Die Meteora-Klöster dürften wohl neben der Akropolis zu den am besten besuchten und bekannten Sehenswürdigkeiten Griechenlands zählen.
Dies ist wohl weniger der eher durchschnittlichen kunsthistorischen Bedeutung oder der Frömmigkeit der Touristen zu verdanken, sondern deren aberwitzigen Lage hoch oben auf den bizarren Felsen aus Konglomeratgestein, die auch die umliegende Landschaft prägen.
Die Felsen sehen aus wie überdimensionierte Kleckerburgen. Es sind Reste verfestigter Geröllmassen eines Flußdeltas, die hier vor ca. 25 Millionen Jahren angeschwemmt wurden. Das, was sich durch Sackungsprozessen nicht verfestigte, wurde bei nachfolgenden Erosionsprozessen wieder freigespült, so entstanden die merkwürdigen Felsen, die aus der flachen Landschaft wie riesige Kleckerburgen heraus. Aus der Nähe betrachtet, sieht ihre Masse mit den darin eingebetteten Kieselsteinen aus, wie grober Beton. Das, was so unecht aussieht, ist jedoch noch das echteste an Meteora.
„Μετεωρος“ bedeutet „in der Höhe schwebend“ (Meteorologen beschäftigen sich auch mit all dem was da in der Höhe herumschwebt, von wo auch die und Meteoriten
kommen)
Daher der Name der Ansammlung von Klöstern, deren erste im 11. Jahrhundert n. Ch. auf den Spitzen der Felssäulen entstanden. Mit der Gründung des Hauptklosters Metamorphosis, auch heute noch der größten Anlage, entwickelten sich die auf vielen Einzelfelsen sitzenden Klöster zu einer Art Mönchsrepublik, nach dem Vorbild des Athos.
Der Grund für die merkwürdige Wahl der Bauplätze war weniger die gute Verteidigungsmöglichkeit der Felsen. Vielmehr entsprach die Lage dem Wunsch, die propagierte Askese und Einsamkeit auch nach Außen sichtbar darzustellen.
König Symeon, ein Sproß serbischer Könige und mütterlicherseits aus der byzantinischen Kaiserdynastie der Paläologen abstammend, im 14. Jahrhundert Herrscher über Thessalien und den Epiros, war den Meteoraklöstern als Sponsor besonders zugetan.
Namenspatron des Königs war der heilige Symeon Stylites, Er war der erster der hoch verehrten „Säulenheiligen“ der christlichen Kirche im 4. und 5. Jahrhundert. Säulenheilige waren Menschen, die als Zeichen besonderer Askese auf das Kapitell einer frei stehenden Säule kletterten, und versuchten, dort in aller Abgeschiedenheit zu leben. Deren Säulen wurden eigens für sie errichtet, und die Plattform war selbstverständlich aus Gründen der Arbeitssicherheit mit einer Rüstung umgeben, damit der Mönch nachts nicht versehentlich herunter fiel. Die Säulenheiligen hätten sich auch in eine Höhle verkriechen können, wie viele Eremiten es taten, um sich der Askese zu widmen. Aber da ist Einsamkeit für Außenstehende weniger sichtbar, eignet sich also kaum zu Propagandazwecken. Versorgt wurden die Säulenheiligen mit Almosen, die ihnen ihre Verehrer in die Körbchen füllten, die der Asket dann an Stricken auf seine Säulenplattform hochzog.
Die Meteora-Klöster sind im Prinzip nichts anderes als übergroße Ansiedlungen von Säulenheiligen. Es ist auch kein Zufall, dass Säulenheilge in den Fresken der erhaltenen Klosterkirchen des 14.-16. Jahrhunderts sehr häufig dargestellt werden.
Die Versorgung der Meteora-Klöster verlief im Prinzip auch ähnlich, wie die der Heiligen auf den Säulen. Zum Aufstieg benutzten die Mönche halsbrecherische Leiterkonstruktionen, ältere und Kranke kamen in den Genuss eines „Aufzuges“, einer Art Korb, der an einer riesigen Haspel hing, mittelalterlichen Hafenkränen nicht unähnlich. Auch Nahrung wurde Nahrung so nach noch oben geschafft. Die heute in den meisten Klöstern vorhandenen Treppenanlagen sind eine Errungenschaft des des touristisch geprägten 20. und 21. Jahrhunderts.
