Kreta 2024 – Ein kurzer Bericht

Iraklio /Heraklion

„Bitte verbessern Sie den folgenden Text, ergänzen Sie die Informationen in den eckigen klammern“. So kommandierte ich Chat-GPT, aber leider kam nur Unsinn heraus. Wesentliche Teile des Textes wurden weggelassen, und die Textfragmente, die ChatGPT bearbeitete, waren in einem hoffnungslos amerikanischem, kitschigen Stil geschrieben. Warum ich mir die Arbeit, selber schreiben, dieses mal ersparen wollte? Hallespektrum befindet sich im Umbau, den Text hier erreichen vermutlich nur weniger Leser. Und ich habe einfach nicht den Bock, jeden dritten Tag mich ins Hotel oder Ferienhaus-Zimmer zu verkriechen, und Urlaubserinnerungen aufzuschreiben. Aber ein paar Dinge will ich loswerden, der Vollständigkeit halber. Und berichte deshalb nur von der einen Woche Kreta, die wir dem zweieinhalbwöchigen Urlaub in der Heimat Thessalien gewissermaßen „vorgeschaltet“ haben.


1. Die Ankunft in Heraklion (Iraklio). Nach der Landung (übliche Verspätinhen, Fluggesellschaft bekam keinen Slot auf dem BER). Mit Taxi zu Hotel Lato. Am Flughafen warten zwielichtiger Taxifahrer. Bietet Fahrt für 16 Euro an, sei billiger, sagte der eine. Wir lehnen ab, es ist übrigens illegal. Am regulären Taxistand treffen wir auf höflichen Fahrer. Am Ende der Fahrt verlangt er 14 Euro. Wir gehen 16. Das Hotel Lato ganz OK, schöne Terrasse. Oben Netter Kellner, stellt uns Wein kalt. Hotel etwas oberhalb des venezianischen Hafens. Wir finden Lokal, wo wir essen, es heisst Arismari Varsammo (αρισμαρι βάρσαμο ) und befindet sich auch am venetianischen Hafen. Sehr gutes, klassisches kreτisches Tavernenessen, Mesedes (aus dem türkischen Meze, Vorspeise) usw. Wir gehen auch am nächsten Tag wieder hin, so gut ist es.

Es gibt Tiri saganaki (Gebratener Schafskäse), Schnecken (Chochlious), Schweinesouflakia, Apakia (eine Art gebratener Kasseler), Muscheln, als Nachtisch Rosensirup, Rosenblättergelee.Es wird Raki gereicht zum Abschluss des Nachtischs und Nusskuchen (Karidopita) mit Vanilleeis und Früchte.

Nächster Tag Stadtbesichtigung: Venezianisches Rathaus mit Loggia, Kirche Agios Titos (eine byzantinische Kirche, später Moschee, wieder Rückverwandelt in Kirche). Hafen: Festung Koules (aus dem türkischen Kule,= Festung) . Osmanischer Bebo-Br unnen. Archäologisches Museum, viel Minoisches, Phantasievolle Palastrekonstrktionen. Fotografieren ist erlaubt, was die Angelegenheit angenehm macht.

Mietwagen mieten:

Mit dem Tax zum Flughafen, dort nach Mietwagen gesucht, sehr einfach. Taxifahrer ist sehr nett, er fragt uns etwas aus. Ob unsere Kinder auch beide Sprachen sprechen, was wir verneinen, denn: Wir haben keine. Er entschuldigt sich dafür. Wir reden über Sprache, Dialekte, er scheint viel Ahnung zu haben. Er warnt uns: es sei schwierig, Unterkunft zu finden, jetzt im September. September sei mittlerweile Hochsaison wie Autist. Wir glauben das kaum, aber er wird recht behalten. Kreta habe sich durch den Massentourismus sehr verändert, sagt er, und auch da hat er reicht, wie wir später feststellen. Zugeht waren wir vor 6 Jahren hier, vor Corona. Er beklagt sich über die anarchistischen Autofahrer (Parke in zweiter Reihe, parken auf dem Fußweg) und fragt, ob ds bei uns auch so sei. Nun ja, ganz verneine kann man das nicht. Aber die Strafen seien halt höher, sagen wir. Mietwagen finden: Am Flughafen total einfach. Wir betreten kaum den Platz, da werden wir schon angesprochen. Autovermieter freut sich, deutsch zu sprechen. Sein Angebot ist unschlagbar günstig. 240 Euro die ganze Woche, kleiner Fiat, wir sind einverstanden, alle Koffer passen rein, er schenkt uns auch noch eine Dose Olivenöl, Wasser, einen Sonnen Schirm. Los geht’s. Wir wollen an die Südostspitze, libysches Meer, Xerokampos. Da waren wir schon mal, da hatte es uns gefallen. Unterwegs tolle Landschaft, Richtung Süden durch die Berge, es wird immer trockener. Viel Schopfthymian, es richt nach Gewürzen in der Luft.

