Katastrophenalarm auf Griechisch – ohne Klick, ohne App, ganz einfach aufs Handy

Sonntagabend. Die Luft ist schwül-warm, wir sitzen auf der Terrasse. Unsere Handys, so heiß geglüht und ausgelaugt vom vielen fotografieren, Whats-appen und navigieren liegen ausgeruht an den Ladebuchsen. Spiegelglatt liegt das Meer in der Dämmerung, am Horizont über dem fernen Chalkidiki ziehen Wölkchen am Abendhimmel auf.

Doch die Mobilfone sind unruhig. Wären es Katzen, würden sie vielleicht jetzt ihre Ohren aufrichten. Die Elektrokatzen sind hellwach. Sie brummen. Irgendwann greifen wir nach ihnen, auf dem Bildschirm erscheint eine Banderole: Katastrophenalarm.

Jetzt schalten wir sie alle ein. Überall leuchtet die Textbanderole wie ein Menetekel, lässt sich h nicht weg-x-en: „Außergewöhnlich intensive Wettervorgänge“.

Es geht um eine Wetterwarnung. Es wird vor ungewöhnlich starken Winden, Niederschlägen und einem Temperatursturz gewarnt. Wir sollen uns über die Medien informieren, warnt das Ministerium für Klimakrise und Zivilschutz.

Wie gelangt das Ministerium auf unser Handy ? Wir haben kein entsprechenden Apps installiert. Keine Zustimmung gegeben, dass uns irgendwer irgendwas schickt. Zum Test: Wir machen die Handys aus. Wieder an. Es brummt: und da kommt sie wieder, die Meldung. Die Warnung gilt für genau die Region, wo wir sind. Mittlerweile zucken Blitze über den jetzt nächtlich dunklen Himmel. Es fängt an zu stürmen, der Wind baut sich in der Nacht zu gefühlter Orkanstärke auf, im Schein der Straßenlampen sehen wir den Schaum der Wellen hoch auf den Strand auflaufen. Ein Mobilheimbesitzer fährt sicherheitshalber sein Gefährt weg, stemmt sich bei dem Versuch, die Anhängerkupplung an die Zugmaschine zu hängen, gegen Wind und peitschenden Regen. .Überall jaulen die Alarmanlagen auf. Den nächsten Tag erfährt man, dass es so schlimm nun doch nicht war, in Thessaloniki sind ein paar Keller überschwemmt worden, Straßen überflutet. Hätte alles schlimmer kommen können, noch immer ist das Meer aufgewühlt, zu Nachmittag beruhigt es sich.

Die Frage, die bleibt: warum schafft es das angeblich technologisch so rückständige Griechenland, alle Handybesitzer zu warnen – während wir in Deutschland noch immer, ein Jahr nach der Flutkatastrophe im Ahrtal, darüber diskutieren, was alles gar nicht geht, nicht sein kann, kaputte Sirenen, Datenschutz.. usw.

Letzter kommt hier übrigens gar nicht in Betracht: Nein, das Ministerium weiß nicht, wer wir sind, wo wir sind, und wir mussten auch keine Cookies akzeptieren: Die Mobilfunkanbieter sind schlichtweg gesetzlich gezwungen, die Warnungen als „Broadcast“ an alle Mobilanschlüsse der betroffenen Region zu schicken.

Cat-Warn habe ich dann übrigens spaßeshalber auch mal angeschaltet.. „In Ihrer Region steht dieser Dienst nicht zur Verfügung.“