24 Klöster gab es einst, heute sind nur noch sechs von ihnen in Betrieb. Die übrigen existieren nur noch als schwer erreichbare Ruinen oder verschwanden vollständig.
Von Einsiedelei kann nun auch keine Rede mehr sein. Die Klöster leben vom Massentourismus.
Vor 15 Jahren war ich ein paar mal dort, besonders die in den Kirchen, etwa des Varlaam-Klosters erhaltenen Fresken faszinierten mich. Das ist vorbei.
Selbst an einem Dienstag Ende September parken riesige Reisebusse, die unfassbare Massen an Pauschalreisenden, insbesondere aus den ehemaligen Ostblockländern ausschütten, in den Parkbuchten der bis in die Berge prächtig ausgebauten Strassen vor den Klöstern, In den Kirchen sich etwas anzusehen, ist nahezu unmöglich. Kaum einmal die Struktur der typischen Kreuzkuppelkirche läßt sich erfassen, wenn Gruppe für Gruppe durch die kleinen Kirchenräume geschoben wird. Die Wandmalereien leiden unter den sich an sie scheuernden Menschenmassen, es geht zu wie in einer Sardinenbüchse, nur lauter, denn die mehrsprachigen Reiseführer keifen sich gegenseitig an, schlichtweg, die Hölle auf Erden. Die Kloster wurden mittlerweile ausgebaut, um die Massen an „Pilgern“ zu fassen., Auch darunter leidet die Denkmalsubstanz. Wand an Wand zu den wenigen erhaltenen originalen Denkmalen hat man Besucherräume in verkitschtem neobyzantinschen Stil geklatscht, und täglich wird weitergebaut. Die Kloster sind zu überdimensionierten Kassenhäußchen verkommen
. Eine Kerze aus dünnem Wachs kostet zwei Euro, kaum hat der Besucher sie angezündet und sich umgedreht, wird sie wieder vom Klosterschergen mitsamt hundert anderer aus dem Sandbett des Ständers herausgefegt und in die Kiste zum Einschmelzen geworfen. Die Halbwertszeit einer Kerze beträgt hier weniger als dreißig Sekunden. Man möchte eigentlich eine Reisewarnung aussprechen: bitte Meteora weiträumig umfahren. Vielleicht lohnt sich ein Besuch im Februar, möglichst am 30. oder 31en. Wer weiß. Auf den umliegenden Felsen turnen in halsbrecherischer Weise halbwüchsige Jungrussen und machen „Selfies“ vor dem Abgrund. Es geht zu, wie auf dem Rummelplatz.
Bei all dem selbst verursachten Remmidemmi bestehen natürlich die Klöster auf die Einhaltung ihrer Traditionen, die vorwiegend in sexuell motivierten Kleidervorschriften bestehen. Frauen dürfen die Klosteranlagen nicht mit kurzen Ärmeln oder gar mit Hosen!! betreten. Sie müssen sich dann Flattertücher aus einer Kiste greifen, die sie sich um die Beine wickeln sollen. Demut und Unterwerfung müssen halt öffentlich zur Schau getragen werden. Manche Besucherinnen nehmen das dann derart ernst, dass sie damit auch noch ihren Kopf verschleiern, weil sie ein orthodoxes Kloster nicht von einer Moschee zu unterscheiden wissen. Derart alberne Figuren drängeln dann lärmend durch das zum Erlebnis- und Verkaufszentrum transmutierte Kloster.
Man erreicht Meteora bequem von Larissa aus kommend über die Schnellstrasse in das ca. 50 km westlich entfernte Trikala. Vor Trikala schwenkt man rechts ab, nach Kalambaka, das bereits unter einem der großen Betongfelsen liegt. Von dort begibt man sich etwa 3 Kilometer weiter nach Kastraki,,wo man es genügend Hinweisschilder zu dem einzelnen Klöstern findet. In den Öffnungszeiten wechseln sich die Klöster ab,.Jeden Tag hat ein anders Kloster Feiertag, so ist der Rundumbetrieb gesichert.
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