greife nach der Flasche im Kühlschrank, gieße eine ordentliche Portion in die quackernde Masse hinein. Ein deutlicher Geruch eines zunächst nicht erkannten Gewürzes steigt aus der Pfanne – dabei habe ich doch sonst nichts hineingetan? Ein Blick auf das Flaschenetikett gibt Aufklärung: es war nicht Wein, sondern Tsipouro, ein spezieller Anisschnaps aus Thessalien, ähnlich wie Ouzo, aber aus echtem Weintrester gebrannt. Alle Mühe umsonst? Schade um den kostbaren Fang? Wir lassen noch etwas sieden – dann wird probiert: es ist unglaublich lecker, der feine Anisgeschmack passt ausgezeichnet zu der krebsigen Soße. Nach etwa 20 Minuten Dünsten bei geschlossenem Deckel sind die Krebsteile in der Soße alle rot, vorher waren sie ockerfarben, Beine und Scheren azurblau.
Blau? Ja. Schon als wir den ersten Krebs aus dem Wasser gezogen hatten, war klar, dass es sich hier nicht um europäische Flusskrebse handelt. Denn die haben einen langen Schwanz, wie so wie Hummer, Langusten oder Garnelen (Unterordnung Astacidae). Diese Teile hier mit ihrem wanzenartigen Körper sehen eher aus wie Taschenkrebse (Gattung Cancer) . Google Lens schafft schnell Klarheit: Was uns hier ins Netz gegangen ist, und die Küstenbewohner hier schon „seit Generationen“ fangen, ist die Blaue Schwimmkrabbe (Callinectes sapidus). Es ist ein Neozoon, das seit ungefähr 1910 im Mittelmeer vorkommt. Seine ursprüngliche Heimat ist die Westatlantikküste, ins Mittelmeer geriet sie wohl über Ballastwassertanks des Überseehandels. Französische Fischer hassen sie, da die feinschmeckerisch ausgerichtete Krabbe sich mit ihren Nussknackerarmen über die Austernzuchtbänke her macht und dort wohl für gewaltige Schäden sorgt. In Amerika gilt die Krabbe als ausgemachte Delikatesse und erzielt dort auch enorme Preise. Neugierig googeln wir nach: das was wir da in der Pfanne haben, hätte einen Marktwert von über dreihundert Euro gehabt. Dafür hat sich doch der Einsatz von zwei Hühnerbeinen von Lidl gelohnt.
Krebse in Tomatensoße, abgeschmeckt mit Tsipouro
Was den Nährwert betrifft, sicher nicht. Denn das Essen ist zwar traumhaft lecker, aber was man an verwertbarem Fleisch uns den Schalen pult, sind wenige Gramm. Das Fleisch der Scheren ist auch sehr schmackhaft, aber man braucht schon Spezialwerkzeuge um da ran zu kommen. Ein Essen für Feinschmecker und Feinmechaniker.
Was den Tsipouro betrifft: später erfahren wir, dass in vielen Rezepten mit Krabben ein Schuss des Anisschnapses dran kommt (oder wahlweise Ouzo). Kann man sich also merken.
Das Pinios-Delta zieht mich jedes Jahr immer wieder magisch an – so oft wurde hier auch schon darüber berichtet. Immer schon kam der Gedanke auf, diese Gegend nicht nur vom Lande aus, sondern sich auch auf dem Wasserwege zu erschließen. Ein kleines Stück wenigstens. Der Kanu-Ausflug, gebucht nach einer etwas umständlichen Recherche von Deutschland aus, wird in der Hochsaison im Sommer von verschieden Reiseveranstaltern angeboten, jetzt, in der Nachsaison, wurde es schwierig, jemanden zu finden, aber es hat dann funktioniert. Surftip: z.B. hier entlang. Oder hier: (Olympostrek.gr)
Einer der vielen Arme des Pinios schleicht sich durch das Delta in Richtung Meer
Start ist die Plateia von Paläopyrgos, einem verschlafenen Ort in mitten der schilfig-grünen Ebene des Deltas. Direkt neben dem berühmten Muschel-Haus von Opa Sotiris, über das wir schon berichtet hatten, werden wir von einem Führer der Trekking-Gesellschaft empfangen und zur Ablegestelle unter der Flussbrücke geführt, wo schon seine junge Kollegin vier weiteren Mitreisenden – es sind offenbar Polen mittleren Alters – eine Einführung in die Benutzung der Paddel erteilt. Es ist wie immer bei solchen Kanutouren – die verpflichtenden Einführungen sind etwa so interessant wie die Sicherheitsbelehrungen im Linienflieger, aber unvermeidlich.
Bei den Booten handelt es sich um die typischen, „idiotensicheren“ Vollkammer-Plastik-Kanus, wie sie auch an der Saale zur Vermietung angeboten werden.
Einführung
Die Strecke die wir dem breiten, nahezu strömungsarmen Flusse bis zur Mündung (etwa 8 Kilometer) folgen, bietet verschiedene Wasservögel, vor allem Graureiher und Kormorane. Die Ufer sind mit Pappeln und Platanen bestanden, dazwischen blüht Blutweiderich. Das könnte man durchaus auch in der Altmark haben – wenn hier nicht zwischendurch auch Feigenbäume ihre Blätter über das Wasser reichen würden. Man kommt an kleinen, verwunschenen Flussinselchen vorbei, auf denen dieses Jahr gerade eine Cannabis-Plantage mit 20.000 Pflanzen ausgehoben wurde, berichtet die Führerin. Zwischendrin in den Büschen gibt es Fischerhütten, die sehr an unsere Schrebergartenlauben erinnern. Und Fischerboote, die an den Hütten festgemacht haben. Die Idylle muss aber täuschen, denn vor nicht allzu langer Zeit kamen hier im Sturm drei Fischerbrüder ums Leben – wenn der Sturm das Meer in das Flussdelta drückt, wird es hier rau und gefährlich. Kann man sich nicht vorstellen, wenn man hier durch diese friedliche Idylle paddelt. Auch dann noch nicht, wenn bei der Weiterfahrt Richtung Küste auch auf dem Fluss der Wellengang deutlich zunimmt.
Im Hintergrund das Ossa-Massiv, die Kerbe rechts in der Bergkette ist das Tempi-Tal, wo das Wasser des Pinios durch ein Schlucht in Richtung Delta stürzt
Nach der Passage durch die Öffnung einer kleinen Sandbank, die der Fluss vor sich her ins Meer geschoben hat, wird es auch für uns sportlich: wir stechen ein kurzes Stück hinaus in die offene See, bei dem Wellengang wird jetzt jeder nass, und die Paddel müssen kräftig durchgezogen werden, um den Kurs zu halten. Jetzt biegen wir rechts ab, und steuern auf den Strand zu. Hier bekommen wir in einer Art improvisierten „Strandbar“ noch einen kurzen Imbiss serviert, gehen am vollkommen menschenleeren Strand, der immer wieder durch Priele und Flusseinmündungen durchsetzt ist, entlang. Ein spannender Ort, leider, obwohl hier so wenig „los“ ist, haben die Menschen (wohl überwiegend Hobbyangler) hier ihre Spuren hinterlassen. Man stößt zwischen Schilf, Strandkletten und Sand immer wieder auf Plastikabfälle. Neben einer verlassene Fischerhütte rostet ein alter roter Toyota vor sich hin.
Idylle mit Autoschrott
Die Polen hatten noch „Bogenschießen“ am Strand gebucht, und wir etwas anderes: Flusskrebse („Kavouria“) fangen, also teilt sich die Gruppe hier.
Wieder ein Jahr vergangen. Unterwegs von Athen nach Thessalien. Wie immer Rast gehalten auf etwa halber Strecke. Dazu verlässt man die Autobahn Athen-Larissa-Thessaloniki an der Abfahrt Kamena Vourla /Ajios Konstaninos. Die Schnellstraße führt hier fast kontinuierlich an der Küste entlang. Es gibt einen schmalen Kiesstrand, der direkt an der Ortsdurchfahrt liegt, in dem zwanzig Meter breiten Streifen dazwischen die meistens gut besuchten Sitzplätze der Restaurant- Konditorei und Schnellimbissbetreiber. Kellner wechseln in gefährlicher weise über die Straße mit den beladenen Tabletts hin und her.