Etia – Ruinenstadt der venetianischen Renaissance

Unterwegs halten wir an einem unvermittelt auftauchenden Ruinendorf an. Es sind Ruinen aus venezianischen Zeit, der Ort hieß Etia, bis er von den Türken platt gemacht wird.Es gibt eine venezianische Kirche, 16. Jahrhundert, Hausruinen und einen venezianischer Palast: hohes Sockelgeschoss, darüber ist noch ein Prachtgeschoss erhalten, Renaissance, die oberen weiteren zwei Stockwerke sind zerstört. Im Erdgeschoss gibt es eine Ausstellung, organisiert von der staatlichen Denkmalpflege, Schautafeln erläutern die Geschichte der venezianischen Renaissance-Zeit auf Kreta. Durchaus sehenswert. Unsere Ankunft spätnachmittags Xerokampos. Das Hotel, wo wir früher waren, ist belegt. Macht aber auch einen etwas heruntergekommenen Eindruck, und deshalb hält sich die Enttäuschung in Grenzen. Wir fahren an einem Minimarkt, fragen dort die Besitzerin, die auch Zimmer anbietet. Selber hat aber keine mehr. Hilfsbereit, wie sie ist, telefoniert alle ihre Freundinnen am Ort an. Eine Frau namens Katina hat noch ein Zimmer, ganz in der Nähe, es liegt auch in Xerokampos. „Liviko View“ nennt sich die Taverne, die sich im Erdgeschoss befindet. Super Aussicht, nettes Appertement, Blick über Dach der Taverne über eine riesige blühende Bougainvillea über das Dorf bis hin zum Meer. In der wir dann auch essen werden. Gute, durchschnittliche kretische Küche. Sehr zu empfehlen: Das Frühstück. Das Personal, das das Frühstück macht, ist superfreundlich. Unter anderem gibt es auch Nerati, eine Art Pfannkuchen mit Misithra-Käse, Honig drüber gegossen. Jedenfalls ziemlich geil. Abends an den Strand. Super flaches Wasser, pisswarm, etwas schwer reinzukommen, weil am Rand Bänke aus spitzen Steinen, dazwischen weicher Sand. Zum Schwimmen eher nicht geeignet, weil sehr flach. Aber für Kinder und Senioren gleichermaßen klasse. Überhaupt: alle Strände sind hier um diese Zeit leer, keiner überlaufen, die einzige Ausnahme ist der Palmenstrand Vai (dazu später mehr).

Zakros

Nächster Tag: Ausgrabungsort, archäologische Stätte Zakros. Sehenswert, bedeutender Fundort, liegt ganz in der Nähe. Die Ruinen glühend heiß, in der Sonnenhitze mähen Arbeiter das trockene Gras ab, kein toller Job. Typischer griechischer Archäologischer Platz: Erklärung einig, ein paar Tafeln, Grundrisse, Palast, rechts und links antike dörfliche Strukturen. Hier in Zakros mündet ein kleiner Bach, der aus einer Schlucht kommt, die in der Nähe des Ortes „Ano Zakros“ (Ober-Zakros) beginnt. Eine sehr grüne Schlucht in Mitten einer trockenen, Karst-Landschaft, bei Touristen Beliebt. Unterwegs: immer wieder Schopf-Thymian am Straßenrand. Wir sammeln die vertrockneten Blüten und Blätter für den Winter. Scharfer Geruch nach Thymol, fast chemisch. Wir fahren zum Strand von Vai. Die berühmten Platanen des Theophrast: „Phönix Theophrastii“. Die Palmen: einst fast ausgestorben, jetzt ist die Schlucht bis zum Strand voll davon, geschützt. Der Strand: Horror, total voll, Touristenhölle.

