Die Kapelle rumtata, und der Metropolit ist auch schon da

Apfelfest in Agia

Nach zweijähriger Pandemiepause wird in der Provinzstadt Agia wieder das Apfelfest gefeiert. Es dauert vom 31. August bis zum 8 September. Die Veranstaltung ist eine Mischung aus Kirchweih, Volksvergnügen und Kulturfest. Gestern begann die Festwoche zum 25. Mal seit ihrem Bestehen mit einer einer heiligen Messe und dem Empfang des Metropoliten von Larissa und Tirnavos, Hieronymus Nikolopoulos. Zur Begrüßung des Metropoliten, dessen Rolle etwa der eines Erzbischofs vergleichbar ist, haben sich schon vor der Kirche etliche schwarz gekleidete Würdenträger versammelt, die Blaskapelle begann Rumtatamusik zu spielen, wie es auch einem Spielmannszug Mannsfelder Bergleute zur Ehre gereicht hätte. Der Dienstwagen des Metropoliten trägt selbstverständlich kein ordinäres weltliches Kennzeichen – auf gelbem Grunde prangen in einer Schrift, die wohl byzantinisch wirken soll, die Initialen „Μ 𓅮 Λ &Τ“ , zwischen dem M und dem T prangt der byzantinische Doppeladler als kirchliches Herrschaftszeichen – so wie selbstverständlich die byzantinische Flagge gleichberechtigt gegenüber der griechischen Fahne vor dem Kircheneingang weht. Klares Bekenntnis zur Trennung von Staat und Kirche.

Aus dem Kircheninneren klingen die monotonen orthodoxen Gesänge der Lithurgie, die Gläubigen drängen hinein und hinaus in fliegendem Wechsel, vor der Ikone des hl. Antonius steht man Schlange, um sie zu küssen, wird kurz die Corona-Maske abgenommen. Der Heilige ist schließlich geimpft.

Die Plateia des Städtchens ist festlich hergerichtet, überall sind Fress- und Süßigkeitenstände und allerlei Verkaufsstände für blinkenden Nippes aufgebaut, mehrere beleuchtete Verkaufsbuden für „Chalvas Farsalon“ konkurrieren untereinander, die Verkäuferinnen machen durch energisches Klopfen mit dem Schneidmesser auf ihr Angebot aufmerksam. Chalvas Farsalon ist eine klebrige, gallertartige, stark nach angebranntem Karamell schmeckende, süße Masse aus Stärke, Zucker, Öl (oder Butter) und Wasser, gelegentlich sind Nüsse eingearbeitet. Für ein griechisches Volksfest ist das so ikonisch wie Zuckerwatte in Deutschland (mit der ebenfalls „Halvas“ genannten Süßmasse auf Sesambasis hat das Zeug nur den Namen gemein).

Traktorparade zum Fest des Apfels in Aghia

Lautes Hupen kündigt den vorläufigen Höhepunkt der Eröffnungsfeierlichkeiten an. Eine Parade von knapp hundert Traktoren und Landmaschinen zieht unter lautem Dröhnen über die Straße am Festplatz vorbei. Putin wäre sicher neidisch auf diese lange Reihe von Fahrzeugen mit überlegener und funktionierender Technik. Gerade siegreich im Felde zurückgekehrt, werden hier Gifthaubitzen, Mehrfachobstkistenlader und fahrbare Pflückvorrichtungen dem staunenden Volk am Straßenrand präsentiert. Journalisten von Presse Funk und Fernsehen richten ihre Kameras auf die heimgekehrten Kämpfer im Spezialeinsatz gegen den Apfelspanner.

In der Enteschlacht gefallen: diese Äpfel bleiben im Felde zurück (Apfelplantage nach der maschinellen Ernte in Aetolofos bei Agia).

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