Unter den Maulbeerbäumen in Kamena VourlaDer Klassiker, „Toast Tiri Sabon“ – mittlerweile eines der griechischen „Nationalgerichte“: Toastbrot, Scheiblettenkäse und gekochter Schinken (), garniert mit Kartoffelchips.
Die Thermopylen erkennt man von Weitem schon an ihrem Geruch
Die Schnellstraße führt nach Kamena Vourla weiter in Richtung Norden auf die Stadt Lamia zu. Nach etwa zehn Kilometern, bevor man wieder auf die Autobahn auffahren kann, kündet der Geruch, der zuweilen, in Abhängigkeit von Wetter und Windrichtung kilometerweit zu riechen ist, einen der wohl bedeutendsten historischen Orte Griechenlands, wenn nicht gar der Geschichte des Abendlandes an. Die „Thermopylen“ dürften jedem Pennäler, dem europäische Geschichte eingebläut worden ist, bekannt sein.
Den Namen nach haben die Thermopylen aus dem Altgriechischen – es bedeutet so viel wie „heiße Pforten“ . Es sind heiße Karstquellen, die hier aus zwei beeindruckenden Trögen unvermittelt aus den Flanken des Kallidromosgebirge, einem Kalksteinmassiv entspringen. Einst reichte das Meer (der Malische Golf) zwischen der direkt gegenüberfliegenden Insel Evia (Euböa) bis an die Flanken des Berges heran, hier, wo auch die heißen Quellen herauskommen. Dazwischen verlief nur ein etwa 15 Meter breiter Pfad- der mehrfch in der Geschichte strategische Bedeutung gewann. Heute führt hier entlang die Autobahn – und rechts davon erstreckt sich eine breite, mehrere Kilometer lange ebene, bis zum Meer. Von der Engstelle ist nichts zu sehen. Ursache sind enorme Ablagerungen von Geröll, das nach der Abholzung der Wälder im Laufe der Zeit hier hinuntergestürzt ist – und die Ablagerungen des Kalksinters (Travertin) aus den heißen Quellflüssen, die das Gelände heute auch noch weiter Anwachsen lassen. Die Versandung des Meeres durch mehrere Flüsse trugen ebenfalls dazu bei. Würde man unter der heutigen Schnellstraße etwa 22 Meter tief graben, stieße man vielleicht auf die Überreste jener legendären Schlacht bei den Thermopylen von 480 v. Ch. Die „Schlacht der 300“ wird sie auch bezeichnet, als der Spartaner Leonidas mit seiner Truppe von nur 300 Mann dem zahlenmäßig übermächtigen Heer („hunderttausende“) gegenüberstand, und so das Abendland rettete. So stark reduziert wirkt heute dieses („Narrativ“ – was für ein grässliches Modewort) – über die wahren Zahlenverhältnisse, Umstände und die Überlieferungsgeschichte kann man anderswo nachlesen. Das Urmotiv ist dabei wohl so alt wie die Menschheitsgeschichte („David und Goliath“) und wirkt bis in die Gegenwart nach (Man denke an die Vernichtung der russischen Angreiferkolonne vor Kiew im März 2022) und wird gerne heute politisch missbraucht: etwa von den „identitären“ Nazis, deren „Λ“ für Leonidas stehen soll und die in ihrem wirren Wahn glauben, mit ihrer Minderzahl von einem Prozent der Gesamtbevölkerung ihre menschenfeindlichen Ideen gegen die Mehrheit umsetzen zu können.
ΜΟΛΟΝ ΛΑΒΕ (Hols Dir doch selbst)
Als der Perserkönig Xerxes Leonidas zur Kapitulation zwingen wollte, und ihn aufforderte, seinen Speer niederzulegen, soll der ihm zugerufen habe: „Hol ihn dir doch selbst“: die altgriechische Entsprechung „ΜΟΛΟΝ ΛΑΒΕ“ steht in Stein gemeißelt an dem Leonidas-Denkmal, das hier seit 1913 steht, worauf ein überlebensgroßer in Bronze gegossener Leonidas seinen Speer Richtung Schnellstraße zu schleudern droht.
Das Leonidas-Denkmal
Spießbürger
Über eine Schotterfläche hinweg kann man sich den Quellen nähern, man muss sich nur den Bergen und dem dem Gestank der Schwefelquellen entgegen orientierten. Zwischen dem Schotter, der überwiegend aus Geröllsteinen abgelagerten Travertins besteht, findet man einen etwa einen Meter breiten, rauschenden Bach.
So ergießt sich das heiße Wasser in Richtung Meer. Im Hintergrund sieht man die Berge der Insel Evia (Euböa)
In ihm sind die Wasser der Thermalquellen zusammengefasst, auch hier etwa einen Kilometer von den Quellen entfernt, ist er noch ziemlich heiß (an der Quelle sind es 42 Grad), wovon man sich überzeugen kann, wenn man seinen Fuß hineinsteckt. Heute, an diesem glühend heißen Sommertag, ist es mehr Abenteuer als eine Erfrischung. Im Winter hingegen dampft der Bach wie ein beheiztes Freibad. Begrenzt wird der Bach von zwei Dämmen, die er sich selbst errichtet hat – so liegt er sogar etwas oberhalb des Geländeniveaus. Das liegt an den Sinterablagerungen, die sich fortgesetzt an Wasserpflanzen, aber auch hineingeratenen Müll abscheiden und so bizarre Versteinerungen erzeugen. Das Wasser hat deshalb aus dem Karstgebirge so viel Kalk gelöst mitführen können, weil es sehr stark kohlensäurehaltig ist, nach dem Austritt aus dem Berg und im weiteren sprudelnden Verlauf perlt sie aus, und der Bach scheidet den Kalk wieder ab. Man kenn diese Erscheinung auch von den Sinterterrassen von Pamukkale oder dem Yellowstone-Park .
Folgt man dem Bach weiter aufwärts, so stößt man auf die ruinösen Bauten von Bädereinrichtungen aus den 1950er Jahren. Durch gemauerte Tröge läuft das Thermalwasser wer will, kann hier ein heißes Bad nehmen. Vor der Umzäunung weht eine griechische Flagge, am Eingang bietet jemand bescheidene Souveniers an.
Skandal: Geflüchtete Kinder baden kostenlos in heißem Wasser, während Deutsche sich kalt Duschen müssen.
Quellnymphen
Ein kleines Stück weiter oberhalb der heißen Badetröge, in denen sich überwiegend arabisch sprechende Kinder vergnügen, führt der Weg weiter entlang des über vierzig Grad heißen Wasserlaufes, der hier den Anschein eines kühlen Alpenbaches erweckt – so harmlos, wie er hier zwischen dem satten Grün der Bäume und den ihn säumenden Binsenbüschel heranplätschert. Weiterhin liegt der penetrante Geruch von Schwefel, den das schäumende Wasser verströmt, in der Luft. Das verfallende Kurhotel, das wohl in den 1950er Jahren hier errichtet wurde, kündet von dem heute verlorenen Glauben an die Heilkraft dieses Stinkewassers. Etwa hundert Meter weiter oberhalb des alten Hotelkastens quillt das Wasser als Karstquelle unmittelbar aus dem schottrigen Wassertrog empor.
Der feine Geschmack heißer, prickelnder Hühnersuppe
Hier sprudelt das Wasser aus dem Berg
Der Geschmack ist salzig, erinnert etwas an Hühnersuppe und prickelt aufgrund seines Kohlensäuregehaltes leicht auf der Zunge. Neben den mit improvisierten, zerfetzten Planen verdeckten Fensteröffnungen hängen die grauen Kästen der ehemaligen Klimaanlagen – sie funktionieren wohl seit Jahrzehnten nicht mehr. Heute ist es eine Unterkunft für Geflüchtete, im Hinterhof hat man noch etliche Container aufgestellt, da die Kapazitäten der elenden Hotelruine zur Aufnahme dieser Menschen nicht ausreichen. Angestellte einer privaten Security-Firma patroulieren mit gelangweilter, aber wichtiger Miene zwischen den Behausungen umher. Sie haben als Wachhütte auch einen Container – er ist im Unterschied zu den anderen Wohncontainern selbstverständlich klimatisiert. Hinter einem rostigen Drahtzaun stößt man zwischen unvermittelt auf eine kleine Oase, den die Geflüchteten wohl selbst organisiert haben. In der allenfalls hundert m² umfassenden Ecke bauen sie Gemüse an, vielleicht, um den Speiseplan wenigstens ein klein wenig um aus der Heimat gewohnte Lebensmittel zu bereichern.
