Rund um Kephalonia

12-14-09.2013

Der botanische Garten von Argostoli enthält in seinem großzügigem Areal mindest 30 verschiedene Pflanzenarten, die – bis auf wenige Ausnahmen –durchaus korrekt beschriftet sind. Durch den Garten rauscht ein kleiner Bach, es gibt einen Teich, und mit dem an sich spärlichen Pflanzensortiment werden verschiedene „Pflanzengesellschaften“ und Themenräume angelegt.Der Spaziergang durch den Garten lohnt sich, wenn auch nicht unbedingt durch den erwarteten Erkenntnisgewinn. Leider ist der Garten kaum ausgeschildert, am besten fragt man nach der örtlichen Polizeistation, der Garten liegt gegenüber.

 

Will man der Hitze von Argostoli entfliehen, so empfehlen sich Ausflüge zu dem in der Nähe liegenden Stränden. Empfehlenswert: „Trapezaki“, liegt am Ende eines Baumbewachsenen Tales, sauberer Sandstrand, sehr gepflegt.

 

Wer es dagegen richtig erfrischend kühl haben möchte, sollte einmal die Insel von Argostoli aus Richtung Sami durchqueren. In der nähe von Sami liegt sice Höhle von Melissani, die in gewisser Weise ein Naturwunder darstellt. Die Höhle ist Teil eines langen Karsthöhlensystems, das bei Argostoli im Meer beginnt und die ganze Insel bis nach Sami durchzieht. An der Eintrittsstelle des Meerwasssers bei Argostoli gab es einst Mühlen, deren Räder von dem einströmenden Wasser angetrieben wurden. Bei Melissani tritt dieses Wasser wieder aus dem Berg aus – wo es wiederum kleine Mühlen antrieb. Was das Wasser veranlasst, quer durch die Insel zu fließen, ist offenbar bis heute unbekannt nicht geklärt. Die Tatsache, dass das Wasser diesen 16 km langen Weg durch das Gebirge nimmt, kennt man seit den 1960er Jahren durch Färbeversuche.

Vor ca 5000 Jahren stürzte eine Kaverne des Karstsystems ein, worauf sich ein baumbestandenes Loch mit einer angrenzenden Tropfsteinkammer ergab. Das Loch ist von Bäumen umstanden, das Wasser türkisfarben und Sommers wie Winters kontinuierlich 15 Grad kalt. Durch einen künstlich angelegten Gang gelangt man hinein, worauf man dann von einem Fremdenführer im Boot einmal umhergerudert wird.

 

Etwas beeindruckender, allerdings ohne Wasser, ist die in der Nähe liegende Drogarati-Höhle. Hier unten ist es richtig kühl, die Tropfsteine ansehnlich, wenn auch – wohl schon in früheren Zeiten – zur Souveniergewinnung ihrer Spitzen beraubt.

 

Etwa auf halbem Wege zwischen Sami und Argostoli führt ein Seitenstraße in Richtung Kloster „Ajois Gerasimos“. Das (neue) Kloster lohnt sich nicht, dagegen sollte man unbedingt die in der Nähe liegende Winzergenossenschaft besichtigen, die hier die nur auf Kephalonia wachsende Weißweintraube „Robola“ zu einem einzigartigen trockenen Wein verarbeitet. Robola gehört mit Abstand zu den besten Weißweinen Griechenlands überhaupt. Die Genossenschaft exportiert auch nach Deutschland – jedoch nur in so geringen Mengen, dass der Wein dort kaum aufzutreiben ist (www.robola.gr).

Die Robola-Rebe ist wohl auf Kephalonia entstanden, ihre genaue Entstehung liegt im dunkeln. Die kleinfrüchtigen Beeren sind nicht sehr ertragreich, ergeben jedoch schöne, trockene Weine mit einem vollfruchtigem Aroma.

Die modernen Kelteranlagen lassen sich besichtigen, die Weine auch probieren und käuflicbh erwerben. Leider muß man hierzu die seltenen Zeitpunkte abpassen, wo nicht gerade wieder eine Busladung Russen die Aufmerksamkeit des Personals bindet.

 

Lixouris selbst war lange Zeit – bevor es die Rolle an Argostoli abtrat – Hauptstadt von Kephalonia. Der Weg nach Lixouris ist landschaftlich interessant, die Stadt bietet rein gar nichts an Se-henswürdigkeiten. Nur der mächtige Gummibaum auf dem Marktplatz überlebte die Zerstörung der Stadt durch das Kephalonia-Beben von 1953.

 

Auch wer nicht Baden möchte, sollte unbedingt den Strand von Xi besuchen. Xi liegt nicht weit entfernt, südlich von Lixouri. Die Küste besteht aus an die 20-30 meter hohen „Felsen“ aus weißem Ton, die durch Erosionsprozesse bizarre Formationen ergeben, die stark an die Kreidefelsen von Rügen erinnern. Vom Sandstrand aus kann man einige 5o Meter durch das flache, badewannenwarme Wasser ins Meer hinauslaufen, ohne Schwimmen zu können. Für Familien mit Kindern ideal.

 

Leider ist es kaum möglich, durch Griechenland zu reisen, ohne irgendwo an die Verbrechen der Deutschen Wehrmacht und der SS erinnert zu werden. Auf Kephalonia trifft man oberhalb von Argostoli, nicht weit vom Leuchtturm entfernt, auf das „monumento ai caduti “.  Das schlichte Monument gedenkt der über 9000 italienischen Soldaten, die nicht nur Opfer von Kampfhandlungen wurden, sondern Großteils Opfer eines grausamen Rachezuges der Wehrmacht wurden. Allein über 5200 gehörten der italienischen Division „acqui“ an, die von ihnen wurden in einem Massaker von der Wehrmacht hingerichtet.

http://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_auf_Kefalonia

 

Da Italien, das zunächst bis 1941 an der Seite Hitlerdeutschlands Griechenland besetzte, sich September 1943 den Allierten ergeben hatte, wurden auf Kephalonia festsitzende italienische Seiten nun als Feinde und Verräter aufgefasst. Es erging der Befehl vom Oberkommando der Wehrmacht, dass „wegen des gemeinen und verräterischen Verhaltens auf Kephalonia keine italienischen Gefangenen zu machen“ seien. Am 21. September 1943 wurde die gesamte Divison von Acqui, die sich komplett den Deutschen ergeben hatten, hingerichtet. Weitere Italiener starben bei Evakuierungsversuchen, indem ihre Schiffe versenkt wurden oder bei direkten Kampfhandlungen.

 

Die Kriegsverbrechen der Wehrmacht hatten nach 1945 kaum ein ernsthaftes juristisches Nachspiel. Erst auf Anfrage Simon Wiesenthals nahm man 1962 Ermittlungen auf, die 1967 unter fadenscheinigen Begründungen eingestellt wurden. Auch weitere Versuche einer juristischen Aufarbeitung des Kriegsverbrechens verliefen immer wieder im Sande, zuletzt im Jahre 2006.

 

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert