Die Casa Bianca – Traumhafte Villa mit finsterer Geschichte

Die Villa in reinstem Jugendstil steht im Viertel „Exarchon“, einem ehemaligen Außenbezirk der Stadt Thessaloniki. Man komm an ihr vorbei, wenn man vom Flughaffen aus dem Westen kommend sich der Stadt nähert. Die ehemalige Villengegend der gehobene Bürgerschicht ist mittlerweile stark von modernen Bauten der Stadt zugewachsen, hin und wieder trifft man hier zwischen mehrstöckigen Hochhäusern aus den 1970er Jahren noch in Lücken auf die ursprüngliche Bebauung. Eine davon ist die Casa Bianca, die heute die städtische Pinakothek berbergt. Gebaut wurde sie 1911 – 1913 nach Plänen des italienischen Archititekten Pietro Arrigoni (Arrigoni ist übrigens auch einer der vielen Architekten, die nach 1917 am Wiederaufbau der Stadt mitwirkten – und in den 1920ern viele Neubauten in einer eigentlich nicht mehr zeitgemäßen Stilrichtung hinterließ). Eigentümer war der jüdische Italiener Dino Fernandes Diaz, ein Großhändler und Bankier. Seine Frau war die Französin Blanche (Bianca) de la Mayer. Die Eheleute hatten drei Kinder, Alina, Nina und Pierre. Blanche starb 1934 in Paris. Vater Dino und Sohn Pierre und dessen Familie flohen vor dem Einmarsch der Deutschen nach Italien, dessen Staatsbürgerschaft sie besaßen. Sie zogen an den Lago Maggiore, wo sie nach dem deutschen Einmarsch dort von Deutschen aufgegriffen und ermordet wurden.

Die Villa in Thessaloniki wurde von deutschen Truppen zum Gebrauch für die Militärverwaltung beschlagnahmt , Nach der Befreiung zog Tochter Aline hier wieder ein, wo sie 1965 starb. Nach weiteren Besitzerwechseln und Konflikten mit der Denkmalbehörde gelangte das Haus riet das 1976 in den Besitz des Ministeriums für Bildung und Kultur.

Heute beherbergt die Villa städtische Pinakothek. Diese verfügt über mehrere Sammlungen, die übverwiegend auf Stiftzungen zurückgehen. So verfügt man über eine Sammlung neugriechischer Malerei, die Sammlung des Jugendstilmalers Nikolaus Gysis,(der die meiste Zeit seines Lebns in Bayern und Tirol wirkte), eine Lithografiesammlung, eine Karrikaturensammlung und eine Skulpturensammlung.

Zur Zeit (September 2022) sind diese Werke nicht zu sehen, statt dessen wird hier einen Ausstellung mit Werken des deutschen Künstlers findet eine Sonderausstellung des Düsseldorfer Künstlers Bernd Schwarzer statt. Der Titel lautet „Europawerk“ und zeigt vornehmlich Gemälde zur Politik Deutschlands und Europas. Bernd Schwarzer liebt es, Ölfarben mit dickem Spachtel verschwenderisch aufzutragen, seine Werke sind oft mehr farbige Reliefs denn Ölgemälde im klassischen Sinne. Seine bevorzugten Farben sind blau und gelb – was keinen Bezug zur Ukraine darstellt, sondern die Europaflagge aufgreift.

Die Ausstellung wird vom deutschen Außenministerium gefördert. Es gibt auch zwei dicke Kataloge zu erwerben, leider ist in einem (erschienen 2008) ein Vorwort von Gerhard Schröder enthalten.

Der Besuch des Hauses lohnt auf jeden Fall – und im Garten sitzt man angenehm im Schatten unter Bäumen, ein Gastronomiebetrieb sorgt hier für Erfrischungen und auch Kleinigkeiten zum Essen.