Das Kurhotel ist heute eine Flüchti-Unterkunftlingsunterkunf
Dieser Pilz lässt Kenner in Verzückung geraten: Der Kaiserpilz, Amanita caesarea, gefunden im Mavrovouni /ThessalienDer auf dieser Google-Karte mit „Dasoktima Polydendrio „(Forstbezirk Polydendri)“ bezeichnete grüne Berg ist das Kerngebiet von Mavrovouni in Thessalien.
Mavrovouni heißt die Landschaft in Thessalien zwischen dem Ossa-Massiv im Norden, dem Pilion im Süden, zwischen der Küste im Osten und der Thessalischen Ebene im Westen. Mavrovoni ist eigentlich ein Berg, ein ansehnlich hoher sogar, ein Bergkamm mit Höhenlagen um die 1000 Meter. Mavrovouni bedeutet auf griechisch „schwarzer Berg“, was eigentlich nur zutrifft, wenn seine dicht bewaldeten Hänge morgens von den beschaulichen Ortschaften Potamia, Aghia oder Aetolofos im Gegenlicht stehen. Denn sonst müsste man ihn eigentlich „Grünberg“ nennen. Das Gebirge ist kaum besiedelt, abgesehen von den Dörfen Skiti und Sklithro sind die Orte, die allesamt von der Landwirtschaft leben, um den Fuß des Berges herum verteilt. Das erscheint merkwürdig, erklärt sich wohl aber damit, dass seine steilen, bewaldeten Hänge früher schwierig zu bezwingen waren und das Siedeln an den Füßen, von wo man auf der einen Seite in der fruchtbaren Ebene Landwirtschaft betreiben kann, und einst auf der anderen Meerseite zum Fischfang auszog. Heute liegen an der Ägäisküste des Berges mit seinen Badebuchten und einem langen Strand die Wochenend- und Ferienorte der Städter.
(Mehr über Mavrovouni gibt es in diesem Blog beispielsweise hier oder hier)
Der Berg jedoch versorgt bis heute die Bewohner der Ortschaften nicht nur mit Unmengen von Wasser, das sich bei den zahlreichen Regenfällen durch die Täler und Schluchten in die Ebene ergießt: er wird – und das in jüngster Zeit sogar in zunehmendem Maße – land- und forstwirtschaftlich genutzt. Das wollen wir uns ansehen. In die Höhenlagen des Mavrovouni führt allerdings ausgebaute Straße – nur mit den in der Landwirtschaft üblichen „Agrotika“ (einer Art Geländewagen, meistens gealterte Pickups von Toyota und Mitsubishi) oder Traktoren lassen sich die steilen, unbefestigten „Chomatodromi“ befahren. Zu Fuß im Sommer sind die staubigen und heißen Forstwege mühsam zu begehen, die Strecken sind lang, Orte zur Rast für Bergwanderer gibt es hier oben nicht. Auch GPS ist nicht immer eine Hilfe – der Handyempfang versagt oft, auch hier oben immer mehr Sendeanlagen errichtet werden. In den Mavrouvouni startet man am besten von dem Dorf Potamia oder Skiti aus. Jetzt, Ende September, ist hier unten bis in die Höhe von Skiti (etwa auf 350 Höhenmetern gelegen),die Apfelernte, wie überall in Thessalien, in vollem Gange.
Dort unten in Aghia werden Äpfel angebaut…
.. doch Äpfel interessieren uns heute nicht. Wir wollen höher hinaus
Von Skiti oder auch dem fast in der Ebene gelegene Potamia aus führen die mit rötlicher Erde bedeckten Staubpisten langsam, dann immer steiler werdend, in die Berge hinauf. Nach den letzten Apfelbäumen wechselt die Vegetation zunächst in eine Art Macchia, mit Harthölzern bewachsen, der westliche Erdbeerbaum, hier „Kumaria“ genannt“, ist das Leitgehölz. Die Beeren beginnen jetzt zu reifen, sie schmecken süßlich, säuerlich und vor allem etwas fad. Genutzt werden sie kaum (vgl. Hallespektrum, Pflanze der Woche). Kaum vorstellbar, dass es oberhalb dieser trockenen Gehölzzone Vegetation gibt, die sogar landwirtschaftlich genutzt wird. Und doch ist es so.
Erdbeerbäume (Arbutus unedo) auf mittlerer Höhe im Mavrovouni, oberhalb von Potamia
Macchia mit Erdbeerbäumen
Hebt man die Augen in die sich weiter oberhalb auftürmenden, dunkel grünen Berge, so erkennt man schon von weitem, dass dort ein Wald aus recht großen Bäumen bis in die Gipfelllagen der Berggipfel aufsteigt. Ermöglicht wird dieses Baumwachstum durch die Nebelwände und Regenwolken, die sich weiter oben an den Hängen stauen und diese oft sogar in ein feuchtes Dunkel tauchen – manchmal, wie jetzt im Herbst, ganz plötzlich und unvermittelt. Bald begleiten Eichen und Buchen, dann immer mehr und mehr Kastanien, und zwar nicht etwa die uns bekannten Roßkastanien, sondern Esskastanien (Maronen, Castanea sativa) den Weg. Teils handelt es sich noch um ihre Wildform, denn der Baum ist hier heimisch.
Kastanienlandschaft oberhalb von Potamia in Mavrovouni / Thessalien /
In den meisten Fällen aber verraten die Tennisballgroßen, grüngelb leuchtenden, stachelbewehrten Fruchtstände, dass es sich Kulturformen handelt. Es fällt auf, dass viele Plantagen neu angelegt sind, besetzt mit noch recht kleinwüchsigen Bäumen, die aber, das verraten ältere Exemplare, locker Höhen bis zu 20 Meter erreichen können. Schwarze Wasserschläuche durchziehen die steil in die Hanglagen aufsteigenden Plantagen mit einem bizarren Girlandenwerk. Je weiter man aufsteigt, mittlerweile erreichen wir Höhen von 800 bis 1000 Meter, wird der Nebel dichter, die Bäume kräftiger. Motorengebrumm zeugt von unzähligen Dieselmaschinen, die tagein- tagaus das Wasser zu den Bäumen pumpen. An manchen Stellen künden verkohlte Holzreste und breite, in ihren Höhlungen ausgekohlte Baumstümpfe, von Jahren zurücklegenden Brandereignissen – die aber anders, als sonst in Griechenland, kaum katastrophale Ausdehnungen erreicht haben. Ein Glück. Das mag an der prinzipiell geringeren Entflammbarkeit der regelmäßig künstlich wie natürlich befeuchteten Baumwelt liegen. Nadelbäume sieht man hier nicht.
Aus den verkohlten Stümpfen dieser Bäume treibt frisches Grün – es sind jedoch nicht Stockausschläge. Bauern haben die verkohlten Ruinen angebohrt, Edelreiser der neuen, besonders ertragreichen Edelkastaniensorten eingesteckt, die ihren Saft nun aus den lädierten, aber noch vitalen Relikten ihrer Großväter ziehen.