Hallenser müssen die Natursaline von Xerokampos gesehen haben

Interessant: direkt bei Xerocampos gibt es eine Salzmarsch am Strand. Hier entsteht auf natürlichem Wege Meersalz: der Strand ist flach, lehmig. Die Wellen bilden Pfützen, und lassen kristallines Salz zurück, wenn die Pfütrzen eintrocknen. Das etwa 10 Hektar große Gelände steht unter Naturschutz, es gibt viele Salzpflanzen. Abends, was Essen: Wir erinneren uns an einen Ort, wo wir vor 6 Jahren so toll gegessen hatten: kretische Küche, original, Fleisch, Schnecken,Fisch, Mesedes. Wo war das? Es war irgendwo oberhalb von Ano Zakros. Wir fragen Freunde, die damals mit waren. Sie konnten sich nicht mehr genau erinnern. Aber eines wussten sie: „Hei Wu“ hat doch damals etwas für diese elektronische Zeitung (gemeint war Hallespektrum) geschrieben. Ah ja. Natürlich. Das war in Andravasti, Hurra, wir fahren hin. Aber: Fehlanzeige: Es war wohl nicht nur die Empfehlung von Hallespektrum, der das Lokal plötzlich so beliebt gemacht hat: Der Wirt lässt uns nicht rein, wir hätten mindestens drei Tage vorbestellen müssen. Drinnen: Proppevoll, deutsche und englische Touristen, betagt, wohlhabend. Ich bereue es, Lokalempfehlungen gegeben zu haben, das mache ich nicht mehr.

Wir finden dann eine Dorftaverne in Ano Zakros. Kitschiger Brunnen mit viel bunten Lampen, viele schreiende Kids. Der Wirt schleppt Tische raus. Es gibt einfache, aber gute ehrliche Küche (Souvlakia, Biftekia, geile Pommes.. ). Kein Wort englisch. Noch stimmt wenigstens hier die Welt. Abreise von Liviko/Xerokampos: Ziel ist die Gegend um Aptera bei Chania, Bucht von Souda. Es ist eine lange Fahrt, wir passieren Hierapetra (langweilige Stadt am Meer, viel Beton) Richtung Chania durch die Berge. Zwischenhalt in Gortyn. Antike Ausgrabungsstädte und Museum. Im Odeon findet man die eine der ersten Griechischen bürgerlichen Gesetzestexte in Stein gemeißelt: sie regeln unter anderem, wie mit Vergewaltigern zu verfahren ist: Zwei Drachmen zahlt, wer seine eigene Sklavin vergewaltigt. Die 50-fache Summe ist fällig, wer das einer freien Bürgerin antut.

