Aptera und ab gehts, leider…

Es sind nicht einmal mehr 24 Stunden vor unserem Abflug von Iraklion nach Halle, viel Zeit zu Schreiben bleibt nicht mehr. In Aptera, oberhalb eines Steilhangs an der schon in der Antike strategisch wichtigen Suda-Bucht gelegen (unweit von Chania), gab es eine größere antike Stadt, die ihre Blüte in der römischen Zeit erfuhr. Der heutige Ort Aptera besteht aus drei Tavernen, einem Lebensmittel- und Allzweckladen (Pantopolio), einem Denkmal für den Luftwaffenkapitän Kellaidis (an dessen Einweihung wir vor fünf Jahren teilnahmen),  etwa 300 Einwohnern und etwa so vielen Katzen. Aptera haben wir für die letzten vier Tage hier ausgesucht, weil wir die Unterkunft mit ihrem unglaublichen Service, der Größe des Appartements und des unglaublich günstigen Preises und vor allem des freundlichen und hilfsbereiten Vermieters schätzen. Etwas Werbung hat Nectarios Mavromatikis, so sein Name, für sein  Appartementhotel verdient: http://www.aptera-lodge.com/

Kurzum: was man hier machen kann:

Einen Ausflug in die Stadt Chania, was wir vorgestern machten, als das Wesser drohte, umzukippen, kräftige Winde wehten, und mächtige wellen im Hafen aufliefen:

Chania

Chania, die antike Stadt Kydonia, nannte sich nach der arabischen Besetzung Al Hanim, Herberge, woraus sich das heutige Chania herleiten soll. Es existieren alternative Deutungen, für unsere Betrachtungen ist das gleich; denn die Stadt zeigt auch ohne Geschichtslexikon bereitwillig ihre „multikulturellen“ Wurzeln. Das hat sie mit den meisten Metropolen des mediterranen Raums gemein, und diese Erkenntnis bedürfte eigentlich keiner besonderen Würdigung, wenn das Klima nicht so wäre, wie gerade jetzt (Herbst 2018)

Ausflug in die Dörfer: Kokkino Chorio und Gavalochori

Gestern kippte das Wetter erstmalig in diesem Sommer. Einen ganzen Tag Dauerregen. Die geplante Wanderung durch die Irini-Schlucht entfiel, aus verständlichen Gründen, weil wegen der plötzlich einsetzenden Sturzbäche viel zu gefährlich. Statt dessen machten einen Ausflug in die Dörfer, wo wir uns unter anderem mit Rakomelo aufwärmten.

Einen Ausflug quer durch die Berge auf die andere Inselseite, an die Südküste, nach Sougia, was ein schöner Badeort ist, heute nur schön, denn der aufkommende, srarke Wind über dem Mittelmeer hat die Wellen weiter aufgebaut, die mit donnernder Kraft das Meer in eine Waschmaschine verwandelten.

Und:

Katzen füttern.

katzen aptera

Das Markenkatzenfutter in der lila Tüte gibt es im Pantopoleio des Ortes jederzeit in ausreichender Menge. Meistens wird es von Touristen gekauft, erzählt uns der Ladeninhaber.

Auf Kreta gibt es überall Katzen, genauer gesagt, verwilderte Hauskatzen, in allen erdenklichen Farben und Fellzeichnungen, fast ausnahmslos sind sie ziemlich hochbeinig schlank, und ziemlich menschenfreundlich. Anders, als man Hauskatzen (fälschlicherweise) nachsagt, leben sie meistens in kleinern, locker gefügten Gruppen zusammen. Erfreulich ist, dass viele Kreter ausgesprochene  Tierliebhaber sind. Anders als im übrigen Griechenland wird man nicht erleben, dass ein Kellner missmutig ein Kätzchen tritt, viele Kreter haben selber ihre persönlichen Katzen, neben all den wilden und halbwilden Exemplaren, die hier herumlaufen (und sich merkwürdigerweise bestens mit den Hunden im Revier vertragen).

Die Eltern unserer Vermieter sind ein besonderes Beispiel. Seit Jahrzehnten schon scharen sie, gemeinsam mit befreundeten Nachbarn, eine ziemliche Katzenkolonie um sich, in einem leerstehenden Nachbarhaus haben sie so etwas wir eine inoffizielle Katzenfütterungs- und Pflegestation eingerichtet. Nicht nur das. Im gepflegten Haus, wo die beiden älteren Herrschaften wohnen, ist nun noch eine Ziege eingezogen. Der hat ihre dumme Mutter nach der Geburt auf den Kopf getreten, seitdem ist das Tier, das mittlerweile ausgewachsen ist, ein „Pflegefall“, wohl besonders in psychologischer Hinsicht. Nach der Genesung und Tierarztbehandlung wurde das Tier von der übrigen Herde verstoßen, und nun kümmern sich Menschen um sie. Gestern Abend sahen wir den alten Herren mit der Ziege an der Leine spazieren gehen, sie müsse mal Pipi machen, sagte er. Meistens schläft sie in einem extra Raum in der Wohnung, auf einem Sofa. Liebenswürdige Menschen. Kreta halt.

Ungewisse Heimreise

Dass man nicht gerne an die Abreise denkt, geht vielen Urlaubern so. Wir haben nun noch ein spezielles Problem: Im Mittelmeer baut sich, wenn man den Wetterdiensten folgt, ein gewaltiger Wirbelsturm auf, ein so genannter „Medican“. Heute Nacht soll er Griechenland treffen , und hier genau vor zwei Stunden.  Fährverbindungen sind unterbrochen, aber wir wollen/müssen morgen von Iraklio nach Leipzig/Halle aufbrechen.  Es sind Windgeschwindigkeiten bis zu 120 km/h angesagt. Es ist jetzt 1:00 Ortszeit: noch ist alles ruhig, es regt sich kein Lüftchen, und man hört nur das abendliche Gezirpe der Zikaden. Hoffentlich ist es nicht nur die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm.  Das wirtschaftlich geschwächte Griechenland kann keine weiteren Katastrophen gebrauchen.

Kalo Chimona !