Dass nun, wo die Apfelernte sich dem Ende zuneigt, der nächste Ernteeinsatz in größerer Höhe ansteht, davon zeugen die langsam aufplatzenden grünen Stachelhüllen, die die braunglänzenden Maronenfrüchte langsam freigeben. Je höher wir geraten, ums so reifer werden die Bäume – die Ernte wird hier von oben herab, absteigend, erfolgen. Auf etwa 1000 Höhenmetern finden wir herabgefallene Kastanienauf dem Weg, viele aber sind nicht auf die Straße gefallen, sondern sind die Hänge hinabgekollert, wo sie sich in Mulden sammeln. Wie werden die eigentlich professionell geerntet? Gibt es da Maschinen? Wer soll da umherklettern, und um die Ware in die bereits bereitstehenden blauen Plastekisten einsammeln? Sicher ist: anders als in den Äpfelplantagen, wo zwischen den Baumreihen kleine Traktoren mit Anhängern durch fahren, besetzt mit meist albanischen oder osteuropäischen Zeitarbeitern, kommt hier keine Technik durch. Die Bäume zu hoch, die Hänge zu steil, und die Früchte fallen einfach aus den Stachelhülsen von den Bäumen, wenn sie reif sind und häufigen Windböen sie schütteln.
Eigentlich war unsere Idee, hier oben Pilze zu sammeln. Ein hoffnungsloses Unterfangen, denken wir, aber immerhin sind unsere Taschen voll mit Maronen, die wir vor dem Überfahren gerettet haben. Was auch nicht schlecht ist. Denn sie sind frisch, nicht wie diese innen verschimmelte, bestenfalls vertrocknete Ware, die man gelegentlich in Halle im Supermarkt erwerben kann.
Statt Maronen: der Kaiserling, der begehrteste Speisepilz der antiken Welt: Amanita caesarea.
Für Pilze war es zu trocken, jedenfalls fanden wir bislang keinen, bis zwischen vertrockneten strohigen Fruchthüllen der Bäume ein einzelner orangefarbenener Fleck erscheint. Ein Pilz. Erst einer, dann mehrere. Immer wieder in kleinen Gruppen lugen sie hervor. Vorsichtig aus dem mulmigen Erdreich gehoben, zeigen sie eine deutliche, breite Konolle, aus der ein Stiel emporsteigt. Der Schaft trägt eine Manschette, wie ein Knollenblätterpilz. Keine Frage: es handelt sich um Exemplare der Gattung Wulstling. Zu ihnen gehören die giftigsten Pilze, die man kennt – aber auch einige Speisepilze, beispielsweise der Perlpilz, den man jetzt auch gelegentlich in den herbstlichen Wäldern in Deutschland findet. Der Hut ist orangegelb, trägt aber keine weißen Flecken (Hüllreste) wie der uns natürlich bekannte Fliegenpilz. Sehr auffallend: Die Blätter (Lamellen) der Hutunterseite sind intensiv gelb-orange gefärbt. Das macht die Bestimmung sicher: Es ist eine Amanita caesarea, der Kaiserling. Schon der antike Enzyclopädist Plinius nennt in seiner „Naturalis historia“, der Wikipedia der Antike, Steinpilz, Trüffel und Kaiserling als die drei besten Speisepilze. Aber auch der Gault Millau führt ihn als den „König der Pilze“ und empfiehlt sogar, den Fruchtkörper roh als Carpaccio zu genießen.
Amanita caesarea – verschiedene Entwicklungsstadien
Das ist auch das wichtigste Unterscheidungsmerkmal zu anderen Arten der Gattung Amanita, und auch die wichtigste Lebensversicherung: kein anderer Wulstling hat gelbe Lamellen. Das sagt nicht nur die schlaue Wikipedia, sondern steht so auch in vielen Bestimmungsbüchern, auch diverse Apps erkennen den Pilz (obwohl – wie wir wissen – hier Vorsicht geboten ist. ) In fremden Klimazonen gibt es oft schlimme Doppelgänger – die leidvolle Erfahrung machen bekanntlich nicht nur nach Deutschland geflüchtete – anders herum passiert es auch. Aber auch die „einheimischen“ Webseiten beschreiben den „Käsarikos“ als guten Speisepilz und zeigen mögliche Verwechslungsgefahren fachkundig auf.
(Zum Thema Pilze sammeln in Griechenland gibt es in diesem Blog auch hier etwas zu lesen)
Der Wald: ein Ort, um zwanglos neue Bekanntschaften zu schließen
Motorengeräusch kommt näher, zwischen den Bäumen nahe der Lichtung, erscheint ein schwarzer Pickup, steuert langsam auf uns zu. Aus dem Wagen steigen zwei Männer, ein älter und ein jüngerer. Sie inspizieren zunächst das Wasserbecken, das hier als Pumpspeicher dient, dann mustern sie uns argwöhnisch und sprechen uns an. Was wir hier tun, sie hätten nichts dagegen, dass wir uns aufhalten – man möge es nur nicht, wenn Fremde die Kastanien zwischen den Bäumen aufsammeln. Das seien nämlich ihre. Wir versichern, dass wir mehr auf Pilze aus sind und zeigen den Herrschaften die Exemplare, die wir gefunden haben. Anerkennend stimmen sie uns zu – und bestätigen ebenfalls Art und Essbarkeit. Wir sollten uns aber vorsehen, meinten sie. Nicht nur vor giftigen Pilzen. Vielmehr sollen wir uns nicht dem Metallrohr nähern, das da zwischen den Bäumen steht und über einen Schlauch mit einer Propangasflache verbunden ist. Es ist eine Selbstschussanlage. Diese Maschinen, die übrigens kein Projektil verschießen, aber eine gehörige Druckwelle erzeugen, sind auch Ursache der merkwürdigen Knallgeräusche, die ringsum in den Wäldern zu hören sind. Sie sollen Vögel vertreiben.
So kommen ins Gespräch. Zunächst über Pilze, besonders der Jüngere scheint sich gut auszukennen. Im letzten Jahr – was ein gutes Pilzjahr war – haben die beiden einen Zentner davon aus ihrem Wald geholt, und sorgsam als Vorrat eingefroren. Die Plantage, bzw. der Wald, gehört ihnen. Wir fragen, aus welchem Ort sie kommen, von wo aus die Wälder hier oben bewirtschaftet werden. Aus Potamia, sagt der ältere. Da stammt mein Schwiegervater her, erkläre ich, und siehe: die Welt ist klein: die Familien waren Nachbarn. Wir bekommen gekochte Kastanien zum probieren, der Geschmack ist herrlich, leicht süßlich, weich wie Marzipan. Nun erfahren wir auch, mit welchen Maschinen die Kastanienernte eingefahren wird: es gibt gar keine Maschinen. Alles wird von Hand aufgesammelt. Man habe schon vieles probiert, etwa mit Saugrüsseln: aber alles Fehlanzeige, hier zählt Handarbeit. Die erledigen wieder die albanischen, rumänischen und bulgarischen Saisonkräfte, derer allein unser Kastanienbauer über 50 jedes Jahr beschäftigt.
Schwein gehabt
Es wird frisch, geht auf sechs Uhr zu, zwischen den Bäumen weht ein kühler, geradezu kalter Wind und treibt Wolkenfetzen umher, es wird Zeit, die Talfahrt anzutreten.
Auf der Spitze von Mavrovouni: im Nebelwald
Blick von Mavrovouni in die Ebene Richtung Larissa
Wir verabschieden uns – und sehen uns kurz darauf wieder. Vor einem großzügigen Haus in Potamia steht wieder der schwarze Pickup. Unsere Waldbekanntschaft winkt uns herbei. In der Einfahrt liegt ein frisch erlegtes Wildschwein, das den beiden auf dem Rückweg vor die Flinte gekommen ist. Während der Coronapause (wo sogar Jagen verboten war) haben die Tiere im Wald geradezu überhand genommen, erfahren wir. Vor uns liegt ein ordentliches Exemplar, seine Hauer lugen gefährlich aus dem blutenden Maul hervor, Vater und Sohn häuten das Tier. Wir bekommen eine Tüte mit einigen Fleischstücken geschenkt, versehen mit der Empfehlung, es gut zu marinieren, Knoblauch und ein Schuss Tsipouro (ein spezieller Tresterschnaps aus der Region) sollen es besonders zart und schmackhaft machen.
Hallali im Mavrovouni: die Sau ist tot
Dankend verabschieden wir und, und versichern, nächstes Jahr wiederzukommen, „einfach and der Tür klopfen, wir freuen uns“, laden sie uns ein.
Das machen wir, ganz bestimmt. Wenn die Pilze, die wir mittlerweile gegessen haben, es zulassen.