Aptera, Almiyrida, Gavallochori: Ausflüge in der Region Chania

Wir versuchen, den damaligen Wirt von damals in Aptera zu erreichen, zu dem wir eine sehr freundschaftliche Beziehung pflegten. Er entschuldigt sich vielmals, er hat in seinen „Apterea Hotels“ (die sonst sehr zu empfehlen sind) nichts frei. Wer versucht, seine Freunde ringsum nach Hotelplätzen abzufragen. Fehlanzeige. Alles ausgebucht, sogar bei booking.com. Wir finden dann (über booking.com) noch eine allenfalls leidliche Unterkunft in dem Touristenort Almirida. Geht so. Der Abend: das Essen an der Starndpromenade: eine Touristenbude reiht sich an die Andere, es sieht aus wie auf dem Laternenfest in Halle. Ein Lokal wirbt mit „moderner kretischer Küche“. Gepflegte Atmosphäre. Aber das Essen ist teuer und Scheiße. „Moderne kretische Küche“ sollte man als Warnhinweis auffassen. Hier bemüht man sich, die kretische traditionelle Küche mit vermeintlich internationalem Schnickschnack aufzuhübschen: das ist wie der misslungene Versuch, ein Bauernmädchen in ein Kostüm von Dior stecken. Und so wird dann „Tiri saganaki“ mit einer süß-sauren Marmelade serviert und der griechische Salat in Balsamico ertränkt. Auch wenn der Ort doof ist: die umliegende Landschaft verlockt zu Ausflügen. Wir suchen den einzigen großen Süßwassersee Kretas: den Limni Kournas, den Kournas-See. Es ist Naturschutz und Wasserschutzgebiet. Der Seespiegel schwankt nach Jahreszeit um mehrere Meter. Im Hintergrund die Berge (Levka ori, „weiße Berge“) aus deren Wassern sich der See speist. Dass der See ein Wasserschutzgebiet ist, hindert nicht daran, ihn touristisch als Bade- und Freiheitsentzug zu erschließen. Paddelboote, viele Gäste am teils schlammigen Strand, ziemlich warmes, flaches Wasser, das zur Mitte des Sees blau wird, wie ein Alpensee. Das liegt am Wasser. Das Wasser hat viel Kalk, der kommt von den weißen Bergwerken, die aus Kalk und weißer, einer Kreide bestehen.

Kreta steht in der Kreide

„Kreide“: der Name stammt ab von Terra Creta, Kreta-Erde. Unser Wort für Kreide kommt da her. Schon in der Antike schätzte man das weiche, weiße Material als Grundlage für weiße Anstrichfarbe, zum Zeichnen, als Gemäldeuntergrund. Vom Kournas See fahren wir weiter hinauf, südlich, steil hinauf in die Berge. Wir treffen auf die Wasserfälle von Argyroupoli („Silberstadt“). Oberhalb ist eine kleine Ansiedlung, um die Wasserfälle haben sich Tavernen angesiedelt, die überwiegend Flussfisch auf dem Programm haben. Ein Ort für Reisebusse. Vorbeifahren lohnt sich, mehr aber nicht. Von hier aus führt die Straße zunächst durch die Schlucht, atemberaubend grün, bewaldet, rauschender Bach. Immer mehr schrauben wir uns die Serpentinen hinauf. Es wird karger, steile Berghänge ringsum, keine Siedlungen mehr.


Die Hochebene von Kallikrates

Ziegen und Schafe fressen an den kargen Sträuchern. Ganz oben, an der Wasserscheide zum libyschen Meer, liegt eine Hochebene. Sie ist grün, einsam und gilt neben der Lasithi-Ebene als die schönste Hochebene Kretas. Hier ist die Welt noch ziemlich unberührt. Abseits der Siedlung eine kaum besuchte Taverne, ein Bio-Honigverkäufer. In der Taverne gibt es das beste Nerati von ganz Kreta. Wirtin sehr freundlich. Der Ort heißt Kallikratis, angeblich benannt nach dem Admiral Manoussos Kallikrates, der 1453 mit einer Flotte kritischer Freiwilliger an dem Versuch, Konstantinopel zu verteidigen, teilgenomm haben soll. Aber das ist eine Legende. Der Ort gehört bereits zu der südkoreanischen Provinz Sfakia. Legendär ist die Landschaft auf jeden Fall, und Tatsache ist, dass die Schlucht nach hier oben hinauf und dann hinab eine historischer Verkehrsweg zur Queerung Kretas von Nord nach Süd ist ist. Hier oben blöken Schafe, es wachsen Quitten, Birnen und Äpfel an den Bäumen, Schafe blöken, Ziegen meckern, im Hintergrund ein verrosteter Traktor und eine venezianische Kapelle. Einsamer, verlassener, schöner Ort., Berge ringsum. Es wird Abend, wir fahren hinab, nehmen einen etwas anderen Weg die Serpentinen hinab, über Myrokefalia hinunter an die Küstenstraße, den Hinweisschildern nach Rethymno folgend, und finden uns irgendwann wieder in Almyrida wieder.