Maronen und Kaiserlinge: thessalisches Foodporn, unbearbeitet
Sie haben richtig gelesen: es geht nicht um Selbstzüchtigung, sondern um Selbst-Zucht und darum, wie es in Griechenland frei lebende Katzen dazu bringen, den Rang einer bald international anerkannten Haustierrasse zu erhalten.
Kaum eine Tierart ist in Griechenland derart präsent wie Katzen. Während Ziegen und Schafherden nur gelegentlich die Landstraßen blockieren und verwilderte Hunde vorzugsweise vorbei fahrenden Autos hinterherjagen, sind ihre miauenden Mit-Carnivoren allgegenwärtig: sie bevölkern Kitschpostkarten, Tavernen und Restaurants, Müllcontainer in den Großstädten genauso wie sie in den Fischereihäfen herumlungern. Viele ihrer Artgenossen haben allerdings auch den anerkannten Status als Familienmitglieder erhalten und leben in den Etagenwohnungen der Städte: neben Hunden ist die Katze in Griechenland, ähnlich wie in den meisten europäischen Ländern, das beliebteste Haustier.
Da haben sie Glück: denn wild lebende „Streunerkatzen“ werden von der Verwaltung vieler von Tourismus lebenden Gemeinden als Problem angesehen. Von den meisten Touristen geliebt, unter dem Tavernentisch gefüttert und in malerischen Posen fotografiert, polarisieren die Tiere unter den Einheimischen. Das bemerkt man nicht erst, wenn der Wirt entnervt das Gesicht verzieht, weil die Gäste einen Teil der liebevoll servierten Speisen an die unter dem Tisch lungernden Katzen verteilen. Wie auf Kommando ist nämlich nicht nur das eine kleine süße Tierchen, das unbedingt vor dem Hungertod gerettet werden muss, zur Stelle: wie auf ein geheimes Zeichen verabredet, ist schnell das halbe Dutzend Katzen aus versteckten Winkeln herbeigesprungen, um den reichen zweibeinigen Onkel aus Amerika zu umbetteln. An Ferienorten haben sich Andenkenläden, Kioske und Mini-Märkte an den Bedarf zugereister Katzenliebhaber angepasst: Neben Dosenbier, Zigaretten und Andenken halten sie auch Katzenfutter in handlichen Portionstüten bereit. Wenn die Touristensaison vorbei ist, bleiben Heerscharen überfütterter Katzen zurück: nur ein Bruchteil überlebt den Winter.
Katzen in einer privaten Pflegestelle in Apterea / Kreta
Vielerorts haben sich – insbesondere in den Touristenregionen – Katzenschutzvereine gebildet, erstaunlich viele sind in der Hand von Einwohnern mit deutschem „Migrationshintergrund“, aber auch einheimische Tierliebhaber kümmern sich um Katzen, die sie oft in kleinen Heerscharen an Futterstellen versorgen. Die Katzenliebe ist umstritten – andere Gemeinden „entsorgen“ Katzen in mehr oder weniger brutaler Weise durch Vergiften, aber es gibt auch humane, allerdings teure Kastrationsprogramme.
Katzenvermittlung
Viele Tierschutzorganisationen vermitteln griechische Katzen – auch ins Ausland. Sie sorgen auch dafür, dass die Katze tatsächlich in gute Hände kommt, und vor Allem: dass das Tier überhaupt die erforderlichen Reisepapiere bekommt. In die Hände einer solchen Schlepperorganisation zu geraten, ist für manche Katze sicher ein Glücksfall – und für die Tierliebhaber, die unbedingt eine dieser bezaubernden Postkartenkatzen bei sich aufnehmen wollen, der einzige sichere Weg dahin.
Interessenten können sich beispielsweise an folgende Katzenvermittlungsstellen wenden:
Nun kann es aber passieren, dass man in die dumme Situation gerät, sich als Urlauber in eine ganz bestimmte Katze zu verlieben. So manchem Reisenden hat dieses Schicksal ereilt, zumeist unverhofft und unvorbereitet. Es ist meistens die Katze, die es mit der ihr immanenten Überzeugungskraft schafft, jegliche Grenzen der menschlichen Vernunft zu überwinden. Der Autor weiß, wovon er spricht, seit Jahren lebt in seinem Haushalt ein vierbeiniger Hausgenosse aus Thessalien. Aber das ist eine andere Geschichte.
Strenge Vorschriften bei der Katzenadoption beachten
Unser Kater, Larissa 2013, mit Impfpass
Wenn man sicher ist, dass das anhängliche und liebgewordene Tier wirklich herrenlos ist, man selbst möglichst bereits über einschlägige Katzenerfahrung verfügt und sich über die Konsequenzen seines Handelns bewusst ist: dann geht der erste Weg zum örtlichen Tierarzt. Die Vorschriften und Wege sind im EU-Recht ziemlich eindeutig, illegale Wege wie Schmuggel etc. sind ausgeschlossen:
„Bevor Ihr Haustier reisen darf, muss es von einem ermächtigten Tierarzt gegen Tollwut geimpft werden. Damit die Impfung gültig ist, muss Ihr Haustier mindestens 12 Wochen alt und vor der Impfung mit einem Mikrochip ausgestattet worden sein. Ihr Haustier darf frühestens 21 Tage nach Abschluss des Impfprotokolls reisen. Sie sollten sicherstellen, dass alle weiteren Impfungen verabreicht werden, bevor die Gültigkeitsdauer der vorherigen Impfung abgelaufen ist.“ (Quelle: europe.eu)
Nur ein Tierarzt kann die entsprechenden Untersuchungen und Impfungen verabreichen, das Tier chippen (Impfung und Chip, Bill Gates lässt grüßen 🙂 ) und am Ende auch den EU-Haustierausweis ausstellen. Schon der Zeitfaktor dürfte die meisten spontan-Katzenimporteure vor unlösbare Probleme stellen.
Junge Kätzchen, Herbst 2021, Platia Anatoli Aghias
Die griechische Wohnungskatze
Keineswegs leben in Griechenland nur herrenlosen Streunerkatzen. Im Gegenteil: schon im Straßenbild der Großstädte fällt die die Vielzahl von Geschäften für Heimtierbedarf auf, das Angebot ist vor allem auf Hunde- und Katzenbesitzer ausgerichtet. Kleintierarztpraxen arbeiten dabei mit einem kombinierten Geschäftsmodell: im vorderen Ladenbereich verkaufen sie Katzen- und Hundefutter, Hundeleinen, Katzenspielzeug und was das Herz des Tierliebhabers begehrt. In den dahinterliegenden Räumen werden die Tiere behandelt, die meisten Praxen verfügen auch über Röntgenvorrichtungen und OP-Räume nach europäischem Standard.
Ein Wurf, wie aus einem Guss: Ägäische Katzen (Zagora / Pilion)
Natürlich führt der Weg der Katze nicht nur aus Griechenland heraus – es gibt auch Einwanderer. Im Haushalt unserer Tierärztin in Larissa lebt beispielsweise Massoud – der Kater einer geflüchteten Syrerin, die ihr geliebtes Tier bis nach Griechenland gebracht hat, dann aber doch nicht ins Zielland Kanada mitnehmen konnte.
Die Katzenrasse Aegean und die Selbstzucht
Während einerseits der Mehrzahl „wilder“ Streunekatzen weltweit irgendwo das Schicksal im Spannungsfeld zwischen Verhungern, vergiftet-werden oder Adoption zuteil wird, genießen „Edelkatzen“ den Status eines Luxuslebens. Schon deshalb, weil ihre Besitzer schon für den Erwerb ihrer „Rassekatze“ größere Geldmengen aufgeboten haben.
Die Ägäische Hauskatze auf dem Weg zur „anerkannten Rasse“
Was liegt da näher, als die streunenden „Allerweltskatzen“ in den Adelsstand zu erheben? Griechische Katzenfreunde sind da offenbar auf einem guten Weg. Es gibt bereits eine Art Rassestandard, der zwar noch nicht international anerkannt ist, es aber unter anderem schon zu einem Wikipedia-Eintrag gebracht hat. Auf vielen Katzenseiten wird die „Ägäische Hauskatze“ bereits in ihren Eigenschaften von Kopf bis Schwanz, Fellfarbe, Ohrenform und Sozialverhalten klar definiert. Einig ist man sich darüber, dass sich die „Ägäische Hauskatze“ ohne menschliches Zutun – lediglich durch Selbstauswahl und Anpassung an den Menschen – erschaffen hat. Wobei: vermutlich hat sie eher ihre zweibeinigen Freunde züchterisch bearbeitet.
Wer auch nur wenig Erfahrung mit den um das Mittelmeer sich tummelnden Katzen verfügt, wir zunächst bestätigen: die herausragende Fähigkeit dieser Katzen ist, die von ihr ausgewählten Zweibeiner dazu abzurichten, ihren freien Willen aufzugeben und sich ganz dem Wunsch der Katze unterzuordnen. Im Regelfall sucht sich die Ägäische Katze den Menschen aus, indem sie sich aus der Gruppe ihrer Artgenossen löst, vor ihrem ausgewählten Partner niederlässt und ihn durch unaufhörliches Geschrei und hinterherlaufen dazu bringt, zunächst sein Essen mit ihr zu teilen, um dann notgedrungen („das arme Tier, wer, wenn nicht ich, wird sich um sie kümmern“ ) in den Hausstand aufgenommen zu werden. Wo sie fortan das Heft übernimmt und keinen Widerspruch duldet.
Fell: zwei/ bis dreifarbig, eine davon weiß, mittellang
Schwanz: Lang, manchmal krumm
Pfoten und Beine: mittelgroß.
Unter den sozialen Eigenschaften ist vermerkt, Ägäische Hauskatzen seien intelligent und äußerst „gesprächig„.
Nicht nur unser Kater, den wir vor Jahren nach Halle mitgenommen haben, erfüllt diese Kriterien vollkommen. Gerade komme ich wieder vom Katzenfüttern zurück. Ein neuer Ägäischer Promenadenkater hat unsere volle Aufmerksamkeit erobert. Als wir hier vor ein paar Tagen in Aghiocampos eintrafen, hatte das Tier bereits zwei Nachbarsfamilien unter seine Herrschaft gebracht, nun sind wir dran.
Kater Lupin erfüllt alles Standards der Rasse „Aegean“.
Der Kater sitzt vor der Haustür und schreit, wenn man nicht schnell genug die verlangte Futterration herunterbringt, und das 7/24. Mehrere Familien buhlen um die Gunst des roten Schreihalses, der oft nicht einmal genau weiß, was er will: Fressen, Milch, gestreichelt werden. Am meisten mag er die Kinder im Erdgeschoss. Mit ihnen macht er Ausflüge an den Strand, stundenlang tummelt er sich zwischen ihnen und hilft fachkundig beim Scharren im Sand. In allen Wohnungen findet er sich mittlerweile zurecht: er weiß, wo Küche und Kühlschrank sind und hat herausgefunden, auf welche Gesangstonlage die jeweiligen Bewohner reagieren, um Bestellungen entgegenzunehmen. Die Nachbarskinder rufen ihn „Lupin“. Wir haben die Kinder nach der Herkunft des Namens gefragt und erfahren, dass eine Figur bei Harry Potter so heißt: ein Werwolf, der nachts unaufhörlich seine Gesänge zum Besten gibt. Dieser Kater bleibt auf jeden Fall hier.
Για την αγαπημενη γυναικα μου στα γηνεθλια της το 2021.
Wenn das Gespräch auf Larissa kommt, werden viele ältere Griechenlandreisende berichten, sie „seien da schon einmal durchgefahren“. Heute vermutlich seltenen, denn die Stadt umgibt heute ein Ring von Umgehungsstraßen und einen Autobahnring, so dass man ungeplant selten in den Genuss kommt, in den zu Stoßzeiten hoffnungslos verstopften Innenstadtbereich zu geraten. Heute hat die Stadt etwa 165.000 Einwohner und damit die größte Stadt Thessaliens. Sie ist die Hauptstadt der gleichnamigen Präfektur. Larissa verdankt ihre Bedeutung seit der Antike zwei Faktoren: zum einen besetzt die Stadt „strategisch“ einen wichtigen Verkehrsknoten am Ausgang des Tembi-Tals, einem Durchbruch zwischen den Bergmassiven von Olymp und dem Ossa-Gebirge.
Wer Griechenland an der Küste von Thessaloniki Richtung Athen wollte, musste hier durch: das gilt bis heute. Auch das Land vom Ionischen Meer kommend, das Pindos-Gebirge durch die Passage von Pyli durchquerend, die Thessalische Ebene erreichte, wird sich auf dem weiteren Wege durch die sich nun öffnende grüne Landschaft des thessalischen Beckens in Larissa am Fluss Pinios wiedergefunden haben. Die fruchtbare weite Ebene, schon in der Antike die Kornkammer Griechenlands schlechthin, ist der zweite Pfeiler, der der Stadt Larissa schon in der Antike zu Wohlstand verhalf. Landwirtschaft und Handel prägten seitdem die Wirtschaft der Stadt: bis heute.
Silberstater (Münze) aus Larissa, 4. Jhdt v. Ch.
Besiedelt ist Larissa bereits in de Jungsteinzeit. Zu einer größeren Stadt von Bedeutung geriet sie im in der Zeit der klassischen Antike im 5. Jahrhundert. In Larissa geprägte Silberdrachmen zeigen oft ein Pferd – wohl ein Hinweis auf einen ausgedehnten Handel und Zucht dieser Tiere in der Region. Aus dem 3. Jahrhundert vor Christus sind noch eindrucksvolle Reste eines Theaters erhalten, die in den 1980er Jahren nahezu vollständig ausgegraben sind und heute auch zu öffentlichen Kulturveranstaltungen genutzt werden.
Das antike Theater in Larissa, 3. Jhdt v. Ch.
Aus der Zeit des frühen Christentums hat die Stadt einen Heiligen aufzubieten, der heute Patron der Hauptkirche (Metropolie) der Stadt ist. Achillios war Metropolit (Erzbischoff) von Larissa und soll sich um die Orthodoxie während des Konzils von Nicäa mit einem Wunder verdient gemacht haben (Kritiker um die strittige Frage nach der ursächlichen Abfolge von Vater und Sohn hat er mit Öl überzeugt, das er aus einem Stein fließen ließ).
Zeitweise schon in den 1390er Jahren, endgültig ab 1421 kam Larissa unter osmanische Herrschaft, lange schon vor dem endgültigen Fall des byzantinischen Reiches 1453. In der Folgezeit war die Stadt stark islamisch geprägt, neben Christen gab es jedoch auch eine starke jüdische Minderheit. Bekannt war sie für die Vielzahl reich gestalteter Moscheen und Bäder.
Larissa. Stich von Coronelli Vicenco 1688. Die Ansicht zeigt schematisch die Moschee sowie die Brücke über den Pinios
Die osmanische Herrschaft endete endgültig nach den Türkenkriegen 1898. Im Fortgang wurden viele Reste osmanische Herrschaft in der Stadt geschleift. 1908 wurde die – aus heutiger Sicht baukünstlerisch bedeutende Hassan Bey Moschee aus dem 16. Jahrhundert geschleift. Sie hatte das Stadtbild auf der antiken Akropolis an der Pinios-Brücke über 300 Jahre geprägt und wurde nun ab 1909 durch einen neuen Kirchenbau (Aghios Achillios) ersetzt. In neobyzantinischem Stil, unter Verwendung von viel Stahlbeton und Marmor. Das Schicksal der Umbenennung nach der Re-Hellenisierung, das viele kleinere Orte Thessaliens erlitten, erfuhr Larissa nicht: ihren antiken Namen hatte die Stadt durch alle Zeiten, auch während der Herrschaft der Osmanen, behalten.
Skizze aus dem Judenviertel von Larissa, Bertholdy, 18. Jhdt
Nach der weitgehenden Auslöschung der osmanischen Architektur erfolgte die Zerstörung der Stadt im 2. Weltkrieg. Im März 1941 war die Stadt von einem Erdbeben heimgesucht worden, wenige Tage darauf bombardierte die italienische Luftwaffe die Stadt. Deutsche Truppen besetzten die Stadt 1941-44, in der Folge wurden von hier über 1800 Juden nach Auschwitz deportiert.