Gavallochori

Vor sechs Jahren hatte es uns zufällig bei unseren Ausflügen (es hatte geregnet,) in den Ort Gavallochori verschlagen. Frierend landeten wir damals in einer etwas öko-angehauchten Taverne, es gab Rakomello zum Aufwärmen. Wir fanden den Ort wieder, romantisch ziemlich viele Taveren, und in besagte Taverne, an der wir damals eine Kleinigkeit zugenommen hatten, war noch da. Es wurden traditionelle Speisen angeboten, noch relativ unverfälscht, auch wenn hier auch die „neue Kretische Küche“ ihre Spuren hinterlassen hatte. Die Taverne war britisch besetzt, stand offenbar unter britischem Protektorat. Amtssprache war englisch, die meisten Besucher waren betagte Briten, solche, die wohl als Alternativtouristen vor 40 Jahren schon Kreta besetzt hatte. Man begrüßet uns freundlich, ein Mädchen schleppet eine schwere, kreide-beschriebene Tafel heran, platzierte sie vor uns auf einem Stuhl. Alles in Englisch. Wir verlangten Asche einer griechischen Tafel, die Bedienung entschuldigte siech, man habe nur eine, aber nach einiger Zeit wuchtete man die vor uns auf einen Stuhl. Die Auswahl beinhaltet ziemlich viele Kretische Gerichte. Es gab unter anderem Tyrokafteri (ein scharf, mit Peperoni angemachter Schafskäse – gut gemacht, übrigens) , die Teigtaschen Kaltzounia, diverse Käse aus dem Ofen, Riesenbohnen, Artischocken mit Erbsen, allerdings hatte man das Wort Erbsen übermalt, die Erbsen waren alle (Araka), statt dessen gab es die Artischocken mit Lauch (Praso), darüber hatte man Granatapfelkerne gestreut, (die neue kretische Küche ließ grüßen – was sollen die Granatäpfelkerne da?). Es gab „Bekri Meses“, ein sauer eingelegtes und geschmortes Schweinefleisch (sehr lecker), kretische Würste und vieles mehr. Insgesamt: eine Kulinarische Empfehlung. Und wer nicht hier Platz findet, findet Platz in einigen der anderen Tavernen hier im Ort, mit Einschränkungen kann man den Ort auf jeden Fall noch empfehlen, sicher naher nicht mehr als den absolute Geheimtipp. Solche gebe ich hier ohnehin nicht mehr in diesem Blog ab. Nach einigere Zeit gewöhnte sich das Personal auch daran, mit uns griechisch zu sprechen, es kostete sicherlich Überwindung.

Katzen

Für Katzenliebhaber ist Kreta immer eine Reise wert. An allen Ecken und Enden begegnet man den Tieren, bettelnd in den lokalen, dösend in den Hauseingängen. Teils gut gepflegt, teils elend und halb verhungert. Sie folgen dem Typ der „ägäischen Hauskatze“, über die ich bereist schrieb: langbeinig, langer Schwanz, die Kater überwiegender, anschmiegsam, und verlangen der Mitnahme. Ein leidiges Thema, gewiss.

Kretas Nordwesten

Wir wollten noch die Nordwestspitze Kretas besuchen. Im Hafen von Kissamos begegneten wir sieben Katzenexemplaren, fütterten sie, bis das Schiff zur Halbinsel Gramvoussa ablegte. Dort gibt es eine Lagune zwischen einem schmalen Landstreifen aus Sand, der die Halbinsel mit einem vorgelagerten Felsmassiv im Meer verbindet. Dieser Strand in die Lagune wäre komplett menschenleer, wenn nicht ständig Touristenboote dort anlegen würden, um Touristen auf den sonnenheißen, kargen Strand auskotzen würden. Hier gibt es Sand, viel Sand, Felsen, eine pisswarme Lagune und einen Kiosk, der teures Wasser an die gestrandeten Touristen verkauft. Sonst nichts. Wer überleben will, muss sich auch im September – in das lurkige Wassr legen, sonst droht der Tod durch Überhitzung. Abends, vor Ablegen der Schiffe, kommt Leben an den Strand: blökend und meckernd kommen die Schafe und Zeigen von den Bergen herab, mischen sich unter die schockierten Badegäste. Leider hörte man hier vermehrte auch russisch, eine Sprache, die man glücklicherweise auf Kreta kaum mehr hört. Die Kretareise neigt sich nun dem Ende zu.