Was Erdbeben und zweiter Weltkrieg nicht vernichteten, verschwand im Zuge der Modernisierung und Neubebauung. Noch in den 1980er-1990er Jahren verschwanden fast alle der noch übrig geblieben Bauten aus der neoklassizistischen Bauten des 19. Jahrhunderts und bis auf wenige Ausnahmen alle verbliebenden Gebäude aus osmanischer Zeit.
Heute ist Larissa eine pulsierende, moderne Stadt; ein Streifzug lohnt sich dennoch allemal, keineswegs nur zum flanieren und Shopping in den großzügig angelegten Fußgängerzonen oder dem ausgedehnten Park Alkazar am Ufer des Pinios, der die Stadt durchfließt. Und wer genau hinsieht, stößt auch noch hinter modern Geschäftsfassaden auf das ein oder andere vormoderne Relikt.
Wer sich für die Geschichte Thessaliens interessiert, kommt an einem Besuch im „Diachronen Museum Larissa“ nicht vorbei. Hier werden archäologische Funde von der Jungsteinzeit bis in die osmanische Zeit ausgestellt. Außerdem werden regelmäßig Sonderausstellungen zu ausgewählten Kapiteln der Regionalgeschichte gezeigt.
Reste des alten türkischen Hamam – umbaut mit Läden vom Beginn des 20. Jahrhunderts. Aber auch sie wurden später abermals zur Unkenntlichkeit „modernisiert“.Spuren eines Obst-und Gemüseladens aus den 1970er JahrenLarissa: Moderner Bioladen für Obst und GemüseTsipuro-Zeit in der MittagspauseEin noch erhaltenes neoklassizistisches Wohnhaus zwischen Hochhäusern vom Ende des 20. JahrhundertsPinios-Brücke mit der Kirche Aghios Achillios auf der ehemaligen Akropolis. Bis 1907 stand hier die Hassan Bey Moschee aus dem 16. Jahrhundert Aghios Achillios mit dem bronzenen Pferdedenkmal (1980er Jahre?)Auch die jüngsten Zeiten – (Wirtschaftskrise, Corona-Krise) – haben im Straßenbild Spuren hinterlassen Restauriertes Geschäftshaus aus dem 19. JahrhundertZahlreiche Geschäfte in der Fußgängerzone laden zum Einkaufen einStraßencafes in großer Zahl erfüllen die ausgedehnten Fußgängerzonen
Beginn eines merkwürdigen Bauprojetes durch Mavrovouni und Pilion
Die letzten Jahre berichtete ich über eine schönen, verwunschenen Feldweg, der unterhalb des Ortes Sklithro durch Berghänge und Felsen entlang der Küste bis zum Ort Keramidi in den Pilion führt. Ein holperiger unbefestigter Feldweg, der an wenigen Häusern, kleinen Olivenhainen und einem verlassenen Bergwerk entlang führt. Am Ende des Weges liegt das Bergdorf Keramidi, das seinerseits eine gute Straßenanbindung in die thessalische Ebene bei Kanalia und weiternach Volos oder Larissa verfügt.
Keramidi selbst ist ein hübsches, verschlafenes Nest, malerisch in den Bergen gelegen, darunter am Meer befindet sich eine kleinen Badebucht, Kamari genannt, drei Häuser, ein Strandcafe.
Am Strand von Kamari
Blick von der Plateia des Ortes Keramidi
Dieser Anblick gehört bald der Vergangenheit an: weiße Quarzsansteinfelsen in den Bewaldeten Berghängen zwischen Keramidi und Skiti im Nordteil des Pilion. Bald wird hier eine Schnellstraße die Landschaft durchschneiden
Von Keramidi aus führt dann noch eine etwa 15 Kilometer lange, einfache Straße zum nächsten Ort , Veneto genannt. Auch hier leben in den Sommermonaten vielleicht 100 Menschen, in den Wintermonaten kaum jemand.
Ein kleiner Reisebericht von 2018 – zwischen Mavrovouni und dem PilionHalbinsel Pilion (unten/mitte) und Bergland Mavrovouni (oben)
Sieht man sich die Gegend auf der Karte an, so stellt man fest, dass die stark von Tourismus frequentierte Halbinsel Pilion jedoch eine Sackgasse darstellt. Bis heute ist sie eigentlich nur von Volos aus erschlossen, am Ort Zagora enden die Verkehrsverbindungen. Besonders im Sommer und Herbst schlängeln sich horrende Autokolonnen von Volos kommend in die Bergdörfer des Pilion, verpesten die Luft und verursachen einen höllischen Lärm. Die Folge für die einst einmal romantischen Bergdörfer mit ihren bis in die 1980er Jahre nicht gut erhaltenen Steinarchitektur des 18. und 19. Jahrhunderts: sie wurden mit einer Vielzahl von Neubauten in Form von Hotels überzogen, protzigen Privathäusern (errichtet aus Beton, verkleidet mit Natursteinen und kitschigen Accessoires, die sie („traditionell“ aussehen lassen sollen), eine Skipiste ergießt sich vom höchsten Ort Chania in die Wälder hinab, Andenkenläden und Cafes säumen die sich hinauf schlängelnde Straße, auf der sich Reisebusse in die einst naturbelassene Landschaft hinaufwälzen.
Ein Bild, das bald der Vergangenheit angehört: Ziegenherde auf dem Feldweg Weg zwischen Sklithro (Mavrovouni) und Keramidi (Pilion)
Etwas zum Pilion gab es hier schon einmal zu lesen:
Sieht man sich die Luftbildkarte weiter an, so bemerkt man, dass die Berggegend des Pilion, und vor allem die von Mavrovouni, nahezu durchweg dunkelgrün ist. Es sind Wälder, eine der letzten geschlossenen Laubwaldgebiete Mittelgriechenlands. In der Karte findet man eine blaue Linie. Das ist die von „Google-Maps“ vorgeschlagene Fahrt auf den Pilon, alle Orte am Hang der bewaldeten Halbinsel werden nur von Volos aus erschlossen. Dann sieht man auf der Karte oben an der Küste eine Rote Linie. Dort hat gerade der Bau einer gewaltigen Schneise durch den Wald begonnen. Hier soll in den nächsten Jahren schon eine breit ausgebaute Schnellstraße durch die Wälder führen – versehen mit hohen Stütz- und Begrenzungsmauern, Rastplätzen, Tankstellen und Brücken und autobahnähnlich ausgebauten Anschlussstellen. Auch angrenzende Feldwege sollen asphaltiert und ausgebaut werden. Jahrhunderte alte Baume und Vergetationsräume werden abgeräumt.
Noch mehr Autoverkehr wird sich auf den Pilion ergießen, noch mehr Beton in den einst noch malerischen Ofrten vergossen, Siedlungen werden zu Hotelburgen, ehemals allenfalls forstlich oder landwirtschaftlich genutzte Grundstücke werden zu Bauland: die Begehrlichkeiten sind enorm. Bisher waren der Pilion und Mavrovouni kaum von Waldbränden betroffen: man darf hoffen, dass das nur daran liegt, dass hier an den Nordosthängen der Berge bislang verhältnismäßig viel Regen fiel. Straßen durch unberührte NAtur verboinden nicht nur Ortschaften miteinander, sie sind Magneten für weitere Zersiedelung. Man darf nur hoffen, dass sich nicht das Schlimmste bewahrheitet. Griechenland könnte eines seiner letzten Naturräume an Wirtschaft und Tourismus verlieren.
Die Bauarbeiten haben bereits in diesem Sommer auf den ersten Kilometern zwischen begonnen. Das, was man bereits erkennen kann, lässt die Ausmaße erahnen.
Diese Bilder sind bald Geschichte: eine Schnellstraße wird diesen malerischen Weg durch die Natur betoniert.
Die folgenden Aufnahmen entstanden in der ersten Septemberwoche 2021. Das erste Teilstück der neuen Straße verläuft genau dort, wo zwei bis drei Jahre vorher die Bilder aus der obigen Galerie auf dieser Seite entstanden.
-einfügen Bilder Straßenbau-
Träger der Baumaßnahmen ist die Regionalregierung der beiden thessalischen Präfekturen Larissa und Magnesia. Man erhofft sich mit dem Projekt, die Region für den Tourismus weiter zu erschließen, um dabei die besondere Schönheit der Landschaft zu zeigen (sic!). „Der Hauptzweck dieser (touristischen) Reiserouten besteht darin, die natürliche und vom Menschen geschaffene Umwelt hervorzuheben „. Quelle: elektronisches Nachrichtenblatt e-thessalia.gr)
Genehmigt und im Bau befindlich ist jetzt das erste Teilstück mit einer Länge von 12,1 Kilometer zwischen Rakopotamos/Sklithro und Keramidi/Kamari. Die Kosten für dieses erste Teilstück belaufen sich auf ca. 15 Millionen Euro. Die Fortsetzung ist in Planung, nämlich von dort weiter durch den nahezu unbewohnten Teil des Pilion bis Zagora, Gesamtlange etwa 43 km.
Berichte über die Gegend hatte ich bereits in den vergangen Jahren im Blog beschrieben:
Aufmerksamen Lesern des Blogs wird nicht entgangen sein: das Jahr 2020 fehlt. Der Corona-Epidemie ist diese Lücke zu verdanken. Ende August 2021: wir sind geimpft, elektronische Impfpässe haben wir mit, auch halten wir das griechische Einreiseformular (PLF) mit dem QR-Code bereit, den man nach einer längeren Online-Prozedur von der griechischen Einreisebehörde bekommt, bereit. Hier werden nicht nur persönliche Daten, Impfstatus oder Impfstatus erfasst, sondern auch Reiseziel mit Anschrift (die natürlich niemand kontrolliert) und die Daten der mitreisenden Personen. Dass „Corona“ nach wie vor ein Thema ist, bemerkt man bei den Durchsagen (Abstand halten) am Frankfurter Flughafen, auch werden Fluggäste bei Ein- und Ausstieg aufgefordert, Abstände einzuhalten. Das scheint jedoch nicht für den Flughafenbus zu gelten – wohlgemerkt: auf dem Frankfurter Flughafen. Hier werden die Fluggäste rücksichtslos wie Ölsardinen hineingezwängt. Da kann man nur beten, dass kein Infizierter durchgerutscht ist und seine Viren verbreitet.
Bis auf Kreta und die meisten griechischen Inseln Griechenland (noch) nicht als Hochrisiko-Land – was sich täglich ändern kann, denn selbstverständlich steigen die Infektionszahlen hier genau so wie in Deutschland. Die Dynamik ist vergleichbar, die Zahl der zurückliegenden Erkrankungen ebenso wie die Zahl der Todesopfer (Aktuelle Zahlen gibt es beispielsweise hier).
5,9 % der knapp 10,3 Millionen starken Bevölkerung wurde in Griechenland bereits infiziert , von den Infizierten starben 2,3 % an der Krankheit. Beides Werte, die sich in etwa mit denen Deutschlands vergleichen lassen. 55,7 % der Bevölkerung (Stand 6. September 2021) haben vollständigen Impfschutz erhalten. Ein Wert, der sich etwa mit der Impfquote in Sachsen-Anhalt vergleichen lässt (56,3%). Auch zeigt die Impfung Wirkung: Weit über 90 Prozent der Covid-Patienten auf den Intensivstationen sind ungeimpft.
Improvisierte Corona-Teststationen am Athener Flughafen
Auch die gesellschaftlichen Diskussionen weisen erstaunliche Parallelen auf: Während die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung die Infektionsgefahr ernst nimmt, sich an Regeln hielt (und hält), gibt es auch in Griechenland eine Bewegung von Querdenkern, Spinnern und Verschwörungstheortikern. Im Unterschied zu Deutschland wird die Spinnerfraktion aber nicht nur von Rechtsextremisten, sondern auch von „religiöse Fundamentalisten“ aus den Reihen der orthodoxen Kirche befeuert.
Nicht alle Kirchen wehren sich gegen Corona-Maßnahmen: an dieser Kirchentür wird ausdrücklich auf die Maskenpflicht hingewiesen.
Jüngst entzündeten sich Proteste gegen „Zwangsimpfungen“: seit dem ersten September müssen sich Angestellte gegen Covid-19 impfen lassen. Wer sich weigert, bleibt zuhause und: erhält keinen Lohn. Das Gesetz findet bereits Anwendung.
Die steigenden Infektionszahlen veranlassen den Griechischen Staat zur Sorge: nachdem man – vor allem aus wirtschaftlichen Gründen – vor beginn der Tourismussaison massiv „gelockert“ hat, die Infektionszahlen in Folge unweigerlich in die Höhe schnellten (besonders unter Jugendlichen) will die Regierung nun die Zügel anziehen. Ab dem 13. September (da ist die Urlaubszeit auch in Griechenland weitgehend vorbei) gelten strengere Regeln. Ab dann müssen die Griechen die Corona-Tests selbst zahlen, die Kosten in Höhe von 10 Euro dürften jedoch nicht jeden abschrecken. Im Freizeitbereich wird ausnahmslos die 2G-Regel gelten: Zutritt zu öffentlichen Veranstaltungen wie auch zu geschlossenen Räumen von Tavernen und Restaurants haben dann nur noch Geimpfte und Genesene, deren Infektion nicht länger als sechs Monate zurück liegt.
Auch der Druck auf ungeimpfte Arbeitnehmer wächst: Arbeitgeber dürfen Auskunft von ihren Mitarbeitern über ihren Impfstatus verlangen. Wer nicht geimpft ist, muss zwei mal die Woche zum Test.
150 Euro Prämie statt einer Bratwurst
Der Staat hält jedoch nicht nur die Peitsche bereit, um den Impfstatus der Bevölkerung zu verbessern. Insbesondere der niedrige Anteil Geimpfter unter Jugendlichen macht Sorge: es wird mit Prämien gelockt. Doch in Griechenland knausert man nicht, um die Jugend an die Spritze zu locken: mit der sprichwörtlichen Bratwurst wie in Thüringen lässt man sich nicht lumpen. Impfwillige im Alter zwischen 18 und 25 Jahren erhalten Cash aufs Smartphone: Wer mindestens eine Impfung nachweist, den belohnt der Staat mit einem Guthaben von 150 Euro, und zwar direkt auf das Smartphone. Ganz beliebig verjuxen kann man das Geld jedoch nicht: mit dem Guthaben können die so Belohnten jedoch an staatlichen Einrichtungen bezahlen, etwa für Bahn- und Schiffstickets oder Eintrittskarten in Museen oder Konzerthäusern.
Dies soll jetzt aber kein Corona-Blog werden. Wie immer wollen wir mehr oder weniger zufällige und beiläufige Reisebeobachtungen schildern – dieses mal – auch Corona-bedingt, weil wir auf weiträumiges Umherreisen verzichten – beschränkt auf die Region Thessalien, den weiten Raum um Larissa, Aghia, Mavrovouni und dem Pilion. Im Alltagsleben ist „Corona“ sichtbar. Nicht nur, dass einer unserer Freunde seinen jungen Hütehund „Covid“ genannt hat. Da hält man besser Abstand. In den meisten Geschäften, auch kleineren, wird die Maskenpflicht ziemlich konsequent eingehalten. Im Straßenbild trifft man viele, vorwiegend ältere Menschen an, die freiwillig auch draußen ihre Masken tragen, mehr als in Deutschland, das ist der subjektive Eindruck bislang. Ansonsten: die meisten Läden haben die diversen Lockdowns überlebt, das Strandleben scheint wie immer, die Tavernen sind gut besucht, im Innenbereich hält sich um diese Zeit im noch immer warmen Spätsommer ohnehin niemand auf, beim unweigerlichen Toilettengang durch das Lokal ziehen die meisten Gäste brav ihre Maske auf, das Personal serviert grundsätzlich auch draußen nur mit Gesichtsschutz.