Margarites – die Keramikstadt

Margarites istr ein kleiner Ort mit gut erhaltener Architektur teils noch aus der venetianischen Zeit. Der kleine Ort liegt in den Bergen oberhalb der Straße zischen Chania und Rethymno. Im Ort gibt es mehrere Läden, das Angebot richtet sich an Touristen und besteht vorwiegend aus farbig glasierter Fayence. Edelkitsch überwiegt. Der Ton wurde ursprünglich oberhalb des Ortes abgebaut, heute kommt er fertig aufbereitet abgepackt aus Italien und Deutschland. Großartig ist aber hier das einfache kulinarische Angebot. In der Taverna Giannousakis bekommen wir traditionelle kretische Mesedes, zu empfehlen neben feinen Lammkoteletts sind beispielsweise die Kolokythokeftedes, eine Art Frikadellen aus einer Zucchinimasse. Von der Terrasse des Lokals hat man eine schöne Aussicht, beim Publikum handelt es sich fast überwiegend um Einheimische.

Das Nationalheiligtum Arkadi und der Mythos um den Selbstmord in der Pulverkammer

Auf der Rückfahrt Richtung Irakleio, wo Mitternacht unser Flugzeug nach Athen abfliegen soll, nehmen wir noch das kretische Nationalheiligtum, das Kloster Arkadi, mit. Es ist eine Art Nationalheiligtum: Als der Befreiungskrieg Griechenlands 1897 auch Kreta erfasste,  verschanzten sich Bürger, Krieger und Mönche in dem Kloster vor den angreifenden Türken. Die Legende besagt, der griechische Offizier habe die Klosterfestung nicht für Verteidigungsfähigkeit gehalten, und den Abzug empfohlen. Die Türken griffen an, es kam zu einer Explosion der Pulverkammer. Die Legende besagt, der Abt habe die Pulverkammer selbst entzündet, wo sich die betenden Gläubigen zum kollektiven Selbstmord versammelt hätten. Auf der Hinfahrt gibt es unter uns Streit: kann es sein, dass der Mythos stimmt, der Abt habe eigenhändig mit der die Lunte in der Pulverkammer entzündet, um die um ihn versammelten Gläubigen Christen in den Märtyrertod zu führen? Zeugen wird es dafür doch nicht gegeben haben könne, die Beteiligten hätten den Pulverblitz wohl kaum überlebt, um davon anschließend berichten zu können. Nichtsdestotrotz: der Märtyrertod wird im Kloster dramatisch in Szene gesetzt, in der angeblichen Pulverkammer sieht man eine Illustration, wie der sagt mit der Brennenden Kerze das Pulverfass unter den Betenden entzündet. Jedes Land braucht halt nationale Mythen.

Doch, vergiss es lieber, hier Geld einzuwerfen. Das Teil ist kaputt. Wie auch der ganze Flughafen übrigens. Ein Neuer, außerhalb von Iraklio, ist allerdings in Planung.

Im Flughafen Irakleion geben wir das Auto ab, der Vermieter macht eine kurzen Check, keine Probleme. Nach dem Sicherheitscheck (wir dürfen unsere 5 Feuerzeuge mitnehmen) fällt mein Blick auf einen Automaten: hier kann man typisch griechische Samen kaufen. Der Kleingärtner in mir wirft die verlangten 2 Euro ein, nichts passiert, der Automat ist kaputt. Auf uns warten noch nach unserer Landung knappe zwei Wochen Festland-Griechenland. Ob ich drüber schreibe, weiß ich noch nicht. Das wären Katzen – und Familiengeschichten, ich will die Leser Nicht langweilen. Auf diesem Wege ein Gruß an alle Hallenser: fahrt nach Kreta – aber seid nicht enttäuscht. Diese größte Insel hat ich durch den Tourismus stark verändert. Die letzten Winkel der Ursprünglichkeit sind längst dahin und einer modernen Neuinterpretation von Ursprünglichkeit gewichen, die dem Erwartungshorizont der Kunden mehr entspricht als es jegliche Originalität kann.

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